Mit dem Wohnmobil durch Island (5) - Der Süden

Mit dem Wohnmobil durch Island (5) - Der Süden
Neskaupstaður - Djúpivogur - Höfn - Jökulsárlón - Dyrhólaey - Vík í Mýrdal - Dyrhólaey - Seljalandsfoss - Hveragerði

670 km

Das Highlight des Südens - Die Gletscherlagune Jökulsárlón

Die Fahrt von den Ostfjorden in den Süden ist eine spektakuläre Fahrt, wenn man wie wir am Fjord entlangfährt und nicht der Ringstraße 1 durch den Tunnel. Es ist schwer zu beschreiben was man dort sieht. Klar, Fjorde halt, hohe Berge und Wasser. Es bleibt aber kaum in Worte zu fassen. Hinter jedem Hügel, hinter jeder Abbiegung gibt es etwas Neues zu entdecken und wir freuen uns jedes Mal mit lauten „oooh“ und „ahhh“ über Kurven und Straßenkuppen. Die Berge sind sehr zackig, teilweise schneebedeckt und tief schneiden sich die Fjorde ins Land. Bezahlen tun wir das mit etlichen Straßenkilometern. Von Neskaupstaður nach Djúpivogur sind es 60 km Luftlinie, wir sind 160 km gefahren. Teilweise fahren wir eine halbe Stunde, um dann 4km entfernt wieder anzukommen. Natürlich ist dann der Fjord dazwischen, aber die 4km ist man ja schneller geschwommen. Naja, fast. Durch die Berge und die glasklare Luft scheint es aber nochmal deutlich näher als gedacht. Aber wie gesagt, die Relation fehlt völlig. Wenn da ein Fernsehturm oder ein hohes Gebäude wäre, es würde verschwinden, aber die Relation wäre wenigstens da. Es ist unbeschreiblich. 

Fjorde und Berge - on the Road

Blick von unserem Campingplatz in Djúpivogur

Am Fjordende fließen tiefblaue und glasklare Flüsse ins Meer

Viel zu sehen gibt es hier


In den Süden fahren wir, weil es hier die Gletscher gibt. Also den Gletscher der Gletscher, der Vatnajökull (Wassergletscher). Es ist der größte Gletscher Europas außerhalb der Polarregionen. Den größten Gletscher Kontinentaleuropas (den Jostedalsbreen in Norwegen) haben wir ja schon bestaunt, und der der war schon groß. Der Vatnajoküll ist aber fast 20-mal größer (Smiley mir großen Augen). Das ist unfassbar groß. Wir merken das nur, weil Gletscherzungen die ganze Fahrt an uns vorbeiziehen, der Gletscher ist 150 km breit. Und ehrlich, die sehen schon schick aus, die Gletscherzungen (oder Auslassgletscher, wie der Fachmann sie nennt)

Die ersten Gletscherzungen tauchen auf


Ziel unserer Reise ist die Gletscherlagune Jökulsárlón, ein touristisches Highlight Islands. Das merkt man schnell an den ganzen Touristenbussen hier, die doch in der Tat von Reykjavik hierher in einer Tagestour brettern. Wir machen das wie immer – abwarten bis ca 20 Uhr, dann wird es leer. Wir schlafen hier heute Nacht und haben aus unserem Fenster einen tollen Ausblick auf Eisberge und die Lagune. Als um 23 Uhr die Sonne hinter dem riesigen Gletscher versinkt taucht die ganze Lagune mit den vielen Eisbergen darin in goldenes Licht. Eine unglaubliche Kulisse. 

Die 3 Eisbergarten: Vorne transparent (der ist umgekippt), in der Mitte blau, hinten schwarz.

Wunderschöne Eisberge 
Der perfekte Stellplatz für die Nacht

Sonnenuntergang über der Lagune

Ich stehe morgens um 4:30 wieder auf. Der See liegt spiegelglatt vor mir und sie Eisberge schimmern im Morgenlicht. Ich war sehr, sehr beeindruckt. Eine Kulisse so unbeschreiblich wie unwirklich. Hunderte, auch was, tausende von Eisbergen glitzern in der Morgensonne im Wasser. Ich freue mich, dass ich das erleben darf. Und wir freuen uns, dass wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind und hier in der Nacht ohne Touristenbusse die Lagune erleben können. 

Morgens um halb 5 - Jökulsárlón ganz ruhig

Und dann nach dem 2. Aufstehen steht ein besonderes Erlebnis an – eine Bootsfahrt auf der Lagune. Mit einem Zodiac geht es bis zum Gletscher, 7 km. Aus der Ferne ist der Gletscher zum Greifen nahe doch durch seine schiere Größe verschwimmt alles ins Unfassbare. Die Gletscherfront ist fast 100m hoch und blau schimmert das Eis. Wir fahren durch Eisberge hindurch und erleben all diese Naturwunder hautnah. Ein wirklich einmaliges und sehr besonderes Erlebnis. Auf Bildern ist das nicht festzuhalten. Auf der Fahrt lernen wir allerhand interessantes über den Gletscher, auch, dass er sich jedes Jahr um 300m zurückzieht. Die Bootsfahrer hier sehen die Lagune jedes Jahr wachsen, neue Inseln kommen aus dem Gletscher hervor und die Fahrt hierher dauert immer länger. Es wird davon ausgegangen, dass diese Gletscherzunge (der Breiðamerkurjökull) in 10 Jahren ganz verschwunden ist. Also schnell hin da, sonst könnt ihr dieses einzigartige Naturwunder nicht mehr sehen. Und wer es verpasst, kann sich zur Not den James Bond Film „Stirb an einem anderen Tag“ ansehen. Dort, wo James Bond mit seinem Auto über den Gletschersee brettert, da sind wir gerade. 

Ganz dicht fahren wir an den Gletscher

Und ganz dicht an den Eisbergen vorbei

Und danach wandern wir um die Lagune herum. Eigentlich wollen wir ja zum Gletscher, nach unseren veralteten Reiseführern ist das in 10 km machbar. Da sich der Gletscher aber sehr stark zurückzieht, sind es derzeit fast 15 km. Eine Richtung. Wir geben also nach 10 km auf, hatten aber trotzdem eine schöne Sicht auf die Lagune und 20 km gewandert sind wir auch. Und dann waren wir auch noch am Strand, wo die Eisberge aus der Lagune sich auf den schwarzen Strand legen und eine wunderhübsche Kulisse abgeben.

Wir wandern um den Jökulsárlón

Der Gletscher kommt immer näher

Dicht dran

Eisberge sammeln sich am Strand

Und glitzern auf dem schawarzen Sand

Auf der Weiterfahrt gehen unsere Blicke nicht mehr so oft nach rechts zum Gletscher sondern immer mehr nach links – zum Meer. Dort tauchen plötzlich Gesteinsformationen und Strände auf, die wirklich unvergleichlich sind. Zugegeben, es gibt auch woanders schwarze Strände (Teneriffa zum Beispiel), doch hier sind die Strände um ein vielfaches größer und trotz Vulkanismus stehen auf Teneriffa nicht so gigantische Basaltformationen am Strand. Ich mag aber Teneriffa zu Gute halten, das man dort baden kann. Nun, wer mag kann natürlich auch hier baden aber bei 7 Grad Wassertemperatur? Ich muss aber zugeben, dass die Küste in dieser Gegend (bis zur Stadt Vik) wirklich einzigartig ist. Wir als Deutsche rühmen uns einer langen Anna auf Helgoland. Hier stehen so viele Felsen am Meer, da könne man ja ein ganzes Alphabet deklinieren (dicke Bertha, fette Clara, hohe Dora usw…). Aber natürlich heißen die hier alle anders, die 3 Felsnadeln vor Vik heißen „Skessudrangur“, „Landdrangur“ und „Langsamur“, 3 Trolle, die beim Landgang versteinert wurden. Wer jetzt Interesse an Felsnadeln hat – hier die 15 spektakulärsten der Welt, inclusive der langen Anna und „Reynisdrangar“, auch eine Felsnadel auf unserer Route. Nur so ein schönes Foto wie in dem Bericht, das habe ich nicht hinbekommen.

Die Steilklippen kommen immer näher

Die Kirche von Vik - schöner Kontrast mit den grünen Berghängen

„Skessudrangur“, „Landdrangur“ und „Langsamur“

Reynisdrangar

Die Basaltformationen bei Dyrhólaey

Lange, schwarze Strände

Und immer wieder lustige Basaltfelsen

Und noch einer


Und irgendwann verlassen wir Berge und Strände (die Gletscher im Hintergrund sind aber immer noch zu sehen). Die Landschaft wird flach und fast „normal“, also nach unseren Maßstäben. Ungewöhnlich finde ich dann nur noch die Lavafelder, die mit dickem Moos bewachsen sind und die vielen grünen Berghänge hier. 



Dickes Moos überzieht die Lavafelder

Wirklich dickes Moos



Leider aber ist es ab Vik auch wieder sehr voll hier, viele Tourbusse und Tagesurlauber überfüllen die besonderen Orte. So ist die Halbinsel Dyrhólaey von so vielen Touristen überfallen, dass es leider nicht mehr schön ist. Die gigantischen Basaltsäulen dienen nur noch als Selfie Platz. Viele Chinesen und Amerikaner tummeln sich hier, die vielen Busse am Parkplatz sind das Zeichen des boomenden Tourismus auf der Insel. Leider haben wir nicht genug Zeit, um auch hier die Nacht zu verbringen. Ganz übel wird es aber am Skógafoss, wo wir eigentlich übernachten wollen. Aber der Campingplatz ist mittlerweile ein riesiger Parkplatz und die Summe der Busse übersteigt unsere Vorstellungskraft. Nicht einmal Fotos kann ich machen ohne Menschen drauf. Wenn ich überlege, dass ich am Dettifoss stundelang alleine rumgekraxelt bin. Wir beenden das Ganze mit der sofortigen Weiterfahrt, da es nicht mal schön ist, so dass sich hier eine Nacht lohnt (dann hätte man zwar den Wasserfall für sich allein, steht aber auf einem Parkplatz)

Nicht schön  -am Skogarfoss

Trubel am Skogarfoss. 

Also fahren wir gleich weiter nach Hveragerði, einer geothermisch sehr aktiven Gegend. Das Highlight hier ist die Wanderung zum Fluss ins Tal Reykjadalur. Der Fluss wird durch blubbernde und beeindruckend tosende Quellen auf fast 100 Grad ausgeheizt und dampft vor sich hin. Ein schon einzigartiges Schauspiel. Noch einzigartiger wird es, als der Fluss sich mit einem kalten Fluss mischt und die Temperatur sich genau zwischen 38 und 40 Grad einpendelt. Also Badetemperatur, was dann auch das absolute Highlight hier ist. Da uns das Wetter nicht hold ist (11 Grad und Regen, dazu eiskalter Wind) mag ich mich nicht umziehen und verzichte auf das Bad. Badehose hatte ich zwar dabei, aber ich wäre nie und nimmer aus dem Wasser wieder raus gekommen. Und da übermorgen unser Flug nach Hause geht entscheiden wir uns für das lokale Schwimmbad. Und das war eine geniale Idee. Eine 50m Bahn und ein Hot-Pot und wir hatten das ganze Schwimmbad für uns allein. Es waren ja alle im Fluss. Ehrlich, im Schwimmbad hat es mir im Endeffekt besser gefallen. Denn mal ehrlich, der „Geheimtipp“ Reykjadalur ist dank Google natürlich keiner mehr. Es fahren sogar Tourbusse hierher, der Parkplatz völlig überfüllt. Es werden sogar Pferdetransfers zur 3km entfernten Badestelle angeboten. Die Wanderung erinnert mich an mein Masca Erlebnis – es war wirklich voll. 

Der Fluss dkocht

Überall bubbert und dampft es

Und hier wird gebadet



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