Mit dem Wohnmobil durch Island - 7 Wochen Rundreise - Teil 7 - Kirkjubæjarklaustur bis Höfn

Teil 7 - Kirkjubæjarklaustur bis Höfn
Gletscher und Gletscherlagunen

Gletscher bestimmen diese Tour


Falls ihr den Ort Kirkjubæjarklaustur nicht aussprechen könnt - macht nix. Die isländische Sprache ist wirklich tückisch. Hier könnt ihr euch das aber mal anhören - und deutlich das Wort "Kloster" hören. Dafür ist der Ort mit sagenhaften 135 Einwohnern bekannt. Hier befand sich  ab 1186 ein bekanntes Nonnenkloster. Die Namen des umliegenden Flusses Systra, der See Systravatn oder der Wasserfall Systrafoss zeugen heute noch davon (Systra in dt. “Nonne”). Bekannt ist der religiöse Einfluss in Island hauptsächlich wegen der berühmten „Feuerpredigten“ von Pfarrer Jón Steingrímsson. Durch diese soll die Lavawalze des  Laki-Ausbruchs die Stadt verschont haben. Ihr könnt euch doch noch sicher an die Geschichte aus der vorherigen Episode erinnern. Wir finden hier einen schönen Campingplatz direkt an einem Wasserfall. Das ist ein schönes Fotoziel für unseren Spaziergang nach dem Abendessen.

Wasserfall am Campingplatz


Und los geht es. Wir können dank guten Wetter bereits unser erstes Ziel sehen, auch wenn dies noch über 60 km entfernt ist. Der höchste Berg Islands, der Hvannadalshnúkur (dt. “Gipfel des Tales der Engelwurz”) bietet in der Ferne eine wahnsinnige Kulisse. Je näher wir kommen, desto ausgeprägter ist der riesige Gletscher Öræfajökull mit seinen Gletscherzungen Skaftafellsjökull und Svínafellsjökull zu sehen, die wir in Kürze sehr nahe zu Gesicht bekommen. Der Öræfajökull ist dabei nur ein Nebengletscher des größten Gletschers Europas, dem Vatnajökull (dt. “Wassergletscher). Er wird uns die gesamte Tour begleiten und auf der linken Seite werden wir ständig seine vielen Auslassgletscher sehen. Er ist an den breitesten Stellen ca. 140 km lang und ca. 80 km breit, 8.100 km² Fläche. Unser Bundesland Schleswig-Holstein ist gerade mal doppelt so groß. 

Auf der Fahrt immer wieder nette Fotostopps

Vorher durchqueren wir aber noch eine landschaftliche Besonderheit dieser Gegend - den größten Sander Islands, den Skeiðarársandur. Der Skeiðarársandur ist riesig, an der Küste 56 km breit und ca. 25 km lang. Das Wort Sander ist isländischen Ursprungs (“Sandur”) und wird in deutsch auch als “Schotterfläche” bezeichnet. Sander entstehen wenn Gletscherschmelzbäche sich in der Ebene dahinter als Fluss verbreitern und ihr mitgeführtes Material vom Gletscher dann hier ablagern. Der Skeiðarársandur ist in ganz Island sehr bekannt, denn 2 Umstände machen ihn so besonders. Einerseits war hier der letzte Abschnitt zur Fertigstellung der Ringstraße in Island. Erst 1974 wurde durch eine 904 m lange Brücke die Ringstraße endlich fertig gestellt und man konnte Island einmal umrunden. Andererseits wurde genau diese Brücke 1996 bei einem verheerenden Gletscherlauf wieder zerstört. Der Grímsvötn brach am 10. September 1996 aus und dadurch ergab sich ein Gletscherlauf von über 50.000 m³/sec. Zusätzlich lösten sich Eisblöcke von bis zu 2000 t und wurden auf den Sander geschwemmt. Die Brücke wurde zerstört, verschwand teilweise vollständig. Die Straße wurde auf einer Länge von 13 km weggerissen. Das Bild unten zeigt ein Brückenteil von dieser Katastrophe.

Skeiðarársandur
Das macht ein Gletscherlauf mit einer Brücke

Unser Ziel ist der Skaftafell / Vatnajökull National Park. Wir wandern direkt zum Gletscher, ganz nah dran - bis zum Gletschertor, aus dem das Wasser in Massen heraussprudelt. Es ist ein bewegendes Gefühl so dicht vor dem Gletscher und wir fragen uns, ob unsere Kinder und Enkel in Zukunft diesen Anblick noch erleben können. Denn der Gletscher schrumpft rapide, das ist auch an der Umgebung schön zu sehen. Hier, vor dem rauschenden Gletschertor wird uns die globale Erwärmung und die Gletscherschmelze sehr deutlich vor Augen geführt. Seit 2000 haben die Gletscher Islands nach Angaben des IMO (Icelandic Meteorological Office) in nur 18 Jahren 600 km² an Fläche verloren. Das entspricht der doppelten Fläche der Stadt München. Manche Gletscher verlieren 300m jedes Jahr. Nun muss ich aber auch zugeben, dass diese Gletscher riesig groß sind. Ich will eigentlich meine Drohne über den Gletscher fliegen. Nach 500 m und 120 m Höhe gebe ich aber auf - ich bin noch sehr vorsichtig mit meinem neuen Spielzeug. Trotz der Entfernung habe ich noch nicht mal den Gletscher erreicht. Wahnsinn. Um uns noch ein besseres Bild zu machen wandern wir auch oben auf den 375 m hochen Berg Sjónarnipa, der uns einen schönen Überblick verschafft. Mann - ist der groß.So ganz nebenbei kommen wir auch noch am Wasserfall Svartifoss (dt. “schwarzer Wasserfall” vorbei. Der Wasserfall selbst ist nicht riesig groß und nicht sehr wasserreich. Der Name des Flusses Stórilækur (dt. “großer Bach”) macht dies schon deutlich. Der Wasserfall ist aber bekannt wegen seiner schwarzen Basaltsäulen, die wie Orgelpfeifen der Wasserfall einrahmen. Die Wanderung über 7 km und 470 Höhenmeter war recht anstrengend, aber auch sehr schön. Wir haben meine neue App "Plant Snap" ausprobiert, mit der man Blumen und Gewächse per Foto bestimmen kann. Sumpfdotterblumen und Storchenschnabel hat das Programm gut hinbekommen, bei der Strauchweide hat es aber passen müssen. Jutta hat das natürlich aber rausgefunden. Es macht Spaß, die arktischen Gewächse beim Wandern zu bestimmen. 

lokale Flora

Der Skaftafelljökull

Und so sieht unser Campingplatz aus
Svartifoss


Unser nächstes Ziel ist einer der Höhepunkte jeder Island Reise: Die Gletscherlagune Jökulsárlón (dt „Gletscherflusslagune“) mit den fotogenen Eisbergen. Schon früh sehen wir die gigantischen Auslassgletscher Fjallsjoküll und Breiðamerkurjoküll, die beide fast bis auf die Straße zu reichen scheinen. An ihren Enden befinden sich die Gletscherlagunen. Zuerst besuchen wir den kleinen
Fjallsárlón. Diese Lagune ist deutlich kleiner als der bekannte und viel größere Jökulsárlón aber auch deutlich ruhiger und nicht weniger interessant. Da der Gletscher hier viel näher ist und eine sehr hohe Abbruchkante hat sind die Eindrücke etwas ganz besonderes. Ich persönlich finde den Fjallsárlón fotogener als den großen Bruder und auch die Ruhe hier hat mich beeindruckt. Er ist viel weniger besucht. Außerdem konnte ich hier meine Drohne fliegen lassen, wir waren ganz allein hier. Wer auf meiner Whats-App Verteilerliste steht wird das Video von den Eisbergen gesehen haben.

Fjellsárlon

Aber in der Tat ist der in 10 km Entfernung liegende Jökulsárlón noch einmal gigantischer, noch imposanter, einfach unbeschreiblich. Er gehört zu den schönsten Naturwundern Islands und ist ein sehr beliebtes Touristenziel. Und wahrlich, der Anblick der Lagune ist dank der verschiedenen und sehr zahlreichen Eisberge atemberaubend, das Panorama mit dem riesigen Gletscher dahinter macht das ganze dann zu einem ganz besonderen Erlebnis. Bei der Anfahrt von Süden wird man geradezu überrascht, da die Lagune von der Straße erst überhaupt nicht sichtbar ist und dann an der Brücke plötzlich die ganze Lagune überschauen kann. Es fällt schwer ruhig zu bleiben bei dem Blick der sich von der Brücke bietet. Es heißt aber weiter fahren, denn die Brücke ist einspurig und 108 m lang und daher kommt es da gerne mal zu Staus. Dieses Jahr hatte der See so viele Eisberge, dass er wie mit Eisbergen vollgestellt aussah. Letztes Jahr dachte ich schon, das wären viele. Wie lange sich dieses Naturschauspiel noch bewundern lässt können wir nur spekulieren, denn wenn sich der Gletscher bis auf das Festland zurückzieht wird es vorbei sein mit den Eisbergen. Große Teile des Gletschern sind jetzt schon nicht mehr in der Lagune. Hoffen wir, dass es noch lange ein Erlebnis sein wird. Wir haben übrigens Wahnsinns Glück, der Himmel ist strahlend blau und lassen so die strahlend weißen Eisberge noch schöner erscheinen. Wir sind hier eine Nacht geblieben, so dass ich um 3 Uhr aufstehen konnte und die spiegelglatte Lagune bei Sonnenaufgang fotografieren konnte. Mensch - war ich begeistert. 

Jökulsárlón ganz früh morgens

Wilde Eisformationen

mit dem riesigen Gletscher im Hintergrund

Groß sind die Eisberge hier

Jökulsárlón begann sich 1934 zu bilden, als sich der Gletscherarm Breiðamerkurjoküll begann zurückzuziehen. Die Lagune ist derzeit ca. 20 km² groß (ca. 7 km x 3 km), jedes Jahr wird sie durch die Gletscherschmelze 300 m länger. Es handelt sich mit mehr als 250 m um den tiefsten See Islands. Je nach Wetter und Zeit befinden sich mehr oder weniger Eisberge darauf. Die größte Anzahl befindet sich aber netterweise im Bereich des Parkplatzes, beim Fluss Jökulsá á Breiðamerkursandi, wo die Lagune Verbindung zum Meer hat. Da der Bereich dort flacher ist, laufen die Eisberge auf Grund und bleiben sehr fotogen beim Parkplatz liegen. Die Eisberge schimmern in verrückten Farben von tiefblau über weiß bis hin zu schwarz, je nachdem wo das Eis aus dem Gletscher herausgebrochen ist. Durch den Zugang zum Meer, der durch die Tide immer wieder Wasser in die Lagune einströmen lässt friert der See nie zu. Fast nie. James Bond ist hier schon mit seinem Auto auf dem See gefahren. Wer die Szene kennt - James Bond liefert in “Stirb an einem anderen Tag” mit seinem Auto eine wilde Verfolgungsjagd auf der zugefrorenen Lagune. Damit die Lagune zufriert (was sie eigentlich wegen des Salzwassers eigentlich nicht tut) wurde übrigens der Zugang zum Meer künstlich verschlossen. eine bottstour haben wir diesmal nicht gemacht, das kennen wir ja schon.

Dafür waren wir den ganzen Tag am Strand  - den sogenannten “Diamond Beach”. Warum der so heißt könnt ihr an den Bildern sehen. Die Eisberge werden aus der Lagune gespült, dümpeln im Meer und werden teilweise an den Strand gespült. Sie verkanten sich mit anderen Eisblöcken und bilden dort, von den Wellen überspült und in Bewegung gehalten immer neue Kunstwerke. Die bizarren Eisformationen im Kontrast zu dem dunklen Sand ist wirklich einzigartig. Die großen Stücke schmelzen und hinterlassen dann tausende kleine, in der Sonne funkelnden Kristalle. Wir haben Eisstücke von den Brocken abgebrochen und unseren extra mitgebrachten Sekt damit gekühlt - mit 1.000 Jahre altem Eis. Trotz der vielen Touristen herrscht hier eine ruhige, malerische und ganz besondere Atmosphäre. Wir sind auch einige Zeit  am Strand entlang gewandert. Wir waren ganz allein.

Der Diamond Beach

lange Wanderung am Strand

Schöner Sonnenuntergang
Große Diamanten diesmal


Und zum Schluss waren wir in Höfn (dt. „Hafen im Hornfjord“), einer Kleinstadt mit ca. 2000 Einwohnern und einem tollen Blick auf den Vatnajökull hinter der Lagune. Wir waren mal wieder einkaufen und im wunderbaren, modernen Schwimmbad. Jetzt sind wir nicht nur wieder sauber sondern haben auch ordentlich Sport gemacht. Tanken waren wir auch und ihr wollt nicht wissen, was Diesel hier auf der Insel kostet. 

Ganz früh morgens im Dunst fahren wir los

und immer wieder tolle Landschaft


Wir übernachten heute beim Viking Café in Stokksness. Die Gegend hier ist landschaftlich der Hammer und bietet auch Wandungen in die Umgebung. Der große, schwarze Strand Kirkusandur mit grasbewachsenen Dünen, im Hintergrund der 757 m hohe Vestrahorn der in der Sonne in vielen Farben funkelt ist eine schöne Rundwanderung vom Café aus. Sie führt vorbei an einem Film-Setting für einen Wikinger-Film am Fuße des Berges direkt zum Strand und zurück über die Halbinsel Stokksnes mit der wilden Felsküste. Hier brüten viele Vögel und Robben liegen auf den Felsen im Meer. Der Strand selbst sieht aus wir in Dänemark, nur dass er halt schwarz ist. 

Jutta vor dem Vestrahorn

dramatisches Licht am Abend



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