Hi Leute,
in meiner Serie über fremde Kulturen muss ich Euch mein Erlebnis gestern im Supermarkt erläutern, spezifischerweise an der Kasse. Scheinbar lassen sich fremde Kulturen an der Supermarktkasse am besten studieren.
Wer in Deutschland einkaufen geht kennt den Drill. Sachen aufs Laufband und nach dem scannen der Ware aber schnell wieder runter. Die Kassiererinnen sind üblicherweise vom Type „Kugelstoßerin“ und man hat doch ziemliche Angst, die Ware nicht rechtzeitig vom Band zu nehmen. Ich hab schon Leute gesehen, die wurden beim Aldi in den Schwitzkasten genommen und durften erst nach starkem Protest wieder aus der Kühltruhe raus. Ihr kennt ja die Tricks – immer schön das Gemüse (das muss ja abgewogen werden) locker verteilen, damit man einen leichten Vorsprung vor der Kassiererin behält.
In Italien geht das anders. Während in Deutschland in einem vollen Laden maximal 2 Kassen besetzt sind haben in Italien mindesten 8 Kassen auf. Wer das jetzt für effizient hält sei gewarnt. Während in Deutschland an 2 Kassen maximal 3 Sekunden Wartezeit herrscht sollte man in Italien immer eine Flasche Wasser im Einkaufswagen haben, damit man nicht verdurstet. Eine Bedienungszeit von 30 Minuten – pro Person – ist durchaus üblich und der Grund auch übrigens schnell gefunden. Ganz Italien ist eine große Familie und beim Einkaufen – wie eigentlich überall – wird lautstark geredet, diskutiert und beraten. Das hört sich für einen wie mich dann immer so an: „ Ciao Marco – come de Bambini – ah, pronto – fantatico, molto bene, usw.“ In Italien ist übrigens nie einer schlecht gelaunt. Bei uns ist das ja immer etwas anders: „Wie geht es – Na muss ja – Ja, mir geht’s auch nicht so gut – Ja, es geht abwärts“. In Italien freut sich jeder, dass er den Bruder vom Schwager des Lottogewinners im Nachbardorf kennt. Zurück zur Kasse: Beliebte Diskussionsthemen sind natürlich die Waren auf dem Laufband. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Leute die Waren nicht kaufen, weil sie diese brauchen, sondern weil sie so gerne drüber reden. So hatte die Frau gestern vor mir an der Kasse (diese ist der Auslöser dieser Geschichte) nur eine Packung Always Ultra gekauft. Der Bezahlvorgang dauerte 33 Minuten, weil sich eine umfangreiche Diskussion zur Lösung von Menstruationsbeschwerden entwickelt hatte, wenn ich das richtig mitbekommen hatte. Beim Kauf von Milchtüten wird man auf jeden Fall in die Diskussion um die EU Agrarpolitik verstrickt (was üblicherweise mit dem Beschimpfen der Franzosen endet), beim Kauf einer einfachen Tüte Mehl bekommt man schon mal die besten Kuchenrezepte der Oma.
Um ehrlich zu sein, ich hab mich an das lange Anstehen gewöhnt. Demnächst werd ich beim LIDL mal anfangen und beim Kauf der Pizza mal gemütlich über Italien diskutieren. Ich meld mich dann wieder, wenn ich aus dem Krankenhaus raus bin…..
Ciao
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