Nach dem großen Erfolg unseres Reiseberichtes „Durch das wilde Norwegen“ nun der zweite Teil nach nun etwas mehr als einer Woche Urlaub. Heute ist Chill-Tag, nachdem wir uns gestern die Füße wundgelaufen haben, aber dazu später mehr.
Wir bleiben bei unserer Meinung zu Norwegen: Es ist ein unglaublich abwechslungsreiches Land. Hinter jeder Ecke sieht es anders aus. Kaum kommt man um eine Fjordecke, schon glaubt man auf einer Alm zu sein, auch wenn hier die Schafe Glocken um haben und nicht die Kühe. Oder man kommt aus einem Tunnel und befindet sich plötzlich in einer Seenlandschaft. Man fährt mit der Fähre in einem Obstanbaugebiet los und kommt in einem dunklen Wald wieder an. Wahnsinn! Und ehrlich, an die Fjorde gewöhnt man sich. Es gibt halt nur Wasser oder Berge und dazwischen nix. Und der Übergang ist meist spektakulär, denn die Berge sind hier so an die 2000m hoch. Das hört sich nach wenig an, es geht aber grundsätzlich bei null los. Das ist dann schon sehr schief. Wir haben uns sagen lassen, dass die Norweger ihre Kinder festbinden müssen, damit sie nicht in den Fjord rollen.
Genauso abwechslungsreich wie die Landschaft ist auch das Wetter. Der Übergang von Sonne zu Regen geht in Sekunden und teilweise hat man auch beides gleichzeitig, nette Regenbogenbilder gibt’s dann gleich dazu. Ja, wer aus Zucker ist, der hat hier nix verloren. Aber so schlimm ist es auch wieder nicht, denn es regnet zwar oft aber halt auch nicht ewig. Bisher hatten wir 2 Regentage und heute ist auch einer. Das ist für Norwegen doch ein guter Schnitt, oder?
Zurzeit sind wir am Hardangerfjord in der kleinen Stadt Kinsarvik. Hier bewohnen wir seit vorgestern eine kleine Hütte. Dank Street View zum hier mitgucken (wir sind in der linken Hütte unten am Wasser):
Die Fahrt hierher war der Knaller. Nein, nicht wegen der spektakulären Fjorde (die gibt’s hier überall), sondern wegen unserer Spontanwanderung zum Bondhusbreen. Breen ist norwegisch und heißt Gletscher, davon gibt es hier auch ne Menge. Immerhin gibt’s es den größten Gletscher Europas nicht in den Alpen sondern in Norwegen. Aber den besuchen wir erst in ein paar Tagen. Egal – beim tanken haben wir aus dem Augenwinkel den Gletscher erspäht und eigentlich sah es gar nicht so weit aus, also Wanderschuhe an und los. In herrlichem Sonnenschein ging es an dem Gletschfluss entlang, eine tolle Wanderung. Um den Gletschsee ging es dann schon etwas abenteuerlicher zu, über Hängebrücken, Felsen, Steinfelder, an Wasserfällen vorbei, was ein Event. Wandern in Norwegen qualifiziert in anderen Gegenden schon als Klettern, ich würde es mal Rock-hopping nennen. Nach 2 Stunden standen wir dann vor der Gletscherzunge und haben am eigenen Leib erlebt, wie das mit der globalen Erwärmung so vor sich geht. 1994 (vor nicht mal 20 Jahren) ging der Gletscher noch direkt bis zum See. Und heute endet er ca. 300 m weiter oben.
Der Bondhusbreen im Hintergrund |
Zurück zu unserer Gletschertour: Da es anfing zu regnen (siehe den Abschnitt „Wetter“ in oberen Teil) und wir die 300 m Berghang nicht wirklich klettern wollten sind wir dann doch lieber zurückgegangen. Ohne den Gletscher angefasst zu haben, aber einen Muskelkater reicher, denn die Wanderung war dann doch viel länger als gedacht. Wieder was gelernt – Entfernungen abschätzen müssen wir noch üben. So kamen wir klischnass aber happy wieder am Bus an und haben uns deshalb spontan zu dieser Hütte hier entschieden. Und ja – die Klamotten sind wieder trocken. Und das war unser zweiter Regentag.
Und gestern war Wasserfalltag. Also eigentlich gibt es hier so viele Wasserfälle, dass man denen kaum aus dem Weg gehen kann. Siehe Urlaubsgeschichte Nummer Eins. Aber es gibt halt ganz besondere Wasserfälle, die sind besonders groß oder hoch oder beides. Und der Vǿringsvossen ist der berühmteste Wasserfall Norwegens. Warum, wissen wir immer noch nicht, aber er ist schon recht groß. Und es sind ne Menge Japaner drumrum. Also auf der Aussichtsplatform. Nun sehen so Wasserfälle von oben recht unspektakulär aus. Und die Japaner drumrum stören auch ein wenig. Also haben wir uns auf den Weg nach unten gemacht. Und wieder rauf. Und genau deshalb haben wir jetzt Muskelkater. Wir waren 3 Stunden unterwegs und haben deshalb leider die Öffnungszeiten der Supermärkte verpasst. Deshalb gab es Miracoli statt Fajitas. Und Fajitas gibt es heute. Aber wir haben es geschafft, diesen mächtigen Wasserfall zu spüren. Und obwohl die Sonne schien sind wir wieder nass geworden. Aber diesmal hat uns der Vǿringsvossen nass gemacht. Das haben wir ja aber gewollt.
Wanderung zum Wasserfall |
Voringsvossen |
Zum Thema Wasserfälle haben wir auch ne Menge gelernt. Nein, diesmal nicht im Museum sondern bei der Firma Statkraft. Die machen den Strom hier in Norwegen und die Kraftwerke darf man besichtigen. Da sich die Kraftwerke meistens tausende von Metern in den Bergen (also innendrin) befinden, ist so ein Besuch eine spannende Sache. Nur leider gibt es Führungen nur in der Hauptsaison bis 16. August. Wir sind spät dran. Aber wir lernen trotzdem. Dass es früher in Norwegen noch viiiiel mehr Wasserfälle gab. Aber die werden mittlerweile durch Rohrleitungen geführt und treiben Turbinen an. So erzeugt Norwegen 100% seines Stroms aus Wasserkraft (115 TWh !) und das, obwohl der Norweger 4 mal soviel Strom verbraucht wie das übrige Europa. Man heizt hier mit Strom (und hier wird viel geheizt) und Strom kost ja nix und ist ja auch sauber. Im Prinzip hat Norwegen das größte Sonnenkraftwerk der Welt. Auf dem Atlantik, so bei den Azoren, verdampfen die Norwegen das Wasser im Atlantik. Dann haben sie Ihre Küsten so angelegt, dass es von null auf tausend Meter hoch geht, so dass sich der gespeicherte Wasserdampf abregnet. Und daraus machen sie halt Strom. Praktisch, gell? Netterweise machen sie im Sommer für den Tourismus die Wasserfälle wieder an, weil sie doch so schön sind. So auch der Vǿringsvossen, der ist ab Oktober nicht mehr da. Dann wird wieder Strom gemacht. Zum Heizen. Im Winter. Ach ja, das Öl, das Norwegen so hat, das exportieren sie. Deshalb haben die Norweger Geld ohne Ende (die Erdölförderung ist staatlich und dadurch sind die Steuern niedrig). Da haben wir doch wieder was gelernt. Ist sozusagen ein Bildungsurlaub.
Und am ersten Regentag, am letzten Freitag, da haben wir eine Fähre einfach mal als Ausflugsschiff missbraucht. Und sind den ganzen Lysefjord reingefahren. Wir wollten uns doch noch mal den Preikestolen (wisst ihr noch – unsere Geschichte von letzten Mal) von unten anschauen. Und ehrlich. So 630 Meter glatte Felswand nach oben ist schon ne ganze Menge. Auch wenn es von oben gefährlicher aussieht ;-). Und da es hier ja nicht ständig regnet, haben wir die regenfreie Zeit an Deck verbracht und den Rest drinnen und haben durchs Fenster geschaut. So kann man auch im Regen Sightseeing machen.
Eigentlich müsste ich jetzt noch was über Fähren schreiben. Denn da haben wir jetzt Erfahrung. Und über Tunnel, denn davon gibt es hier auch ne ganze Menge. Das heb ich mir aber fürs nächste Mal auf. Dann haben wir auch unsere Fahrt durch den längsten Straßentunnel der Welt hinter uns, der für morgen geplant ist
Der Lysefjord vom Schiff aus |
Reisetipps:
- Die Wanderung zum Bondhusbreen würd ich immer wieder machen. In Sundal rechts abbiegen, bis zum Parkplatz. Für die Wanderung bis zum Gletscher 3-4 Stunden einplanen
- Zum Voringsvossen muss man von unten ran (der offizielle Platz von oben bietet Japaner und ist unspektakulär). Es gibt einen ziemnlich abenteuerlichen Wanderweg am Fluss entlang - ist super
- Mit der Fähre durch den Lysefjord ist empfehlenswert. Sinnvollerweise nutzt man eine One-Way Tour.
weiter zum 3. Teil
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