Mit dem Wohnmobil durch den Westen der USA - Teil 4
LAKE POWELL NACH MOAB
Campingplatz mitten in den Bergen sieht total leer und verschlafen aus, aber es handelt sich um eine der größten off-road Areale der USA. Am Wochenende müssen wir hier weg sein, dann wird es laut. Dann bevölkern Motorräder, Quads und allerlei anderes Zeugs, was man auch leihen kann, die Berge.
LAKE POWELL NACH MOAB
wir sitzen grad auf den Sandflat Campground in Moab, genießen den Mond und den sternenklaren Himmel und haben unsere Füße auf einem Teller mit Eis. Puuh, das tut gut…
also das Eis. Wir haben es heute ein wenig übertrieben. Das kommt davon, wenn man nicht genau liest. Wenn der Nationalparkführer schreibt „the most difficult hike in the park“ und unser Reiseführer „nur für ausdauernde Wanderer“, dann sollte es nicht wundern, wenn die Füße weh tun. Well, wir haben heute den devils garden trail im Arches National Park gemeistert, sind mit tollen Bildern in den Köpfen belohnt worden aber halt auch mit kaputten Füßen. 12km, he, das ist doch keine Entfernung für uns. Aber dazu 500 Höhenmeter rauf und runter, dazu auf den Felsen rumkletterm, teilweise auf dem Hintern wieder runterrutschen, auf Sanddünen und Felskämmen, uff. Dazu 35 Grad im Schatten – nur leider ohne Schatten. Ihr kennt ja die Tips- 2 Liter Wasser pro Person mitnehmen. Hatten wir auch und das war auch gut so. War alles alle.
Wir sind in Moab / Utah und hier ist sozusagen das Zentrum der roten Felsen. Im Arches Nationalpark Felsen von unten, mit Felsenbögen (Arches), Toren, Spitzen, Säulen und was auch sonst noch – Im Canyonlands sieht man von oben, wie der Colorado sich durch das Gestein gefressen hat. Halt so wie der Grand Canyon, nur ein wenig kleiner aber dafür in einem wunderschönen rot. Und auch hier die tollsten Felsformationen. Stellt euch einfach vor ihr seid am Strand und lasst dort Wasser über eure Sandburgen laufen. Das Ergebnis sind schicke Formationen, die hier genauso aussehen. Halt 1000 Mal größer und halt aus Stein. Sandstein. In rot.
Uns ist aber klar geworden, dass all diese Naturwunder unmöglich echt sein können. Wieso fließt der Colorado mitten durch ein Gebirge und nicht drumrum, nur damit der Canyon so hoch wird? Wieso stehen hier Tore aus Stein? Wieso stehen rote Monolithen einfach so in der Gegend herum? Wieso fließen Flüsse 270 Grad im Kreis herum? Mal ehrlich, das ist
doch alles künstlich angelegt. Damit der Tourismus brummt, die Wohnmobilhersteller leben können und die ganzen Motels hier. Oder damit die Kamera- und Festplattenhersteller ihre Produkte verkaufen. Ein Bespiel von Delicate Arch, dem wohl bekanntesten Steinbogen hier. Im Sonnenuntergang saßen dort mehrere hundert Leute (mit uns) und haben bestimmt 3 Terabyte an Foto- und Videodaten kreiert. Mindestens. Wir kamen uns vor wie im Stadion, der Delicate Arch war der Star. Wie der sich wohl fühlt? Und he, trotz der Fülle an Menschen war es irgendwie cool. Ein Sonnenuntergangevent. Trotzdem sind uns ja die einsamen Stellen lieber und so bleibt das Valley of Fire weiterhin unser Favorit auf dieser Reise, wenn auch knapp.
Aber eigentlich wollen wir doch nach Bluff. Wisst ihr noch? Wir waren enttäuscht vom Lake Powell, zuviele Wohnmobile, zuviele Yachten, zuviele Jetskis, zuviel Kommerz. Grusel. Der arme Herr Powell (der hat achzehnhuntertirgendwann als erster den Colorado River erkundet – mit Holzbooten) würde sich im Grab umdrehen. Ich schlage vor den See in „Jetski Lake“ umzubenennen. Also haben wir unsere Pläne kurzerhand geändert und sind nach Bluff gefahren, also ans Ende der Welt, denn da wollten wir nach dem Trubel gerne hin. Nun war das Ende der Welt recht spektakulär, denn es war in Wirklichkeit der Hals der Gans. Kein Witz, denn kurz vor Bluff liegt der Gooseneck SP, den wir kurzfristig als Mittagspause mitgenommen haben. Echt witzig, da macht der San Juan River gleich mehrere Biegungen auf einmal, warum er das macht, weiß kein Mensch. Und he, Bluff hat uns eigentlich gut gefallen, total ruhig, der Campground leer – nur leider durften da keine RVs (also recreational vehicels, so wie wir eins haben) am Wasser stehen. Wie schade. Aber netterweise sind wir mit unserem RV ja mega flexibel und so sind wir einfach weiter gefahren und hier gelandet. Also fast. Denn übernachtet haben wir kurz vor dem Canyonlands NP auf den Windwhistle Campground, was für ein schöner Name. Wir waren
die einzigen Gäste inmitten einer gigantischen Felsformation, wow. Und nebenbei haben wir noch ein wenig vom Canyonland Nationalpark gesehen. Im Sonnenuntergang. Sehr spektakulär, weil auch grad ein Gewitter sich in unsere Richtung aufmachte. Aber egal, so haben wir zum essen mal drinnen gegessen – zum ersten Mal – und als wir fertig waren, war das Gewitter auch schon fertig. Dann gab es Lagerfeuer in der Einsamkeit, das mögen wir. Der Canyonlands NP sieht auf jeden Fall super toll aus, ein Grund, ab morgen mal näher hinzuschauen. So die jetzige Planung.
Eigentlich wollten wir ja nur mal baden. Zuerst am Strand des Lake Powell, was ja leider wegen Überfüllung und Sturm abgesagt wurde. Dann haben wir es im San Juan River probiert, also da liegt Bluff, haben dort aber wegen Campingrestriktionen nur nen Kaffee getrunken. Aber hier, in Moab hat es endlich geklappt. Und dann auch noch ziemlich spektakulär im Colorado River mitten im Canyon bei ziemlicher Strömung. Das ging recht
unkompliziert, weil wir ein Boot dabeihatten. Wir haben uns nämlich entschlossen, eine Rafting Tour auf dem Colorado zu machen. Absolutes Highlight, ehrlich. Spektakuläre Landschaft, tolle Stromschnellen, viel Spaß und halt auch tolles Wasser von 21 Grad. Netterweise durften wir beide ein 2-er Raft (also aufblasbares Kanu) benutzen und mussten nicht in das große Gummiboot, denn zu dieser Jahreszeit ist der Colorado ziemlich ruhig – und da dürfen auch zwei Halbprofis wie wir da runter. Toll, ne? Ja, hier in Moab kann man viel unternehmen, die beiden Nationalparks, der Colorado fließt hier mittendurch, man kann klettern, Rad fahren (der berühmte Sandslick Bike Trail) oder was auch immer. UnserCampingplatz mitten in den Bergen sieht total leer und verschlafen aus, aber es handelt sich um eine der größten off-road Areale der USA. Am Wochenende müssen wir hier weg sein, dann wird es laut. Dann bevölkern Motorräder, Quads und allerlei anderes Zeugs, was man auch leihen kann, die Berge.
Und habt ihr es gemerkt – so ein Wohnmobilurlaub ist herrlich spontan. Lake Powell zu voll, Bluff zu klein? Kein Problem. Fahren wir halt in den Canyonlands Park. Cool. Ach, wir sind so froh, unser zuhause immer dabei zu haben und an den schönsten Orten der Welt zu stehen ohne ständig unsere Sachen packen zu müssen. Mittendrin. Und ein weiterer Vorteil: Wir haben ein Klo (praktisch) und einen Kühlschrank an Bord – nach einer 5 Stunden Wanderung so eine kalte Cola – super. Und ein Eisfach – zum Füße kühlen.
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