Roatan und Mexiko
Hallo Leute,
in jedem Urlaub gibt es Highlights und Lowlights. Heute war ganz tief unten. Warum das so ist, ist eigentlich schnell erklärt, aber ein wenig ausholen möchte ich natürlich trotzdem.
Es liegt nicht an unserem heutigen Ziel Mexiko. Auch wenn die Stadt Playa San Carmen, die ca. 100 km südlich von Cancun liegt, sicher nicht zu den tollsten Plätzen dieser Reise zählt.
Kann mir mal jemand sagen, warum die Strandpromenade jedes billigen Urlaubsortes genau gleich aussieht? Es beginnt immer mit dem klassischen Strandutensilen-Shop, (also aufblasbare Delfine, Schwimmringe, Fischernetze, Taucherbrillen und Flossen und so’n Zeugs, wobei in Mexiko mehr Taucherbrillen verkauft werden, in Timmendorf eher Neoprenanzüge). Dann folgt der Sonnenbrillenladen mit garantiert echten Ray Ban, dazu Schmuck und Uhren, dann folgen Souvenierladen, wo es egal in welchen Land man ist, immer Leuchttürme und Segelschiffe zu kaufen gibt. Dann gibt es im Allgemeinen eine Reihe von Billig-Restaurants, die allerdings nach Land sehr verschieden ausfallen (da reicht die Palette von Fischbrötchen, Pizzeria, Quesieria, Schnitzelbude und Dönerladen. Obwohl, den Dönerladen gibt es überall, sogar hier in Mexiko. Und Subway. Nach den Restaurants folgen im Allgemeinen einige Glückspielläden (je nach Gesetzeslage), Alkohol- und Zigarettenläden und es gibt Tickets für Ausflüge (wahlweise Hochseeangeln, Schnorcheltouren oder Fahrt zu Seehund/Rochen, Haibänken). Am Schluss gibt es dann immer original italienisches Eis. Habt ihr das vor Augen. Ok, dann wisst ihr, wie es in Playa San Carmen aussieht.
Nun waren wir dort ja auch nur wenige Minuten, denn wir hatten heute Kulturtag und sind in die Mayaruine Tulum gefahren. Nein, auch das war eigentlich ok, nix gegen die Maya, auch wenn dieser 2012 Hype schon etwas nervt. An jeder Ecke gibt es Maya Kalender zu kaufen- was soll das? Bei uns gibt es abgelaufene Kalender zum halben Preis, das hat sich hier aber noch nicht rumgesprochen, im Gegenteil. Die Städte sind auch schon alle ziemlich runtergekommen, auch wenn das nach ein paar tausend Jahren schon verständlich ist.
Nein, das war nicht das Problem, sondern eher, dass eine Maya Stadt vor 5000 Jahren vielleicht ein paar tausend Einwohner hatte, heute tummelt sich dort der Inhalt von allen Kreuzfahrern vor Ort, und wir haben heute 9 Stück gezählt. Neun. Mal so 3000. Keine Ahnung ob die Maya damals so große Zahlen ausrechnen konnten. Hätten sie aber vorhergesagt, wie viele Menschen mal durch ihre Tempel laufen weiß ich, warum sie Ihre Städte alle aufgegeben haben und das wäre eine archäologische Sensation.
Selbst das ist noch nicht das Schlimmste, denn das war eigentlich zu befürchten. Schlimmer war, dass die Nummer mit dem Individualtourismus heute überhaupt nicht geklappt hat und wir uns (ohne Scheiß) hinter einem Guide mit hochgehaltener Nummer bewegen mussten, wie die Japaner. Wir haben uns immer totgelacht über diese Grüppchen, die brav hinter einer Nummer hinterhertrotten und scheinbar vergessen haben, in welchem Land man gerade ist. Nie im Leben wollten wir je Teil von so etwas sein. Und nun waren wir mitten drin und schämen uns eigentlich immer noch. Aber es ist wie gedacht – schrecklich. Das Grauen. Man verliert jederlei Individualität, wird teil einer meuternden Menge, die eigentlich immer was zu meckern hat. Der Guide ist zu schnell / zu langsam, Man kann nichts verstehen / der Guide ist zu laut. Es ist zu warm / zu kalt / zu windig. Und überhaupt ist alles schlecht organisiert (die Schweizer betreiben halt keine Reederei), die Preise sind zu hoch und warum sprechen alle hier denn kein Deutsch?
Obwohl, die beste Sprachverwirrung habe ich gestern im Restaurant erlebt. „Cherie, tu peut ordre un pain s’il vous plait“ sagt die Frau zu ihrem französichen Gatten. Das heißt „Schatz, bestell mir bitte ein Brot“, was der Gute auch sofort tut. Pain s’il vous plait – gibt er an die nette Bedienung aus den Philippinen weiter, die hier wirklich einen bemerkenswerten Job machen und sich bemühen, die wichtigsten Wörter in mehreren Sprachen zu erlernen. Französisch gehört aber genausowenig zum Repertoire des Kellners wie eine beliebige andere Sprache zum Repertoire des Franzosen gehört (was ja nix ungewöhnliches ist). Der Kellner fragt also sichtlich verwirrt „English please“, worauf der Franzose in seinem besten English „One Pen“ antwortet. Der Kellner erleichtert, das Wort kennt er, sprintet in die Küche und kommt mit genau dem heraus, was ihm aufgetragen wurde. Die Gesichtszüge des Franzosen sind leider etwas entgleist, was der Kellner bis heute nicht verstanden hat. Es ist nicht überliefert, ob die Frau des Franzosen den Kuli wirklich verspeist hat….
Ich schweife ab. Versucht uns also ein wenig zu verstehen, etwas Mitleid zu haben, wir – die eigentlich am liebsten dort sind, wo sonst niemand ist - Teil einer organisierten Bustour. Ich musste Jutta versprechen, dass so etwas nie wieder vorkommt und konnte sie nur mit einer Wohnmobilreise durch Feuerland wieder etwas gnädig stimmen.
Nun ja, wir haben das Beste draus gemacht, haben uns von der Gruppe erstmal abgesetzt und versucht immer da zu sein, wo sonst keiner ist, was eine riesige Herausforderung war. Da das kaum zu schaffen war, haben wir den Zirkus einfach komplett verlassen und sind zum nächsten Strand gegangen, der netterweise recht leer war, das Wasser warm, die Atmosphäre schön. Der Tag war trotzdem versaut. Obwohl wir zugeben müssen, dass die Strände hier ziemlich klasse sind, deshalb sind wohl so viele Urlauber hier.Die heutigen Bilder zeigen uns beide bei dem Mayas und mich am Strand. Ich weiß, das sieht alles weniger schlimm aus als eben beschrieben allerdings widerspricht es meiner Künstlerehre Bilder von überfüllten Maya tempeln zu machen.
Die Mayastadt Tulum - direkt am Meer

Netterweise ist 3 min nebenan ein schöner, fast einsamer Strand


Nach all dem Jammern dürfen wir aber immerhin zugeben, dass wir gestern in Roatan / Honduras eins der Highlights überhaupt erlebt haben. Wir waren nämlich mit Dixon schnorcheln. Dixon wiegt 380 kg, isst 16 kg Fisch täglich, kann 50km/h schnell schwimmen und hat lustige Kunststücke drauf. Dixon durfte sogar Jutta küssen und hat dafür einen Fisch bekommen. Andere Männer, die Jutta küssen, bekommen das von mir nicht….


Mit diesem Bild verabschieden wir uns aus dem Urlaub, morgen ist Seetag und übermorgen ist der Urlaub zu Ende. Wer gerne mehr erfahren möchte, einige Kreuzfahrertipps benötigt, Juttas neuen Lieblingscocktail versuchen möchte oder gerne über Kulturen mitdiskutieren (warum Franzosen immer zu spät sind, Italiener immer gut drauf sind und Deutsche immer was zu meckern haben) der meldet sich bei uns.
Hallo Leute,
in jedem Urlaub gibt es Highlights und Lowlights. Heute war ganz tief unten. Warum das so ist, ist eigentlich schnell erklärt, aber ein wenig ausholen möchte ich natürlich trotzdem.
Es liegt nicht an unserem heutigen Ziel Mexiko. Auch wenn die Stadt Playa San Carmen, die ca. 100 km südlich von Cancun liegt, sicher nicht zu den tollsten Plätzen dieser Reise zählt.
Kann mir mal jemand sagen, warum die Strandpromenade jedes billigen Urlaubsortes genau gleich aussieht? Es beginnt immer mit dem klassischen Strandutensilen-Shop, (also aufblasbare Delfine, Schwimmringe, Fischernetze, Taucherbrillen und Flossen und so’n Zeugs, wobei in Mexiko mehr Taucherbrillen verkauft werden, in Timmendorf eher Neoprenanzüge). Dann folgt der Sonnenbrillenladen mit garantiert echten Ray Ban, dazu Schmuck und Uhren, dann folgen Souvenierladen, wo es egal in welchen Land man ist, immer Leuchttürme und Segelschiffe zu kaufen gibt. Dann gibt es im Allgemeinen eine Reihe von Billig-Restaurants, die allerdings nach Land sehr verschieden ausfallen (da reicht die Palette von Fischbrötchen, Pizzeria, Quesieria, Schnitzelbude und Dönerladen. Obwohl, den Dönerladen gibt es überall, sogar hier in Mexiko. Und Subway. Nach den Restaurants folgen im Allgemeinen einige Glückspielläden (je nach Gesetzeslage), Alkohol- und Zigarettenläden und es gibt Tickets für Ausflüge (wahlweise Hochseeangeln, Schnorcheltouren oder Fahrt zu Seehund/Rochen, Haibänken). Am Schluss gibt es dann immer original italienisches Eis. Habt ihr das vor Augen. Ok, dann wisst ihr, wie es in Playa San Carmen aussieht.
Nun waren wir dort ja auch nur wenige Minuten, denn wir hatten heute Kulturtag und sind in die Mayaruine Tulum gefahren. Nein, auch das war eigentlich ok, nix gegen die Maya, auch wenn dieser 2012 Hype schon etwas nervt. An jeder Ecke gibt es Maya Kalender zu kaufen- was soll das? Bei uns gibt es abgelaufene Kalender zum halben Preis, das hat sich hier aber noch nicht rumgesprochen, im Gegenteil. Die Städte sind auch schon alle ziemlich runtergekommen, auch wenn das nach ein paar tausend Jahren schon verständlich ist.
Nein, das war nicht das Problem, sondern eher, dass eine Maya Stadt vor 5000 Jahren vielleicht ein paar tausend Einwohner hatte, heute tummelt sich dort der Inhalt von allen Kreuzfahrern vor Ort, und wir haben heute 9 Stück gezählt. Neun. Mal so 3000. Keine Ahnung ob die Maya damals so große Zahlen ausrechnen konnten. Hätten sie aber vorhergesagt, wie viele Menschen mal durch ihre Tempel laufen weiß ich, warum sie Ihre Städte alle aufgegeben haben und das wäre eine archäologische Sensation.
Selbst das ist noch nicht das Schlimmste, denn das war eigentlich zu befürchten. Schlimmer war, dass die Nummer mit dem Individualtourismus heute überhaupt nicht geklappt hat und wir uns (ohne Scheiß) hinter einem Guide mit hochgehaltener Nummer bewegen mussten, wie die Japaner. Wir haben uns immer totgelacht über diese Grüppchen, die brav hinter einer Nummer hinterhertrotten und scheinbar vergessen haben, in welchem Land man gerade ist. Nie im Leben wollten wir je Teil von so etwas sein. Und nun waren wir mitten drin und schämen uns eigentlich immer noch. Aber es ist wie gedacht – schrecklich. Das Grauen. Man verliert jederlei Individualität, wird teil einer meuternden Menge, die eigentlich immer was zu meckern hat. Der Guide ist zu schnell / zu langsam, Man kann nichts verstehen / der Guide ist zu laut. Es ist zu warm / zu kalt / zu windig. Und überhaupt ist alles schlecht organisiert (die Schweizer betreiben halt keine Reederei), die Preise sind zu hoch und warum sprechen alle hier denn kein Deutsch?
Obwohl, die beste Sprachverwirrung habe ich gestern im Restaurant erlebt. „Cherie, tu peut ordre un pain s’il vous plait“ sagt die Frau zu ihrem französichen Gatten. Das heißt „Schatz, bestell mir bitte ein Brot“, was der Gute auch sofort tut. Pain s’il vous plait – gibt er an die nette Bedienung aus den Philippinen weiter, die hier wirklich einen bemerkenswerten Job machen und sich bemühen, die wichtigsten Wörter in mehreren Sprachen zu erlernen. Französisch gehört aber genausowenig zum Repertoire des Kellners wie eine beliebige andere Sprache zum Repertoire des Franzosen gehört (was ja nix ungewöhnliches ist). Der Kellner fragt also sichtlich verwirrt „English please“, worauf der Franzose in seinem besten English „One Pen“ antwortet. Der Kellner erleichtert, das Wort kennt er, sprintet in die Küche und kommt mit genau dem heraus, was ihm aufgetragen wurde. Die Gesichtszüge des Franzosen sind leider etwas entgleist, was der Kellner bis heute nicht verstanden hat. Es ist nicht überliefert, ob die Frau des Franzosen den Kuli wirklich verspeist hat….
Ich schweife ab. Versucht uns also ein wenig zu verstehen, etwas Mitleid zu haben, wir – die eigentlich am liebsten dort sind, wo sonst niemand ist - Teil einer organisierten Bustour. Ich musste Jutta versprechen, dass so etwas nie wieder vorkommt und konnte sie nur mit einer Wohnmobilreise durch Feuerland wieder etwas gnädig stimmen.
Nun ja, wir haben das Beste draus gemacht, haben uns von der Gruppe erstmal abgesetzt und versucht immer da zu sein, wo sonst keiner ist, was eine riesige Herausforderung war. Da das kaum zu schaffen war, haben wir den Zirkus einfach komplett verlassen und sind zum nächsten Strand gegangen, der netterweise recht leer war, das Wasser warm, die Atmosphäre schön. Der Tag war trotzdem versaut. Obwohl wir zugeben müssen, dass die Strände hier ziemlich klasse sind, deshalb sind wohl so viele Urlauber hier.Die heutigen Bilder zeigen uns beide bei dem Mayas und mich am Strand. Ich weiß, das sieht alles weniger schlimm aus als eben beschrieben allerdings widerspricht es meiner Künstlerehre Bilder von überfüllten Maya tempeln zu machen.
Die Mayastadt Tulum - direkt am Meer
Netterweise ist 3 min nebenan ein schöner, fast einsamer Strand
Nach all dem Jammern dürfen wir aber immerhin zugeben, dass wir gestern in Roatan / Honduras eins der Highlights überhaupt erlebt haben. Wir waren nämlich mit Dixon schnorcheln. Dixon wiegt 380 kg, isst 16 kg Fisch täglich, kann 50km/h schnell schwimmen und hat lustige Kunststücke drauf. Dixon durfte sogar Jutta küssen und hat dafür einen Fisch bekommen. Andere Männer, die Jutta küssen, bekommen das von mir nicht….
Mit diesem Bild verabschieden wir uns aus dem Urlaub, morgen ist Seetag und übermorgen ist der Urlaub zu Ende. Wer gerne mehr erfahren möchte, einige Kreuzfahrertipps benötigt, Juttas neuen Lieblingscocktail versuchen möchte oder gerne über Kulturen mitdiskutieren (warum Franzosen immer zu spät sind, Italiener immer gut drauf sind und Deutsche immer was zu meckern haben) der meldet sich bei uns.
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