Mit dem Wohnmobil durch Island (3) – Der Norden

Mit dem Wohnmobil durch Island (4) – Der Norden
Varmahlíð- Hólar – Hofsós – Siglufjörður – Akureyri – Goðafoss - Myvatn
285 km


Mitternachtssonne am Godavoss

Als wir aus dem Hochland wieder in bewohntes Gebiet kamen, da fielen uns sofort die vielen Pferde und Schafe auf, die hier wohnen. Wegen eines Schafstriebs (mit Pferden) durften wir auch 15 min warten, bis auch alle Schafe eingesammelt waren und die Straße wieder freigegeben wurde. Als Tourist stört so etwas ja nicht – ganz im Gegenteil. 

Viele Islandpferde bekommen wir zu sehen


Bei der Diskussion über die Pferde gab es dann allerdings mit der Heimat eine Diskussion, ob es denn nun „Islandpferde“ oder „-Ponys“ sind. Da dies aus der Literatur nicht zweifelsfrei erkennbar ist fahren wir nach Hólar, zur Hochschule für Pferdekunde. Kein Witz, hier kann man in der Tat seinen Master in Pferdekunde machen. Wir fragen also nach, ob es nun „Pferd“ oder „Pony“ heißt – die Antwort ist „bitte nicht Pony“. So klar die Antwort auch ist (in der gesamten Hochschule wird auch immer nur von Islandpferden gesprochen), bleiben bei der Antwort doch Zweifel. Aus sehr renommierten und absolut verlässlichen Quellen weiß ich, dass kleine Pferde unter 1,40m wissenschaftlich und scheinbar auch versicherungstechnisch Ponys genannt werden. Auf Nachfrage beim IPZV e.V. (Islandpferdezuchtverein) wird bestätigt, dass Pferde bis 1,48 m Stockmaß als Ponys gelten. Da aber in Island keine größeren Pferde vorkommen, braucht es diese Unterscheidung aber nicht, daher spricht man hier von Pferden. Na ja – so ganz werden wir trotz Besuch der Hochschule das Rätsel nicht lösen können, es gibt scheinbar eine streng wissenschaftliche und eine kulturell-ethische Antwort. Da die Dame bei der Antwort „bitte nicht Pony“ mich aber so traurig angeschaut hat bleibe ich beim Isländischen. Pferd. Denn das persönliche Erlebnis ist dann doch anders – vor allem da die Pferde wirklich sehr, sehr kräftig und robust gebaut sind. Obwohl – gerade Ponys gelten ja als robust und kräftig und auch in den USA gab es den Pony-Express. Aber gerade die amerikanische Literatur nennt die Isländer keine Ponys, sondern Pferde. Wobei wir wieder am Anfang wären….

Das findet man hier ganz normal im Supermarkt - das gibt es bei uns nicht

Ist ja auch egal – wir haben in diesem Zuge aber gelernt, dass man hier Pferdekunde studieren kann und die Hochschule wirklich sehr interessant war. Und noch eine Erkenntnis: Wir haben gelernt, dass man in Island überall die Schuhe auszieht. Selbst in der Uni zieht man an der Tür die Schuhe aus, auch dort stehen Schuhregale gleich am Eingang. Das gleiche erleben wir überall, auch in Restaurants und den Schwimmbädern. Wir hatten das vorher im Reiseführer gelesen – wenn man es erlebt fühlt es sich aber wirklich sehr anders an.

Apropos Schwimmbad – wir waren viel baden im Norden Islands. An jeder Ecke steht ein Schwimmbad. Ist auch einfach, wenn man einfach ein Wasserrohr in den Boden stecken muss, um warmes Wasser zu bekommen. So finden wir dann an den ungewöhnlichsten Orten Schwimmbäder. Schaut mal hier – das ist das Landschwimmbad Þelamerkur Sundlaug. Außerdem waren wir noch in Hofsos und Akueyri baden. Wobei das Schwimmdad in Hofsos wirklich einzigartig war – denn es liegt direkt am Skagafjörður und beim Schwimmen hat man den Eindruck im Fjord zu sein. Wahnsinn.

Das Schwimmbad in Hofsos - mit Mega Ausblick

Þelamerkur  - Ein Schwimmbad im Nirgendwo

Die Schwimmbäder sind hier logischerweise gut temperiert, selbst die Sportbäder haben üblicherweise 28-30 Grad und dazu gibt es mehrere Hot-Pots von 38 bis 42 Grad. Mir gefällt das. Kulturell interessant ist auch der Hygiene-Kult im Schwimmbad. Es wird streng auf Körperhygiene geachtet und auch kontrolliert. Als Tourist wird man grundsätzlich schon an der Kasse auf die Reinigungsprozedur hingewiesen und in der Dusche wurde mir von einem Gast die korrekte Reinigung demonstriert. Ich weiß jetzt Bescheid. 

Hygieneregeln

Und eigentlich wundern uns nicht nur die vielen Schwimmbäder im Nirgendwo – uns wundert, dass hier überhaupt Menschen leben. Warum denn bloß? Hier ist es kalt und nass und sehr, sehr ungemütlich. In Siglufjörður kommen wir der Sache aber auf den Grund. Der Hering. Die Stadt – und überhaupt alle Städte in Nordisland – waren die Hauptstädte der Heringsfischerei. Und der Fisch war im 17 Jh praktisch die Quelle vieler Rohstoffe. Fett (für Seife und Futter) und natürlich als Nahrungsquelle für ganz Europa. Island eignete sich aus vielen Gründen zur Fischverarbeitung. Einmal war der Hering hier praktisch unerschöpflich. Andererseits gab es hier endlos und preiswert Salz zum Pökeln. Denn während in Deutschland der Wald rund um Lüneburg in der Sole verbrannt wurde konnte man hier auf Island die endlose Erdwärme nutzen. 15 Entsalzungsanlagen in der Gegend um Siglufjörður produzierten das wichtige Salz für den Hering. Daher wird an Touristen heute noch gerne Salz aus Island angeboten, was ja unendlich und preiswert zur Verfügung steht. Und auch eine uns bekannte Maßeiheit treffen wir hier wieder. Das „Barrel“ – ein Heringsfass. Die 159 Liter werden heute noch für Rohöl verwendet, wie damals das Fischöl. 

Schöner Campingplatz am Fjord bei Siglufjörður 

So, das war es jetzt aber mit „Sendung mit der Maus“, wir sind nämlich gar nicht der Heringe wegen hier sondern wir nutzen das gute Wetter zum Wandern in die Berge. Es ist für uns auch etwas Neues, mitten im Sommer mitten durch Schneefelder zu wandern. 

Toller Ausblick von oben - hier sind wir rauf gelaufen

Durch Schneefelder

Es sieht toll aus, wenn sich der Bach durch den Schnee frisst
Weiter geht es für uns nach Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Hier können wir einkaufen, tanken, entsorgen. Und natürlich nutzen wir auch das gleich neben dem Campingplatz gelegene Schwimmbad. Aber natürlich sind wir nicht wegen dem Schwimmbad hier, sondern wegen der Wale, die sich hier im Fjord tummeln. Juni bis August ist Walzeit und so gibt es hier allerlei Waltouren zu buchen. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Auf unserer Tour haben wir nicht nur einen wundervollen Blick vom Fjord auf die schneebedeckten Berge sondern sehen auch 3 Buckelwale. Es ist wirklich sehr ergreifend, wenn man diese doch sehr, sehr großen Tiere aus der Nähe beobachten kann. 

Alle suchen die Wale

Ein Buckelwal taucht ab 
Und dieser hier schläft - dafür können wir ihn aus 10m Entfernung in voller Länge erleben




Noch am Abend geht es weiter in Richtung Goðafoss, den wir abends noch in der Mitternachtssonne bestaunen dürfen. Der Campingplatz ist gleich nebenan. Die Bilder sind farblich ein wenig künstlerisch verändert, weil es die Stimmung in dem sehr schwachen Abendlicht doch gut rüberbringt, auch wenn es natürlich ein wenig übertrieben ist. Aber ein wenig Kunst sei mir hier erlaubt…

Der Godavoss



Mitternachtssonne

Und ganz dicht dran


Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Mývatn, dem Mückensee. Natürlich nicht der Mücken wegen sondern wegen der Vulkanlandschaft dort. Hier gibt es sehr beeindruckende Gesteinsformationen, die man in mehreren Wanderungen entdecken kann. Gesehen haben wir davon aber nichts, weil es in Strömen geregnet hat und wir dadurch keine Lust zum Wandern hatten. Aber die Grotte Grjótagjá haben wir uns natürlich doch noch angesehen – da regnet es ja nicht. Sieht spektakulär aus, früher könnte man dort sogar baden, heute ist das Wasser aber zu heiß. Schade eigentlich. Also sind wir zum offiziellen Bad – dem Myvatn Nature Bath – das war aber ein Reinfall. Also ehrlich, die normalen Schwimmbäder gefallen uns hier besser und wir müssen auch zugeben, dass wir die Blaue Lagune schon kennen, die deutlich schöner ist. Und In Myvatn ist es nicht weniger voll, es war sogar extrem voll. Das mag am Wetter gelegen haben – aber in Zukunft gehen wir in Island lieber in ein normales Schwimmbad als in diese Touri-Abzock-Bäder. Das Foto entstand übrigend im kalten Becken (nur ca 30 Grad), deshalb ist es da so leer. Im warmen Becken (38 Grad) war es so voll, dass ich nicht fotografieren konnte.


Myvatn Nature Bath - weniger "Nature" als gedacht

Grjótagjá

Grjótagjá, leider ist hier baden nicht mehr erlaubt. Ich finde es das schönste Hallenbad der Welt. Das Wasser hat derzeit 48 Grad - ein wenig zu heiß in der Tat. 

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