Mit dem Wohnmobil durch Island - 7 Wochen Rundreise - Teil 5 - Hella bis Vik

Teil 5 - Hella bis Vik
Wasserfälle - Gletscher - Küste


Das Campingplatz-Scouting kann auch ganz merkwürdige Plätze zu Tage führen. In Hella wollen wir wieder ins Schwimmbad, also suchen wir uns einen Platz. Wir finden eine riesige Campingwiese mit bestimmt 80 Stromanschlüssen, aber sonst nix. Ein paar Dixie-Klos stehen irgendwie gelangweilt mitten auf der Wiese und geben der ganzen Szenerie einen sehr komischen Charakter. Es ist aber spät, wir brauchen weder Strom noch Klo und morgen macht das Schwimmbad um 6:30 auf. Passt alles. Außer der Wind, da die Wiese keinen Windschutz hat werden wir fürchterlich durchgeschaukelt. Geschlafen haben wir aber gut. Und gekostet hat es auch nix (Wär ja auch noch schöner).

Weiter geht es Richtung Seljalandsfoss, einem ganz bosonderen Wasserfall. Wir nutzen den Campingplatz direkt am Wasserfall und statten dem Wasserfall einen Besuch bei Nacht ab. Denn tagsüber ist hier der Bär los. Die Tourbusse aus Rexkjavik machen alle hier halt. Schon von der Campingwiese hat man einen fantastischen Ausblick direkt auf den Seljalandsfoss, der keine 500 m vom Campingplatz entfernt ist. Der kleine Wasserfall Gljúfrabúi ist sogar noch näher, liegt aber hinter einem Felsen, daher auch der Name (dt.”Schluchtbewohner”). Der nächtliche Besuch ohne tausende anderer Menschen ist schon toll, vor allem da man den Seljalandsfoss einmal umrunden und von hinten betrachten kann. Um 23 Uhr gelingen mir sogar dramatische Aufnahmen mit der untergehenden Sonne im Wasserfall. Es ist ein bewegendes Gefühl, hinter dem tosenden Wasserfall die Wassermassen zu bewundern. Die Kraft des Wassers ist hier nochmals deutlich stärker zu spüren als anderswo. Der Blick von hinten ist auch so einzigartig, dass ich stundenlang ganz aufgeregt war. Es ist übrigens egal ob es regnet oder die Sonne scheint, nass bin ich bei dem immensen Spray sowieso geworden. Ich brauchte hunderte Tücher um meine Kamera immer wieder trocken zu bekommen. Das Licht war Nachts übrigens der Wahnsinn, der Himmel hat gebrannt. 

Hinter dem Wasserfall bei Sonnenuntergang


Toller Campingplatz

Am Nachmittag
Und um Mitternacht brennt der Himmel

Da es morgens regnet besuchen wir mal ein Museum. Oder eher das lokale Vulkancenter. Denn wir sind hier in der aktiven Ecke Islands. Den Eyjafjallajökull kennt ja auch jeder und der ist genau hinter uns. Im LAVA Volcano and Earthquake Exhibition Centre in Hvolsvöllur bekommen wir einen sehr imposanten Eindruck von der Entstehung Islands, den Vulkanen dieser Gegend und den Ausbrüchen der Vergangenheit. Das Center wurde gerade eröffnet und bietet sehr moderne Lerninhalte mit Filmen, interaktiven Elementen und imposanten Licht- und Soundeffekten. 

Infos über die Vulkane
Hinterher besuchen wir das historische Schwimmbad Seljavallalaug. Es ist eines der ältesten Schwimmbäder der Insel aus dem Jahr 1923. Es ist 25m x 10m groß, ca 30-35°C warm und hat eine besondere Geschichte, denn es zeigt die Geburt der Badekultur auf Island. Die Bäder bereicherten die Kultur des Landes. Plötzlich hatte man immer etwas zu tun, auch wenn es regnet oder im Winter - so nahmen die Bäder eine zentrale Rolle im Leben ein. Und noch einen Grund gab es für den Bäderboom. In den 1920er Jahren wurde ein Gesetz verabschiedet, welches Schwimmunterricht der Fischereination zum Pflichtfach machte. Seitdem brach ein regelrechter Wettstreit der Gemeinden aus, wer denn das fortschrittlichste Bad baut und die Kunst des Betonierens zeigte. Hier in Südisland nahm sich der “Verein der jungen Männer Eyfelling” den Bau eines Bades an der heißen Quelle vor, auch wenn das Bad dadurch mitten in der Einöde stand. Um Kosten zu sparen wurde das Bad genau an den Felsen gebaut, so dass es nur 3-seitig betoniert werden musste. So entstand das erste 25 m Becken Islands. Heute ist es ein surrealer Ort, der aber immer noch touristisch beliebt ist. Es liegt mitten im Nirgendwo, die Wanderung hierher ist aber einfach.

Seljavallalaug

Alex badet im Nirgendwo
Den Skógafoss, einen der beliebtesten Wasserfälle haben wir ausgelassen - den kennen wir schon. Wir machen nur einen kurzen Campingplatz-check. Statt dessen geht es zum Gletscher. Der Sólheimajökull ist sicher die am einfachsten zu erreichende Gletscherzunge Islands. Es sind nur 4,5 km von der Ringstraße bis zum Parkplatz, von dort kaum 15 min zu Fuß. Wir wandern den Kilometer bis zu einem Aussichtspunkt am Gletschersee mit schönem Ausblick auf den Gletscher und den See, auf dem die Eisberge treiben. Auch meine Mavic kommt mal wieder zum Einsatz, eigentlich will ich bis über den Gletscher fliegen. Nach 500 m gebe ich aber auf, das ist mir zu weit. So ein Gletscher sieht immer riesig aus, ist aber weiter weg als man denkt. 

Jutta wirkt winzig vor dem Gletscher

Eis
Und dann geht es nach Vík í Mýrdal. Bei der Weiterfahrt hierher fragt man sich unweigerlich, warum diese Insel Island heißt. Wenn der erste Siedler der Insel, der Wikinger Flóki Vilgerðarson hier angekommen wäre, er hätte die Insel Grönland (Grünland) genannt. Denn die grüne Landschaft ist hier so omnipräsent, das Grün so intensiv, dass es kaum vorstellbar ist und die Augen fast blendet. Schroffe Berghänge mit tiefgrünen Hängen, alle Grüntöne des farblichen Spektrums scheinen hier auf einmal vorzukommen. Üblicherweise assoziiert man grüne Landschaften dieses Ausmaßes mit Irland - genauso sieht es hier aus. Da aber Flóki im Nordwesten angekommen ist und er seinen Siedlungsplan wegen Eis und Schnee aufgeben musste nannte er sie Insel nun mal Eisland. Hier in dieser Gegend ist im Sommer nicht viel davon zu sehen - wenn die ganzen Gletscher im Hintergrund nicht da wären. 

Alles grün - und die Kirche von Vík í Mýrdal (Foto vom letzten Jahr)
Und nicht nur grün dominiert die Landschaft. Auch ein tiefes blauviolett überzieht gerade Teile der Insel mit unendlichen Lupinenfeldern. Besonders hier bei Vik scheinen sie endlos zu sein, auch wenn man Lupinen auf der gesamten Insel findet. Es handelt sich um die Alaska-Lupine und eigentlich gehört sie hier gar nicht hin. Die Pflanze wurde 1945 nach Island verbracht um die Bodenerosion zu stoppen. Das hat geklappt. Der Preis dafür, das erkennt man heute, ist aber hoch. Denn die sehr robuste, widerstandsfähige Pflanze macht so manchem einheimischen Gewächs, den Moosen und Flechten den Garaus. So wird die schöne Lupine mittlerweile zu einem Fluch. Trotzdem müssen wir zugeben, dass die großen Lupinenfelder unglaublich schön aussehen.

Lupinen in Vík í Mýrdal
Hier in Vík gibt es viele bekannte Naturwunder. Die Strände (Kirkjufjara und Reynisfjara), die Basaltsäulen Reynisdrangar und die Halbinsel Dyrhólaey mit seinem imposanten Felsentor. Aber die zeigen wir euch beim nächsten Bericht.

Und noch eine Bitte: Wir würden uns über eure Fragen über Island sehr freuen. Was interessiert euch? Was wolltet ihr immer schon mal wissen? Wenn ihr hier mal her wollt, was braucht ihr für Infos? All das hilft uns, unser Buch zu schreiben. 

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