Mit dem Wohnmobil durch Island (1): Reykjavik und der „Golden Circle“

Mit dem Wohnmobil durch Island: Reykjavik und der „Golden Circle“
Reykjavik - Laugarvatn - Geysir - Gullvoss

Was sofort auffällt - Island ist mit Lupinen übersät. Alles wird lila- wunderschön

Angekommen! Unser Wohnmobil haben wir wie vereinbart am Flughafen übernommen und dürfen sofort in dieses Land eintauchen. Das heißt: Erstmal einkaufen – denn da lernen wir ja immer sehr viel über fremde Kulturen – im Supermarkt. Und lernen schnell – die lange dänische Besatzung ist an Island nicht vorbei gegangen. Das Essen ist sehr einfach und die Isländer essen am liebsten ihr Nationalgericht. Hot-Dog. Das gibt es überall und auch die Würstchen-Abteilung in der Kühltheke nimmt einen großen Anteil ein. Die Isländer scheinen eher unspektakulär zu essen, im Vergleich zu Frankreich gibt es hier eigentlich gar nichts. Alkohol gibt es im Supermarkt eh keinen (>2,25%) und die zweitgrößte Abteilung nach den Würstchen sind die Chips und die Pizza. Mir passt das. Fisch gibt es gar nicht so viel wie gedacht, aber wahrscheinlich kauft den keiner im Supermarkt. Und wie bei uns ist im Sommer die Grillabteilung (eingelegtes Lamm, Fertig-Grills, Kohle, Grillsaucen) sehr groß. Ich frage mich aber grade, wie die bei dem ganzen Regen den Grill anbekommen?
Apropos Regen – das stört hier überhaupt niemanden. Wir waren bei strömendem Regen in Reykjavik und trotzdem sind die Straßencafés besetzt und die Straßen sind voll und die Stadt ist sehr lebendig. Das ist hier scheinbar normal. Bei 12 Grad und Regen sieht man bei uns ein paar Leute mit Hunden spazieren gehen – hier ist jeder draußen – ist ja Sommer.
Aber mal ehrlich – es regnet nicht immer. Wir hatten bisher an jedem Tag Sonne. Also ein bisschen.

Unser Pössl auf Island

Hier gut zu sehen - irgendwo scheint auch die Sonne

Was sonst noch hier auffällt ist die „eigenwillige“ Landschaft. Irgendwie sofort beeindruckend – halt ganz anders. Auf mich wirkt das beruhigend. Wahrscheinlich sind daher alle Isländer gut drauf. Da lenkt nichts ab. Und die Natur steht über allem.

Islands Landschaft - Wasser und Moos

Island ist übrigens das zweite Land, das wir besuchen, dass komplett regenerativ mit Strom versorgt wird. Wie Norwegen. Wo aber in Norwegen alles mit Wasserstrom versorgt wird, kann man hier die Wasserfälle an lassen. Denn 30% kommen aus Geothermie und „nur“ 70% aus Wasser. So dürfen wir den Gullfoss Wasserfall mit 80 MW Leistung bestaunen, ohne dass ein Kraftwerk ihn ersetzt. Obwohl – fast hätte der Gullfoss dran glauben müssen, aber die Menschen vor Ort haben ihn beschützt.


Wie in Norwegen - hier bekommen die Straßen Fußbodenheizung. 


Tag 1: Reykjavik
Der heutige Plan: Die Stadt anschauen und danach ins größte Schwimmbad Island gehen. Der erste Teil hat gut geklappt. Der zweite weniger. Aber der Reihe nach. Die Stadt Reykjavik ist größer als gedacht, aber trotzdem kuschelig und irgendwie nordisch halt. Gemütliche Holzhäuser säumen die Straßen und natürlich locken viele Geschäfte die Touristen. Was hier auffällt: Alles ist lokal – keine internationalen Modeketten oder sonstige Geschäfte sind hier zu finden (außer Subway nicht einmal McDonalds oder Starbucks). Dafür gibt es eine große Auswahl an wärmenden Kleidungsstücken, vornehmlich aus Schaf. Und Daunenjacken. Und Regenjacken. Dazu an jeder Ecke ein Hot-Dog Stand. Das isländische Hot-Dog ist übrigens dem dänischen sehr ähnlich, allerdings sind die Zutaten (Hot-Dog Sauce und Ketchup, Zwiebel, Röstzwiebeln) alle unter der Wurst. Nur der Senf ist oben drauf. Das liegt wohl an dem Wind hier, da die Zwiebel sonst wegwehen. Und ehrlich – das ist auch viel einfacher zu essen. 

Ein Hot-Dog Icelandic

Das ist Reykjavik. Könnt ihr euch jetzt vorstellen? Der Campingplatz ist riesig groß und gut ausgebaut und netterweise neben dem großen geothermisch (logisch) beheizten Schwimmbad. Normalerweise hat das bis 22 Uhr auf, aber leider heute nicht. Heute ist der 17. Juni, da feiern die Isländer die Unabhängigkeit von Dänemark im Jahre 1944. Und da geht man scheinbar nicht ins Schwimmbad, obwohl das doch hier sehr üblich ist.

Die sehr skandinavische Kirche "Hallgrímskirkja" mit Leif Eriksson, dem Entecker Amerikas


Also Planänderung: Wir fahren schon am Abend weiter in den „Golden Circle“, der Gegend mit den vielen Sehenswürdigkeiten, sozusagen der Touri Hot-Spot der Insel.

Tag 2: Der Golden Circle (Laugarvatn, Geysir, Gullfoss)
Wie gesagt, wir sind schon am Abend hier. Und da wir ja so gerne schwimmen wollten gehen wir nach Laugarvatn in die Fontana, eine Therme. Schwimmen kann man da zwar nicht, aber halt schön im Wasser platschen. Aber halt, natürlich könnte man hier schwimmen, denn das Bad hat einem Zugang zum See (dem Laugarvatn). Aber bei 14 Grad Wassertemperatur mag man ja nicht so richtig schwimmen. Obwohl – der See ist deutlich wärmer als der vorher besuchte Þingvallavatn. Der hatte nämlich nur 2 Grad. Das war vielleicht kalt. Übrigens: Ein Thermometer ist neben warmer, regenfester Kleidung ist Island super wichtig. Denn Wasser hat hier 0-100 Grad, je nachdem. Vorher nachmessen ist also immer wichtig. Eigentlich ist das Thermometer  ja für Kontrolle zu heißen Wassers, aber kaltes Wasser können wir damit dann halt auch messen.

Laugarvatn heißt übrigens "Schwimmbadsee" oder "Badesee". Wahrscheinlich liegt das wirklich am "warmen" Wasser, dass man dort schwimmen kann. Offiziell (laut Wikipedia) heißt der See so wegen der Waschung eines Bischofs, ich halte das aber für Blödsinn. Ein See, der so viel wärmer ist als andere Seen wurde wahrscheinlich schon lange vor Erfindung der Geothermie und Schwimmbäder zum Baden genutzt.

Þingvallavatn

2 Grad Wassertemperatur

Der Laugarvatn, dank heißem Wasserzulauf fast 14 Grad "warm"

Jutta geht hier wirklich baden (der See heißt ja auch Badesee)

Ich bleibe lieber im Hot-Pot


Aber zurück zum Laugarvatn. Weil hier ein Geothermiegebiet gleich neben dem See ist wird der geheizt. Leider reicht es nicht ganz für mich zum Baden, also bleibe ich dann doch lieber im Hot-Pot – so heißen hier die 40° warmen, heißen Pools.

Noch in der Nacht machen wir uns auf zum Geysir. Denn es ist ja eh hell und wir wollen versuchen, den sehr beliebten Touristen Hot-Spot alleine zu erleben. Und in der Tat – um Mitternacht waren wir dann wirklich ganz alleine mit dem Geysir Strokkur und er hat nur für uns seine Show abgezogen. Alle 5-10 min schießt er sein Wasser bis zu 40m hoch – aber auch nur manchmal.

Der Strokkur - gigantisch

Als er das erste Mal lospustet bekommen wir einen Heiden-Schreck. Das geht so plötzlich und so laut. Total aufregend. Ja, ich habe schon tausende Geysir-Bilder gesehen und auch die Funktionsweise eines Geysirs ist mir bekannt – selber sehen ist dann aber doch was anderes. Etwas ganz anderes. Und nicht nur der Ausbruch selbst, auch in der Zeit dazwischen „atmet“ das Wasser und in diesem dunkelblauen Kanal fließt das Wasser hin- und her. Aufregend. Auch die Ausbrüche selbst, manchmal irre hoch, manchmal sogar zweimal hintereinander, manchmal aber auch nur ein kleines Spritzen.

Die Landschaft rund um den Geysir ist einzigartig - und überall blubbert und dampft es

Warten auf den Ausbruch - wir sind ganz alleine hier

 Der Name Geysir kommt übrigens hier her – der Geysir hier ist der Namensgeber für alle Geysire der Welt (so viele gibt es ja nicht). Es ist ein isländisches Wort. Da haben wir doch wieder was gelernt.

Noch mehr gelernt haben wir, dass Wohnmobil fahren hier eine tolle Idee ist. Hauptsächlich, weil wir sehr flexibel sind. Um Mitternacht am Geysir ist halt ne super-Sache. Am Morgen vor 7 war ich dann noch mal da, auch da war es noch fast Menschenleer. Jetzt, um die Mittagszeit ist es hier voller als Mittags in der Innenstadt von Hamburg. Die Parkplätze sind alle belegt, das Handynetz ist ausgefallen und ich möchte nicht wissen, wie es am Geysir aussieht. Der Arme. Obwohl, dem ist das natürlich egal, der sprudelt eh alle 5 min vor sich hin.

Der Strokkur genau beim Ausbruch - da hab ich den Auslöser gut getroffen

Heute Morgen waren wir dann auch noch früh am Gullfoss, sind aber wegen Nässe wieder umgedreht, das machen wir morgen noch einmal. Eigentlich Quatsch- denn der Wasserfall erzeugt so viel Spray, dass es da eh immer nass ist. Das bisschen Regen ist also auch egal. Da wir aber ins Hochland wollen – wir warten auf besseres Wetter.

Der Gullfoss - gigantisch

Und hier die Route



Und hier geht es zum zweiten Teil: Das Hochland

Kommentare

  1. Guten Abend. Da ich mich vorgestern betreffend blogspot "schlau gemacht" habe, bin ich zufällig auf diesen Island Reisebericht gestossen. Äusserst interessant!!! vielen herzlichen Dank! Sehr gut gemacht auch äusserst ansprechend das "Weiss auf Schwarz".
    Wieso ich mich um blogspot gekümmert habe? Ich fliege morgen via Copenhagen nach Keflavik. Nach den fünf Tagen Quarantäne habe ich mit meiner Frau für drei Wochen ein Wohnmobil gemietet (ja, es kostet brutal viel...). Und eigentlich plane ich, den Reisebericht mit blogspot zu schreiben. Mal schauen...
    Nochmals vielen Dank für diesen super Bericht, den werde ich bestimmt während unserer Reise immer wieder konsultieren.
    Grüsse, Markus

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