Mit dem VW Bus durch Norwegen - Fjordland Teil 4

Eigentlich dachten wir nach den Erlebnissen der letzten Tage, dass es besser nicht werden kann. Doch da haben wir weit gefehlt. Was wir heute gesehen haben war unbeschreiblich schön. Wir versuchen es aber trotzdem – also zu beschreiben.

Allein der Ausblick, den wir gegenwärtig genießen ist schon spektakulär – wir sitzen genau am Geirangerfjord, wo wir heute campen. Die Wolken werden gerade in ein tiefes orange getaucht und lassen die 1500 m hohen Berghänge neben uns wunderschön erstrahlen. Wir wissen jetzt schon – wenn wir morgen früh die Hecklappe vom Bus öffnen – das wird toll.

Aber nein, das ist gar nicht der Grund für unser unbeschreibliches Gefühl. Denn was wir heute an Abwechslung erlebt haben, das haben wir uns nicht träumen lassen. Wir mögen die Abwechlung in diesem Land, das wisst Ihr ja schon. Dabei wollen wir nur vom Jostedal zum Geirangerfjord, Luftlinie keine 50 km. Ja mit dem Paddelboot waren wir schon mal fast hier, wir hätten nur den Jostedalsbreen überqueren müssen. Aber nein, das geht natürlich nicht. Also benutzen wir die nächste Passtrasse, das macht dann 230 km Fahrtweg. Und das wird das Erlebnis schlechthin. Wir fahren in einer Gletscherlandschaft los und schlängeln uns durch das Jostedal, das eigentlich Josteschlucht heißen sollte. Neben uns der cyan funkelnde Gletscherfluss. Nach20 km und 800 Höhenmetern wechselt die Landschaft rapide. Wir fahren am Ufer des Lustrafjords entlang, links 1000 m hohe Berge, rechts der Fjord und auf der anderen Fjordseite tolle Wasserfälle. Schon schick. Kann es noch besser werden? Es kann! Denn kaum ist der Fjord zu Ende begeben wir uns in eine Almlandschaft mit saftig grünen Wiesen, Kühen, Feldern und Bauernhöfen. Sind wir in Norwegen? Wir sind, denn kurz danach schrauben wir uns durch wasweißichwieviele Serpentinen auf 1450 m Höhe. Es verschlägt uns die Sprache. Die Temperatur sinkt auf 3 Grad, es fängt leicht an zu schneien und die Landschaft ist so bizarr, das es schon fast unnatürlich aussieht. Die Baumgrenze haben wir längst hinter uns gelassen, hier wächst nur Moos und Flechten an den Felsen. Ist hier das Ende der Welt? Neben uns die höchsten Berge Norwegens mit 2400 m Höhe Schneebedeckt, teilweise schlängeln sich Gletscher ins Tal. Ehrlich, man vergisst das Atmen. Weiter geht es durch Schluchten, an Seen vorbei und plötzlich hat sich die Landschaft wieder gewandelt. Um uns herum nur Wälder, soweit das Auge reicht. Sind wir in Kanada? Nein, da hinten steht ein Schild „Geiranger“ noch 30 km. Doch statt nach unten (he – der Fjord liegt auf Null) geht es weiter aufwärts. Abermals passieren wir die Baumgrenze und 10 km vor dem Fjord sind wir auf 1500m Höhe (!). Und nun wissen wir, warum der Geirangerfjord so beliebt ist. Von hier aus schauen wir genau auf den Fjord, eingebettet zwischen den Bergen. Ein Kreuzfahrtschiff dort unten ist kaum zu erkennen. Wahnsinn! Dazu schein auch noch die Sonne und nun sitzen wir hier, trinken unseren Sekt und können es eigentlich immer noch nicht fassen. Und es waren doch nur 230 km und keine Weltreise, oder?Aber vielleicht haben wir das alles auch nur geträumt. So ganz real kann es eigentlich nicht sein….












Und weil mein Akku noch nicht leer ist, gibt es heute wieder etwas „Sendung mit der Maus“. Wie sind die Fjorde entstanden? Und wie kommen die großen Steine überall hin (siehe Bericht 1 – und nein, es waren nicht die Trolle).


Dazu müssen wir etwas an der Zeitschraube drehen, also in die Vergangenheit schauen. Also ganz weit zurück, so ein paar hundert Millionen Jahre. Da kollidierte die europäische Kontinentalplatte mit der Amerikanischen dort, wo heuteNorwegen ist. Entstanden ist ein riesiges Faltengebirge, also etwa so wie die Alpen oder das Himalaya. Nun hat die Zeit ordentlich an den Bergen genagt und es entstand ein riesiges Hochplateau, landschaftlich eher langweilig. Und dann kam die Eiszeit vor 100.000 Jahren. Es enstanden riesige Gletscher, die sich von Norwegen (denn dies war der höchste Ort) bis nach Schleswig Holstein ergießen. Tja, und diese Geltscher tun genau das, was zum Beispiel Colorado River in Amerika tut: Sie fräsen Gräben von mehreren tausend Metern Tiefe in das Gestein, denn Eis ist ungleich gefräßiger als ein Fluss. Und fertig ist ein Fjord. Und die Felsen? Die hat der Gletscher einfach da liegengelassen, als er sich zurückzog. Da hat ja keiner hinterhergeräumt. Und damit ist diese Frage auch beantwortet .

Reisetipps:
  • Der Campingplatz http://www.grande-hytteutleige.no/ ist der Hammer. Nicht verpassen
  • Hier kann man im Sommer auch Paddelboote oder kleine Motorboote leihen. Es ist ein tolles Erlebnis, in der Einsamkeit über den Fjord zu fahren. Alex recommends Kayak.

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