Die Masca-Wanderung gilt als die schönste Wanderung Teneriffas. Sie ist (derzeit) auf Platz 5 aller Sehenswürdigkeiten auf Tripadvisor und ein Teil aller Wanderführer, Wanderprospekte und Wandertouren auf der Insel. Und genau deshalb nicht zu empfehlen. Ich wurde ja gewarnt und klar – man hätte es sich denken können. Von meinen bisher 7 Wanderungen auf der Insel ist sie klar auf Platz sieben. Und ich bin mir sicher, dass sie auf Ewigkeiten auf dem letzten Platz landet. (Hier 2 deutlich schönere Wanderungen)
Nein, das hat natürlich nichts mit der
Landschaft, dem Schwierigkeitsgrad oder der Route zu tun. Das ist alles traumhaft,
sonst wäre es wohl nicht die beliebteste Wanderung hier. 600m Abstieg, 8 km –
gerade richtig. Traumhafte Berge, die Wanderung inmitten der tief
eingeschnittenen Schlucht, als Ziel ein traumhafter Strand. Das ist eigentlich
genial und natürlich genau der Grund, warum alle diese Wanderung toll finden.
Und wenn ich sage alle, dann meine ich
wirklich alle. Alle Wanderer der Insel scheinen sich hier zu vereinen. Das gibt
es die Profi-Wanderer, die sich diese Wanderung schon immer erträumt haben und
jahrelang auf der Liste hatten. Da gibt es Ausflügler, die in Badeklamotten und
Bikini in Badeschuhen hier zum Strand laufen (kein Witz), es gibt Familien, die
„mal eben so“ einen Ausflug machen. All das wäre wahrscheinlich auch noch ok,
bis auf die Bikini-Wanderer vielleicht. Das wirkliche Problem sind die ganzen
Wandergruppen, 10-30 Personen inklusive Profi-Guide, die sich hier lärmend und
laut unterhaltend in die Schlucht ergießen. Es geht niemanden ums Wandern,
sondern ums „hier gewesen sein“ oder ums „ ich habs geschafft“, vielleicht auch
nur um den Facebook Post loszuwerden. Es gibt spanische Gruppen, deutsche, holländische,
französische (das sind die Lautesten), russische, englische und was weiß ich noch.
Die Guides punkten nicht in Wandererfahrung sondern mit Mehrsprachenfähigkeit.
Was bitte hat so etwas mit wandern zu tun? Ich
würde es mit Massenabfertigung, Herdenabtrieb, Gruppendynamik, Sprachverwirrung
oder „Disneyland in echt“ bezeichnen. Man kann fremde Sprachen lernen und Leute
beobachten. Wer eine Wanderung in schöner Natur sucht und dabei etwas Ruhe
bevorzugt ist hier definitiv falsch. Wer gerne fotografiert übrigens auch, denn
es ist schon eine Herausforderung ein Bild ohne Menschen hinzubekommen.
Auch die angegebene Wanderzeit von ca. 3
Stunden ist kaum zu schaffen, weil sich an den engen Stellen gern mal Staus
bilden. Wenn man dann auch noch versucht, die Gruppen passieren zu lassen und
zu warten bis es leer wird, der kommt man da nie wieder raus. Wir haben es
probiert- ohne Erfolg. Man trifft diese Gruppen immer wieder, da sie mit Pantoffeln
und Sandalen halt nicht so schnell laufen können. Überholen geht übrigens auch
nicht, weil es auf den engen Wegen schlicht nicht geht und man andererseits einen
Gehörschaden bekommt.
Wer mir nicht glaubt und hier unbedingt mal
hin will folgende Tipps:
- · Am besten gaaaanz früh aufstehen und schon bei Sonnenaufgang los, das sollte klappen. Das erste Schiff fährt auch schon um 13:00 zurück
- · Oder halt später starten, wenn alle Gruppen schon weg sind. Das letzte Boot geht um 17:30, es reicht also, wenn man um 13 Uhr los läuft.
- · Das Schiff kann man in Los Gigantes, in Masca selbst oder in Santiago del Teide (an der Abzweigung nach Masca) kaufen. Letzteres ist zu empfehlen, weil dort wenig los ist und das Schiff (Masca Express) wirklich Express ist.
Ich habe trotzdem ein paar Fotos ohne Menschen
drauf hinbekommen, obwohl die Frau in Bikini, die versucht hat einen Felsen zu
erklimmen sicherlich mehr Anhänger gefunden hätte. Aber da wir ja wegen der
schönen Landschaft hier sind….
Und ja, landschaftlich ist es wunderschön. Denken wir uns für einen Moment mal die Leute weg. Von Masca aus, auf 650 m Höhe, erblickt man schon in einer gigantischen Aussicht den Atlantik, der dort unten hinter den hohen Felsen schimmert. Das Licht bricht sich golden an der Wasseroberfläche und es scheint nur ein Katzensprung dort hinunter. Es geht immer tiefer in die Schlucht, teilweise mit überhängenden Felsen, teilweise an einem Bachlauf entlang. Oft muss man durch hohe Schilf-Tunnel klettern oder über den Bach hüpfen. Es ist überall grün und die Felsen schimmern in der Sonne. Wahnsinn. Und da von unten die Boote Richtung Los Gigantes abfahren, kann man sich den Rückweg sparen und kommt auch noch in den Genuss der wunderschönen Küste, wo sich das Teno Geirge tausend Meter erhebt. Ein optischer Genuss.
Und hier das Video....
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