Mit dem Wohnmobil durch Island (3): Durch das Hochland
Gullvoss über Hveravellir bis Sauðárkrókur
220 km, davon 170 km Piste
 |
Im Hochland von Island |
Ich hatte mir ja vorgenommen, durch das Hochland zu fahren. Seitdem die ehemalige F35 jetzt 35 heißt und auch für 2-Rad Fahrzeuge freigegeben wurde, sollte das ja locker machbar sein. Und da wir ja grad am Gullfoss sind und in der Norden wollen, eine Abkürzung ist es auch noch. Und noch wichtiger – ich möchte unbedingt in das Geothermalgebiet Hveravellir – das liegt halt mitten im Hochland. Aber ehrlich, das war keine gute Idee. Es hat schon einen Grund, warum die Straße für 2WD Mietautos verboten ist. Aber wir haben ja keinen Mietwagen, also los.
 |
Hier geht es los: Der Gullvoss (leider schlecht zu fotografieren - ihr seht es an den Tropfen auf der Linse. Der Wasserfall erzeugt so viel Spray, dass man in kürzester Zeit nass wird) |
 |
Der Anfang - Hochland wunderschön |
 |
Lupinen soweit das Auge reicht |
Vorweg: Wir haben es natürlich geschafft, sonst würde ich jetzt auch diese Zeilen nicht schreiben. Wir waren auch in Hveravellir – und ja – es ist so schick, wie ich mir das gedacht habe. Aber die Fahrt dorthin war schon mehr als ein Abenteuer. Die ersten Kilometer bis zum Gletschersee Hvítárvatn sind toll, dahinter der große Gletscher Langjökull. Eine wunderschöne Kulisse und bis hier ist die Fahrt auch angenehm.
 |
Schöne Berge am Wegesrand |
 |
Hier ist die Straße noch ok |
 |
Imposant: Der Gletscher Langjoküll |
Der Rest ist dann weder schön noch angenehm. Die Landschaft hier besteht nur aus Geröll, da können auch die beiden Gletscher links und rechts in der Ferne nichts mehr verschönern. Und die Piste, bisher feiner Schotter wechselt zu einer Geröllpiste. Steine etwa faustgroß sind der Untergrund. Eigentlich besteht die Straße nur aus grob weggeräumten großen Steinen, die links und rechts der Straße liegen. Für ein 4x4 kein Problem, für unseren Pössl schon grenzwertig. Das Geschirr scheppert in den Schränken und ich habe Angst um die Scharniere und Verschraubunge. Gottseindank ist unser Pössl recht hoch gebaut, trotzdem habe ich Angst um den Unterboden. Und als dann der erste Fluss (oder Bach) zu furten ist wird es uns mulmig. Wie tief ist der? Schaffen wir das? Immerhin wollen wir ja nicht mitten im Hochland unser WoMo versenken. Als wir noch überlegen kommen zwei 4WD Autos vorbei und brettern laut und wasserspitzend durch die Furt. Für die war das kein Problem, die 25 cm Wassertiefe sollte aber unser Pössl auch schaffen. Das hat er auch – aufregend war es aber trotzdem. Die Stimmung war ein wenig im Keller und da die Landschaft immer trostloser wird, wird das auch nicht besser. Ich habe sogar vergessen noch ein paar Bilder als Doku zu machen, aber wir haben uns dann doch lieber auf die Straße konzentriert. Nach etwa 2,5 Stunden haben wir es dann geschafft – wir sind in Hveravellir angekommen. Erstmal durchatmen.
 |
Leider habe ich keine Bilder der wirklich schrecklichen Piste - zu viel Aufregung. Hier ein Bild des besseren Teils. DIe Einöde der Landschaft ist aber gut zu erkennen |
Das Geothermalgebiet ist aber so gigantisch, dass die Anspannung dann doch schnell verfliegt. Gleich neben dem Campingplatz (also eher der Parkplatz des dortigen „Hotels“) geht es über schön angelegte Holzstiege zu den wunderschönen Attraktionen. Kleine Springquellen, Solfatare, Fumarolen und heiße Quellen, teilweise von wunderschönen Sinterterrassen umgeben. Einige Quellen habe ich Mini-Geysire getauft. Auch wenn die das Wasser nicht meterhoch rauspusten – es bleibt einige Minuten still bis das Wasser dann rausblubbert. Wunderschön und echt spannend. Allein der fauchende Solfatar „Öskurhöll“ (Brüllender Hügel) macht schon etwas her und ist kilometerweit zu hören. Man könnte ihn auch als Wolkenmaschine bezeichnen, so viel Dampf spuckt er aus.
 |
Das Hochtemperaturgebiet Hveravellir |
 |
Diese Quelle will mal ein Geysir werden |
 |
Sinterterrassen überall |
 |
der fauchende Solfatar „Öskurhöll“ |
 |
Unglaubliche Farbkominationen |
Neben dem Hochtemperaturgebiet gehen auch tolle Wanderwege durch die traumhafte Landschaft, die ein wenig aus das Auenland aus dem bekannten Filmen aussieht. Im Hintergrund die schneebedeckten Berge und der Gletscher, fast schon kitschig. Wir sind eine kleine 2 km Rundtour gelaufen und auch hier dampft und zischt es gerne mal aus der Erde.
 |
Schöne Wanderung durch das Hochland |
 |
Arctic Thyme |
Und als Highlight am Abend dann ein Bad in dem berühmten Hot-Pot. Die Temperatur wird manuell eingestellt. Auf der einen Seite fließt kaltes Wasser aus dem Fluss, auf der anderen 80°C heißes Wasser aus einer heißen Quelle durch Rohrleitungen. Je nachdem, wie man die Rohrleitungen nun in das Becken dosiert stellt man die Temperatur ein. Als wir dort ankamen hatte das Wasser 42 Grad (da hat jemand das Kaltwasserrohr weg gelegt) – wie gut, dass wir immer ein Thermometer dabei haben. Aber wir haben kaltes Wasser nachgefüllt und dann wurde es dort auch ganz schnell sehr angenehm. Ein traumhafter Tagesabschluss.
 |
Im Hot-Pot von Hveravellir |
Die Straße 35 Richtung Norden ist dann deutlich angenehmer zu fahren, den hier ist die Piste schon fast Straßenähnlich, aus wirklich feinem Schotter und gut glatt gezogen. So war die Weiterfahrt dann deutlich weniger anstrengend.
 |
Kein F mehr vor der 35. |
Und hier noch ein paar Tipps für Nachmacher:
- Wer ohne 4x4 unterwegs ist sollte Hveravelir von Norden anfahren, das ist deutlich entspannter und auch schneller. Der Weg von Süden ist nur was für ganz abenteuerlustige
- Der Campingplatz und das Hotel sind eine Katastrophe, das Personal unfreundlich. Uns war das egal, wir hatten ja alles dabei – also nichts vergessen.
- Ein wenig Zeit für eine Wanderung in der Gegend einplanen
- Auf keinen Fall die Badehose vergessen.Thermometer ist empfehlenswert – zur Not kann man die Temeratur im Hot-Pot aber auch mit der Hand kontrollieren
- Auch ohne Übernachtung lohnt sich der Ausflug (aus dem Norden), wer einen 4x4 hat sowieso – denn damit ist man ja schneller unterwegs. Aber auch ohne 4x4 ist die Strecke aus den Norden locker zu machen.
Und hier die Route
Und hier geht es zum dritten Teil: Der Norden
Kommentare
Kommentar veröffentlichen