Mit dem Wohnmobil durch den Westen der USA - Teil 6

Mit dem Wohnmobil durch den Westen der USA - Teil 6
BRYCE BIS SAN FRANCISCO


ja, irgendwann ist auch ein so toller Urlaub mal zu Ende. Es waren genau 21 Tage, ehrlich, uns kam es vor wie Monate. Waren wir erst vor 3 Wochen hier in San Francisco? Wir können uns gar nicht mehr richtig erinnern, so viel ist passiert, so viel haben wir gesehen, so viel Freude, Entspannung und Erlebnisse haben wir gehabt. Und dann hat auch noch alles wunderbar geklappt. Es ist nix kaputtgegangen und bis auf einen kleinen Schaden (Kosten 42 Dollar) am Wohnmobil wegen Stein umgefahren ist auch nix passiert. Immerhin weiß ich jetzt warum es diese „Steinschlag“ Schilder gibt. Bisher dachte ich immer, was soll man schon machen, wenn da jetzt ein Stein vom Himmel kommt. Ist man eh platt. Aber nein, dafür sind die natürlich nicht da, sondern man sollte damit rechnen, dass hinter der nächsten Kurve ein Stein liegen könnte. Ahhhhh. Kapiert. Aber halt erst nachdem ich den Stein umgefahren hatte. Auspuff verbogen – nicht schlimm. Unsere Erinnerung an den Grand Canyon. Aber sonst hat alles genau so geklappt wie wir uns es vorgestellt haben. Naja, das ist natürlich auch nicht schwer, wenn man spontan unterwegs ist und morgens noch gar nicht weiß, wo man denn abends eigentlich landet. Da kann dann ja auch nichts schief gehen, gell.

Wo war denn der letzte Urlaubsbericht zu Ende? Ach ja, das war ja noch in Utah, irre weit von hier entfernt und dazwischen noch die Wüste von Nevada. Das war aber nicht schlimm, denn wir haben es netterweise an einem Tag geschafft, von Utah wieder zurück nach Kalifornien zu kommen. Schick, das ging schneller als gedacht. Jutta hat eine tolle Route ausgesucht, der „Extraterrestrial Highway“, so genannt weil er an der Area 51 vorbeifährt. Wir haben aber keine Außerirdischen gesehen, leider, und von der Area 51 kriegt man natürlich auch nix mit. Außer eine total heruntergekommene Kneipe als Wallfahrtort der UFO Fans und Area 51 Konspirationsanhänger. Ist aber im Endeffekt eine kleine Bretterbude von den Ausmaßen unseres Wohnmobils, dass auch sehr geschlossen aussah oder der Inhaber wurde von Aliens entführt. Was weiß ich, eigentlich wollte ich da ein paar Souvenirs kaufen aber es war überhaupt nix los da. Eher das Ende der Welt. Na ok, ist wohl sicher der Grund warum die Air Force das gerade da hin gebaut
hat. Was für uns nett war, wir hatten die Straße für 1000 km für uns alleine, durften 70 Meilen die Stunde fahren und waren daher viel schneller unterwegs als gedacht. Überhaupt ist man in Amerika viel schneller unterwegs, als ich es von früher gewohnt bin. 55 Meilen die Stunde ist schon lange Geschichte und man darf eigentlich überall bis 65 Meilen fahren, auf den Autobahnen sogar meist 75, einmal sogar 80 (wow, das sind 130 Sachen). Ehrlich, da kommt man schnell von A nach B und so sind auch mal längere Strecken kein Problem. Und wie gesagt, nach einem Tag Wüste kamen wir vor 3 Tagen wieder in Kalifornien an.

Dabei haben wir morgens vor der Abreise noch den „Sunrise Point“ im Bryce Canyon angeschaut und sind sogar noch ein wenig in den Canyon gewandert. Der Name ist Programm, die Amis sind halt ultra praktisch veranlagt und damit jeder weiß wo er zu welcher Zeit hin muss  gibt es im Bryce einen Sunrise Point und einen Sunset Point. Den Sunset Point haben wir logischerweise abends gemacht und ehrlich, wenn man da abends steht, dann verschlägt es Einem die Sprache. Der Park ist so genial, die Felsformationen so einzigartig, dass man es auf keinen Fall verpassen darf, dort hinzufahren. Es ist einfach nur „wow“. Und die Farbe ist so einzigartig, so schöne orange Felsen gibt es nur im Bryce. Naja, im Kodachrome Park auch noch, aber der ist ja auch nur wenige Meilen vom Bryce entfernt. Und da wir daher nicht allzu weit fahren mussten hatten wir im Bryce viel Zeit und den „best 3 Mile hike of the world“ gemacht, einmal 250 Meter hinab in die Felsen, durch enge Schluchten, vorbei an wilden Felsformationen und um uns herum eine märchenhaft schöne und bunte Landschaft. Wie Alice im Wunderland, ehrlich. Ob es nun die beste 5km Wanderung der Welt ist, können wir natürlich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht sagen aber was Besseres haben wir bisher nicht gesehen. Die Wanderung im Arches war ähnlich schön, aber halt länger als 3 Meilen. Und die Wanderung letztes Jahr auf Teneriffa war auch ca. 3 Meilen, ähnlich gut, auch in ca. 2500 Höhe, aber nicht ganz so spektakulär (aber auch sehr empfehlenswert). Und die Wanderungen in Norwegen? Bekommen Punktabzug wegen Regen als wir am Gletscher waren (aber sonst traumhaft schön) und unmöglicher Wegstrecke am Vöringsfossen (na ok, da haben wir den Wanderweg verpasst). Also bestätigen wir erstmal die Aussage „best 3 Mile hike in the world“. Wir werden uns melden, wenn wir was besseres finden.






Aber wie gesagt, die Felsformationen im Bryce sind schon einzigartig. Die Dinger haben auch einen eigenen Namen . Hoodoos. Muss ich mal googlen, wenn ich wieder online bin. Die Dinger entstehen nur unter speziellen Bedingungen. Klar, es muss Sandstein sein, also eine Sedimentschicht aus dem Meer oder einem See, das sich irgendwie nach oben gehoben hat. Entweder durch Salzhebung, also so wie in Helgoland oder durch Gebirgsfaltung, so wie im Südwesten von Amerika. Da gibt es ja wegen der Faltung der Rockies ganz viele solche Phänomene, also der Grand Canyon, die Arches und so weiter. Und nun weiß ich auch, warum der Colorado durch ein Gebirge durchfließt und nicht drumrum, der Fluss war nämlich eher da als das Gebirge. Und was soll der arme Fluss machen als sich da einen Canyon zu bauen während das Gebirge um ihn herum weiterwächst. Und ehrlich, ist der Canyon erstmal angefangen kommt er da ja nicht mehr wieder raus, gell. Egal, zurück zu den Hoodoos, denn die gibt es nur im Bryce, anderswo gibt es halt herrliche Canyons (Grand Canyon, Canyonlands), schicke Felsbögen (Arches), tolle Felsplateaus (Valley of Fire) oder Felsmonolithen (überall). Aber die Hoodoos, die gibt es nur im Bryce. Das liegt am Klima – kein Witz. Denn die Hoodoos entstehen durch Eiserosion, also wenn Wasser den Fels kaputtsprengt. Und am Bryce, da gibt es über 200 Tage im Jahr nachts Frost und tagsüber wieder Tauwetter. Sogenannte Freeze-Thaw Cycles. Und schwupps, entstehen lustige Zipfelmützen aus Fels. Da haben wir doch wieder was gelernt.

Und nicht nur gelernt, sondern auch am eigenen Leib erfahren. Erstmal: Es hat geregnet. Ziemlich dolle. Netterweise war es zur Wanderung noch trocken aber abends gab es ein ziemlich dolles Gewitter. Gibt’s da häufig und das ist gefährlich. Denn der Park ist oben an der Kante (man wandert also nach unten hinein) und das finden die Blitze ziemlich gut und schlagen halt genau auf der Kante ein. Deshalb stehen da auch überall Warnschilder – Jutta hatte netterweise den rettenden Einfall und ist in einen Shuttle Bus gestiegen. Der fuhr
zwar nicht in unsere Richtung – aber egal. Also Wasser für die Erosion, die gibt es da genug, haben wir gemerkt. Und Nachts war es saukalt. Nein gefroren hat es nicht, aber fast. 3 Grad zeigt das Thermometer am Visitor Center am Morgen. Bibber. Denn der Park liegt sehr hoch, fast 3000 m. Und trotzdem sind wir zum Sonnenaufgang bei blauem Himmel (verrückt, denn um 5 hat es noch geregnet) beim sunrise Point noch gewandert. Und haben tolle Fotos gemacht. Tja, und dann haben wir uns halt auf den Weg durch Nevada gemacht.

Kalifornien kann man netterweise gut erkennen, auch wenn da kein Schild stehen würde. Da, wo es wieder grün wird, da ist Nevada zu Ende. Echt kein Spruch, es sieht so aus, als hätte Kalifornien so seine Staatsgrenze gezogen. Da wo grün zu Ende ist, ist Nevada. Netterweise fängt Kalifornien also mit einem National Forest an und wer unsere kleine Campingkunde gelesen hat weiß – da darf man umsonst campen. So haben wir uns also mitten in ein wunderbares, einsames Tal gestellt und die Einsamkeit und Ruhe genossen. Natürlich haben wir vorher noch unser Steak gegrillt – logisch.
Und dann haben wir noch einen Urlaubstag in der Sierra Nevada verbracht. Und he, jetzt fällt mir ein, da hat doch was nicht geklappt. Denn da wollten wir eigentlich in den Grover Hot Springs State Park. Einserseits, weil wir ja State Parks so mögen (ihr kennt ja unsere goldene Regel), anderseits weil wir mal in heißen Quellen baden wollten. Nein. Nicht weil wir uns nach 3 Wochen endlich mal waschen müssten – unser Wohnmobil hat ja eine Dusche – sondern weil wir beide noch nie in heißen Quellen waren. Aber wie es ist wenn man mal was plant – die Heißen Quellen waren geschlossen. Wegen maintanance. Hääh? Wie können heiße Naturquellen wegen Reparaturarbeiten geschlossen sein? Komisch. Naja – müssen wir die heißen Quellen in einen anderen Urlaub verlegen. Kann uns jemand Tipps geben?

So sind wir dann am Lake Tahoe gelandet. Ist ja auch keine schlechte Alternative gell. Ein kristallklarer Bergsee eingebettet in eine tolle Alpinlandschaft. Ok, gibt es bei uns auch, aber am Könisgsee waren wir beide noch nicht. Werden wir nachholen – versprochen.




Und nachdem ich gesehen habe, wieviel ich schon geschrieben habe erspare ich euch die Details von San Francisco, wo wir gestern unseren letzten Tag verbracht haben. Kennt ja eh jeder, aus TV-Serien, Filmen oder sonstigen Bildquellen. Ist auch genauso. Nur noch hügeliger als gedacht. Da ist wieder mal ein ganzer Sack Eis draufgegangen – wieder mal für die Füße. 

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