Ja – Athen gehört natürlich zu den Top-Zielen in Europa.
Platz 12 bei Tripadvisor und natürlich Teil unseres Buches "1000 places to see before you die"
und dort als "das wichtigste antike Monument der westlichen Welt" bezeichtet (Was stimmt) . Aber
das ist nicht der Grund, warum wir hier sind. Der ist nämlich viel banaler. Wir
sind in Athen, weil unsere Lieblingsairline Easyjet uns hier direkt von Hamburg
für 139 EUR hin- und wieder zurück bringt. Für 2 Personen. Und dank Wimdu ein
schönes Apartment für den gleichen Preis, also unter 300 EUR für zwei Personen
ein schönes Stadtwochenende erleben. Ja klar, das haben wir sehr früh gebucht,
diesmal war Athen unsere lang geplante Städtereise.
Hätte ich aber gewusst, wie beeindruckend diese Stadt
wirklich ist, wir hätten auch gerne mehr bezahlt. Denn bei Athen ist es wie bei
unserer Oster-Reise zur Alhambra – viel gelesen, viel gesehen aber der echte
Effekt kommt erst durch das ganz nah dabei sein. Tipps und Tricks für den
Aufenthalt in Athen gibt es wieder ganz unten, aber erst einmal muss ich
natürlich meine ganz persönlichen Eindrücke loswerden.
Natürlich besucht man in Athen die Akropolis. Viele
behaupten ja, die Akropolis sei ein einfacher Berg mit ein paar Ruinen drauf,
was ganz objektiv auch stimmt. Eigentlich eine Marmor-Müllhalde. Oder eine
Dauer-Baustelle über Jahrtausende. Aber genau deshalb sind ja die meisten hier.
Und man mag über diesen Ort denken wie man will, er hat auf jeden Fall etwas
sehr, sehr historisches. Alles hier ist 2500 Jahre alt, das ist schon sehr viel.
Was mögen denn Amerikaner sagen, deren gesamte Kultur keine 500 Jahre umfasst.
Vielleicht sind deshalb auch so viele Amerikaner hier, wer weiß? Und
Objektivität jetzt mal beiseite – als wir auf dem Berg standen, vor dem
Parthenon, da ergreift uns dieses ganz besondere, dieses Einzigartige, was
diesen Ort ausmacht. Wir spüren plötzlich die Antike, die Hochkultur der
Hellenen, wir haben das Gefühl, als ob Aristoteles, Platon oder Sokrates uns
gleich hier begegnen. Erst als wir vor den Tempelruinen stehen da wird Athene
plötzlich Wirklichkeit und ihr Vater Zeus allgegenwärtig. Wahnsinn. Das ist
nicht mit Bildern, nicht mit Videos, nicht mit Worten oder Erzählungen
einzufangen. Das ist einfach so gigantisch, wenn man davor steht. Und ja,
natürlich haben die Erbauer genau das bezweckt. Eine Demonstration der Macht
mit Tempeln von einer Größe, dass sie dem Besucher den Atem verschlagen. Und
ehrlich, das ist heute auch so und uns ging es ähnlich, als wir auf dem Burj
Khalifa standen. Aber auch das ist natürlich beabsichtigt. Einmal durchatmen
bitte.
Während wir da oben auf einer Marmorbank saßen haben wir uns die
Geschichte der Athene, der Erbauer des Tempels und die architektonischen
Finessen dieses Baus zu Gemüte geführt. Nachmachen empfohlen. Wie es kommt,
dass wir da oben Platz und Zeit für Geschichten gefunden haben? Wir waren früh
da, aber das könnt ihr unten in den Tipps nachlesen. Denn auf der Akropolis ist
es voll. Sehr voll. Also wirklich wahnsinnig voll. In meiner Internet-Recherche
über die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Europas gibt es viele Listen, aber
alle sind unterschiedlich und alle sind wohl sehr subjektiv. Einmal liegt Istanbul
ganz vorne (Travel and Leisure ,
dann wieder der Eiffelturm (Explora),
aber die Akropolis ist eigentlich immer weit abgeschlagen, teilweise in den
Listen gar nicht dabei. Mein persönliches Empfinden ist aber ganz anders. Weder
bei der Notre Dame (Platz 2), auf der Sacre Coeur (Platz 3) oder auf dem
Petersdom (6) war es so voll. Mag Zufall sein, ich glaube aber den ganzen
Listen nicht. Dabei habe ich grad eine neue Einheit für Sehenswürdigkeiten
gefunden. Der Sighseeing Index nach Ramin. Ein Ramin entspricht einem Gigabyte
pro Minute. Zwecks schlechter Vorbereitung (ich hatte keine Messgeräte dabei)
muss ich den Wert schätzen. Allein vor dem Parthenon hörte ich es jede Sekunde
einmal klicken. In meiner Umgebung. Der Tempel ist groß, also sagen wir Faktor
20. Dann noch den Nike-Tempel, das Erechtheion, den Eingang (das Propyläen),
der Nike Tempel und die ganzen Selfies mit der Aussicht der Stadt. Multipliziert
mit der Größe eines Fotos (da nehmen wir mal 8 Megabyte an) hat die Akropolis
danach einen Ramin-Index von 38,4 GB/min. Das ist doch eine Menge, oder?
Üblicherweise mache ich ja keine Bilder mit vielen Leuten drauf, aber das musste ich dann doch mal fotografieren (als wir raus gingen, gegen 11 Uhr) |
Stoa des Attalos |
Athen hat aber noch viel mehr Antike und Kultur zu bieten.
Ich fand ja die Agora am besten, denn hier konnte man sich so schön in das
antike Leben einfühlen. Unser Reiseführer sagt, die Agora war das weltliche
Zentrum Athens mit Theatern und Märkten. Agora heißt übersetzt Marktplatz. In
meinen Worten: Ein ganz normales Einkaufszentrum. Statt Kinosääle halt der Odeion des Agrippa (Konzerthalle für 1000 Leute), statt Supermarkt Stoa des Attalos ..
Es hat sich seit 2500 Jahren nichts geändert. Also fast. Statt Autohaus wurden
die stattlichen 4-Spänner Sportwagen besichtigt, statt Fotograf wurden Gemälde
oder Skulpturen gemeißelt (es gab noch kein Papier). Wir machen ein Selfie vor
dem Hephaisteion -Tempel, damals hieß es „ach Schatz, lass uns noch eine Büste
von Meister Apollonios fertigen“. Was wir übrigens sehr plastisch in Museum der
Stoa des Attalos sehen konnten, die Exponate sind alle normale
Gebrauchsgegenstände. Vasen, Teller, Lampen, Krüge Toiletten, Schmuck,
Spielzeug, also alles, was es heute in jedem Supermarkt gibt. Und auf den
großen Vasen oder Tellern konnten wir schön Bilder aus der damaligen Zeit
sehen. Ich fands toll. Und noch eine Erkenntnis. Terrakotta ist wirklich sehr
haltbar (sah alles so aus wie früher., nachdem die Archäologen die Scherben wieder
zusammen gepuzzelt haben). Metall ist es nicht, da gab es nur wenige sehr
verrostete Reste. Ich empfehle euch also, für eine lange Konservierung eure
Bilder in Ton zu meißeln. Oder statt Selfie halt doch lieber die Statue.
Der Tempel des Hephaistos |
Hier stand mal ein antikes Theater |
Von solchen Orten gibt es in Athen noch so einige, die wir
aber natürlich nicht alle besuchen konnten. Wir haben uns stattdessen in den
Trubel der Altstadt begeben, die wieder ihren ganz eigenen Charme hat. Sehr
touristisch, klar. Dein Name in griechisch (Ἀλέξανδρος) oder T-Shirts mit
Pytagoras (auch mal ne Idee). Und überall nette Kneipen und Bars, die wahrlich
gemütlich und selten teuer sind. Treiben lassen macht hier Spaß. Und nach dem
ganzen Rumgelaufe schmeckt so ein eisgekühltes Bier wirklich gut. Aber halt –
ich muss noch etwas zum Thema „Touri-Restaurants“ loswerden. Weiß jemand, warum
überall (also Paris, Rom, London, Athen, etc) solche nervigen Anschnacker
rumstehen und immer das gleiche von sich geben (very good food, cheap-cheap)
und das meist in Restaurants, die Pizza oder Burger verkaufen? Werden solche Restaurants
etwa öfter besucht (ich mag das ja nicht)? Hat schon jemand mal ein
Anschnacker-Restaurant einem anderen Restaurant vorgezogen? Hat schon jemand
mal die Wahrheit gehört (ordinary food, high prices)? Ich versteh das nicht.
Nach meiner Theorie sollten Restaurants statt Anschnacker lieber Hinsetzer
beschäftigen. Dann sieht das Restaurant gut besucht aus und der Rest der Gäste
kommt ganz automatisch. Egal, ich schweife mal wieder ab. Wir haben auf jeden
Fall das erste Restaurant besucht, wo wir nicht belästigt wurden und das ein
wenig lokal aussah. Und in der Tat: Der Feta war lecker, der Gyros klasse, der
Salat ein Traum. Und das mit Blick auf die Akropolis.
Noch lokaler haben wir übrigens am nächsten Tag gegessen,
wir sind einfach mit dem Bus in ein Wohngebiet gefahren. Speisekarten gibt es
dort keine und wir waren die einzigen Touristen. Das essen war einfach aber ok,
um uns herum saßen die Familien mit den Kindern und der Lieferservice war viel
beschäftigt. Sehr authentisch. Und ich muss mich mal bei all den Griechen
bedanken für ihre Freundlichkeit und Sprachfähigkeiten. Franzosen können
englisch sprechen, tun es aber nicht. Spanier würden gern englisch sprechen,
können es aber nicht. Und hier: Jeder, aber auch jeder spricht englisch, der
Kassierer im Museum, die Einweiser in den Tempeln und auch hier im Restaurant.
Wir haben bekommen was wir wollten – auch ohne Speisekarte.
Am Tag vorher waren wir wir Piräus. Das ist wirklich sehr
nah an Athen, ein paar S-Bahn Stationen. Eigentlich wollten wir ja nur mal
schauen, wird Piräus doch als dreckiger Hafen, laut und ungemütlich bezeichnet.
Doch weit gefehlt. Der Fährhafen ist zwar jetzt nicht schick, aber doch sehr
beeindruckend. Hier ist ein irre Trubel, die riesengroßen Fähren tummeln sich
in Hafenbecken und es fährt immer grad ein Schiff los. Es wimmelt von Passagieren,
LKWs, Autos, alles scheint unkoordiniert und chaotisch. Ich bin mir sicher, da
landet so mancher auf einer anderen Insel, als er wollte. Aber he, die sind
sicher alles schick. Der Hafen ist wirklich einzigartig. Und in fußläufiger
Entfernung liegen 2 Yachthäfen, wunderschön, viele Kneipen am Wasser und sehr,
sehr gemütlich. Wir saßen am Strand und haben im April den Sommer genossen, bei
27 Grad wollten wir gar nicht mehr nach Hause.
Und hier unsere ganz persönlichen Athen Tipps:
- Früh zur Akropolis kommen (um 8!). Es ist leer auf der Akropolis. Wir waren um 9 noch fast alleine. Ab 10 wird es irre voll, also wirklich irre. Die eine Stunde ist es wert, früh aufzustehen
- Tickets für die Akropolis gibt es nur am offiziellen Eingang. Tagsüber sind die Schlangen lang, also früh kommen oder noch besser: Am Vortag kaufen. Ein Einzelticket kostet mittlerweile 20 EUR. Wer auch noch andere Sachen sehen will (ich finde ja, die Agora ist ein Muss) der kann auch ein Kombiticket für 30 EUR kaufen. Das gibt es übrigens (Im Gegensatz zum Einzelticket) auch an den anderen Sehenswürdigkeiten zu kaufen, und da sind keine Schlangen. Ideal ist z.B. die Kasse an der Bibliothek des Herodes direkt an der Bahnstation Monastiraki.
- Wer nicht immer laufen will oder wie wir nach Piräus der bracht ein Bahn / Bus Ticket. Ich empfehle das Tagesticket für 4,50 oder gleich das 5-Tages Ticket für 9. Auch wenn man nur 2 Tage da ist – man muss nicht am nächsten Tag noch mal kaufen. Achtung: Die Fahrt zum Flughafen ist nicht inklusive, wer also vom Flughafen mit öffentlichen Verkehrsmittel fährt der nimmt das 3 Tage Touristenticket für 22 EUR. 3 Tage Metro und Bus und die Fahrt vom / zum Flughafen.
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