Ein Tag in Edinburgh


Lohnt sich ein Tag in Edinburgh?

Bevor ich diese Frage beantworte: Einen Reise lohnt sich immer. Also immer. Egal wie kurz. Ihr kennt sicher den Spruch “Reisen ist das Einzige, was man kauft, das einen reicher macht.“ Die Frage „Lohnt sich eine Reise nach xyz darf also so gar nicht gestellt werden. Denn Reisen lohnt sich immer. Neue Kulturen, neue Ansichten, Freiheit und Neugierde, das sind die Elemente, aus denen Reisen gemacht sind.

Zurück nach Edinburgh, denn hierher würde ich auch nur für einen Abend reisen. In keiner Stadt, die ich kenne, gibt es mehr Kneipen, die grundsätzlich auch alle voll und urgemütlich sind. Hier gibt es tolles Bier, Whisky, nette Leute und auch meistens was zu essen. Der Reihe nach.



Kneipen: Wir sind zum Grassmarket gegangen und wollten in die erstbeste Kneipe. Die war voll. Dann die zweite. Auch voll. Dann halt die dritte. Was sag ich – die war voll. Und so weiter. Irgendwo bei Nummer zwanzig fanden wir dann noch einen Platz hinten in der Ecke. Warum es in Edinburgh mehr Kneipen als Einwohner gibt und warum alle voll sind kann ich leider nicht beantworten. Irgendwie haben wohl alle Schotten eine grässliche Wohnung und müssen da raus. Was wir aber eigentlich nicht bestätigen können, denn wir hatten eigentlich eine schöne Wohnung über Wimdu gebucht, in der wir das auch ausgehalten hätten. Aber auch wir waren in der Kneipe. Hmmm, wahrscheinlich gibt es dort einen Zwang, dass man abends in die Kneipe geht. Muss ja einen Grund haben. Wer es weiß schreibt einen Kommentar.

Menschen:
Unglaublich, wahnsinnig nett. Natürlich sitzt man in der Kneipe neben irgendjemanden, denn einen Tisch für sich allein gibt es nicht. Man kommt gerne ins Gespräch und wer nicht redet der singt. Live Musik besteht eigentlich immer aus Menschen, die einfach gerne Musik machen und es in der Kneipe einfach tun. Der Rest singt mit und klatscht laut. Ich find das toll. Tolle Stimmung.

Bier: Das besteht in Schottland in der Tat meist aus irischem Bier. Das muss man nicht verstehen, aber jede Kneipe bietet mindestens 4 verschiedene Sorten Guinness Bier an. Und wenn man fragt, was denn so das beste Bier ist bekommt man auch Guinness. Es gibt übrigens deutlich mehr Biersorten von Guinness, als bei Wikipedia steht. Denn Guinness macht nicht nur das berühmte, dunkle Stout sondern auch Ale und Lager. Wir haben alle probiert – und alle vom Fass (also draught). Das Stout (also das dunkle), eigentlich bekannt aber in Schottland deutlich schmackhafter. Ob das am Urlaub, an der Kneipe oder wirklich am Geschmack lag kann ich nicht sagen. Dann das Golden Ale. Ein obergäriges Bier. Also Kölsch auf Englisch. Sehr süffig, ich fand das gut. Und dann die Lager-Biere. Wir haben beide Guinness Varianten (13 und Blonde) probiert und fand das Blonde ja prima. Obwohl wir in Schottland bei der Frage nach Lagerbier üblicherweise Carling angeboten bekamen, was lustigerweise aus England stammt. Da sind die Schotten nicht so nationalistisch wie gedacht. Zumindest beim Bier. Immerhin kenne ich jetzt den Unterschied von obergärigen Bier (Ale, Weißbier, Kölsch) und untergärigen Bier (Pils, Lager, Helles), wobei es in Schottland meist Lagerbier gibt. Find ich eh besser, ich mags ja nicht so herb. Und das herbe im Pils, das kommt vom Hopfen – mit dem stehen wir eh auf Kriegsfuß, weil der ganze Garten immer mit dem Zeugs vollgewachsen ist. Aber das ist ein ganz anderes Thema. In Short: Bier in Schottland ist nicht aus Schottland, schmeckt aber prima, wenn man denn kein Pils mag.

Whisky: Das ist natürlich ein ganz besonderes Thema. Natürlich muss man in einem schottischen Pub einen Whisky trinken. Ich bin da ja überfordert. Es gibt hunderte von Sorten und ich würde nie das richtige finden. Überhaupt bin ich ja der maritime Typ, bevorzuge also Rum, was man hier in Schottland natürlich nicht zugibt. Wir haben uns beholfen, in dem wir uns beraten ließen. Oder einfach den „Drink oft he Day“ nehmen. Kann man nicht viel verkehrt machen.



Essen: Das ist ja nun ein besonderes Thema. Ich will ja den Schotten nicht zu nahe treten, aber wer ein Gericht aus Schaf-Innereien zum Nationalgericht hat darf jetzt auch nicht viel dazu sagen. Ich habs probiert – kann man essen, muss es aber nicht. Fish and Chips will ja auch jeder gerne probieren, weils halt auch typisch ist. Ich habe übrigens wirklich gute Haddock and Chips (Dorsch mit Pommes) gegessen, kann man also machen. Wir haben das auch in den beliebten Chippies (Pommesbuden) probiert, da wars dann nicht mehr so lecker. Ale-Pie hab ich jetzt zweimal probiert und finds immer noch nicht gut. Ehrlich: In Zukunft esse ich einfach Burger oder Steak. Ich weiß, das ist nicht mehr so typisch und essen gehört zum Reisen ja dazu aber irgend wann ist ja auch mal gut.

Soviel zum Thema Pub, was hier in Edinburgh übrigens wirklich eine große Stellung einnimmt. Obwohl: Wir haben in den Pubs keine Asiaten gesehen, obwohl die tagsüber die Stadt überschwemmen. Aber dazu gleich mehr



Was macht man nun tagsüber in Edinburgh? Wir hatten uns ja vorbereitet (wir lesen gerne Reiseführer) und hatten uns das Standard-Programm ausgesucht. Castle, Old-Town, Calton-Hill. Gekommen ist alles ganz anders – und das lag an den oben genannten Asiaten. Wir haben in der Tat mit dem Castle angefangen. Früh hingehen war angesagt (Insider-Tipp), dann ist es nicht so voll. Tickets hatten wir auch schon im Internet gekauft, was auch absolut notwendig war. Denn die Schlange an der Kasse war um 10 bereits unvorstellbar. Leider haben wohl biele Menschen den Insider-Tipp gelesen, Im Castle war es proppenvoll. Menschenmassen schieben sich die Treppen hoch, Menschentrauben an den Aussichtspunkten. Das beliebte Fotomotiv „Kanone“ ausgebucht. Ganz ehrlich – wir waren nicht lange da. Auch wenn es keiner befolgt – lasst das Castle einfach aus, so doll isses nun auch nicht. Oder alternativ: Bucht euch einen Mietwagen, schaut vorher Braveheart und fahrt nach Stirling ins Castle. Sieht genauso aus, ist historischer und deutlich weniger überlaufen. Guckst du hier.

In der Old Town dann das gleiche Bild – übervolle Straßen, Tokio oder Schanghai sind ja nichts dagegen. Nein. Das ist nix für uns. Also schmeißen wir unsere Planung völlig über den Haufen und lassen uns treiben. Und gehen in die „New Town“. Was sich jetzt modern anhört ist für unsere Verhältnisse immer noch historisch. Der Bereich stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert, ist also auch schon wieder 200 Jahre alt. Wir haben uns dort wohlgefühlt. Hier war weniger Trubel und wir sind mal hier – mal da lang. Haben im Pub Mittag gegessen, uns die Scottish National Portrait Gallery angesehen (sehr zu empfehlen), waren im historischen Kaufhaus „Jenners“ (von 1849), in der mit wunderschönen Fenstern verzierte Kirche Saint Johns, im Bahnhof Waverly Station und sind einfach nur durch den Princess Street Garten gewandert. Und wir haben uns extrem wohlgefühlt. Abends waren wir dann wieder in der Old Town, haben uns wieder über die Menschenmengen gewundert und sind dann im Pub versackt. Passt.

Das klassische Fotomotiv vom Edinburgh Castle

Saint Johns und bunte Fensterbilder

Edinburgh New Town

Hört sich gräßlich an - gehört aber halt dazu

Das Kaufhaus Jenners

Die National Portrait Gallery

Waverly Station - sieht aus wie ein Glashaus

Old Town - hier ist es proppevoll

Und hier wie üblich meinen absolut subjektiven Reisetipps:
  • Das Castle meiden. Wer es aber doch besuchen will wirklich gaaaanz früh, also zur Öffnungszeit hingehen. Tickets unbedingt im Internet kaufen (kann man selber drucken). Nichts erwarten
  • Nichts planen. Treiben lassen. Edindurgh eignet sich hierfür wunderbar
  • Ungewöhnliche Orte besuchen. Der Bahnhof zum Beispiel ist wirklich mal anders.
  • In der Stadt wohnen, also zentral. kann man den Pub-Abend genießen.
  • Nicht denken, die „New Town“ wäre nicht schön
  • Regenschirm nicht vergessen

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