Mit dem Wohnmobil durch die Toskana - Teil 3

Terzo Giorno – Lucca      



Das kommt davon, wenn man unvorbereitet in den Urlaub fährt. Wir haben uns bisher über die Wohnmobile amüsiert, die hinten an ihren Fahrrädern ein riesen Warnschild dran haben, so wie ein Baustellenfahrzeug. Typisch Deutsch. Nun ist uns das Lachen vergangen, als wir erfahren haben, dass ein solches Warnschild (50x50 cm, rot-weiß gestreift, reflektierend) in Italien Pflicht ist und das Fehlen desselben mit hohen Strafen geahndet wird. Na toll. Was jetzt tun? Unser Campingplatz hat so ein Ding nicht, auch die Tanke in der Nähe nicht. Was interessiert auch die Schweizer so ein Warnschild. Also haben wir den halben Vormittag damit verbracht, eine rote Warntafel zu bekommen – die wir dann auf der letzten Autobahntankstelle vor der Grenze auch gefunden haben. Der Preis war zwar etwas überzogen, so dass ich kurz überlegt habe, die Fahrräder einfach dort zu lassen.

Die Grenze von der Schweiz zu Italien ist ziemlich aufwändig gesichert. Was soll das? Die Schweiz ist doch dem Schengener Abkommen beigetreten, oder? Aber die wollten auch gar keine Pässe sehen sondern es war der Zoll, der wahrscheinlich Goldbarren gesucht hat. Wir hatten ja aber nur Erdbeeren und Warnschilder geschmuggelt, was aber niemand gemerkt hat.

In Lucca angekommen war ich dann froh, dass wir die Fahrräder nicht in der Schweiz haben stehen gelassen. Das besondere an Lucca ist nämlich der Stadtwall, 4,2 km lang (also einmal um die Stadt drumrum, wie es sich für einen Stadtwall so gehört), 12 m hoch und 30 m dick! Kein Witz, der ist so dick, dass man obendrauf einen sehr breiten Weg hat – praktisch wie eine Autobahn, auf dem man wunderbar die Stadt mit dem Fahrrad umrunden kann. Sehr, sehr schick. Bei anderen Städten steht von der Stadtmauer ja üblicherweise nur noch das Tor, weil die Steine irgendwann zum Häuser bauen gemopst worden sind. Einen 30m dicken Erdwall kann wohl aber niemand so recht gebrauchen, weshalb er heute (mitsamt der 5 wunderschönen Stadttore – eigentlich Tunnel) noch so gut erhalten ist, dass es die Attraktion schlechthin ist.





Die Stadt selber sieht beim zweiten Mal hinschauen schöner aus als am beim ersten Mal, wobei dies kein geflügelter Spruch ist sondern meine persönliche Realität darstellt. Nachmittags fand ich die Stadt noch nicht besonders toll, so dass wir wieder heim geradelt sind. Abends, als es dunkel war, blühte die Stadt aber deutlich auf und versprühte einen wirklich besonderen Charme. Das mag an den vielen Kneipen gelegen haben, die im Schummerlicht besonders hübsch aussahen oder auch an den 32 Grad, die Nachmittags nicht wirklich entspannend waren. Netterweise kühlt es abends deutlich ab, was einen Stadtbummel deutlich angenehmer macht. Wahrscheinlich lag es aber ganz einfach an der super Pizzeria mit dem großen Steinofen und unserem Menü (und jetzt bitte mit italienischer Ausspache lesen): Pizza quatro formaggio bianco, Pizza con Crudo et Ruccola, due Vino de la Casa bianco et Rosso. Was für ein schöner Abend.
  


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