Teil 17 - Die Halbinsel Reykjanes
Das Ende der Reise naht. Nach 6700 km, 400 GB Daten, 7000 Bildern und 50 Tagen sind wir einmal um Island gefahren und haben so ziemlich alles gesehen, was es hier zu sehen gibt. Uns bleibt noch die kleine Halbinsel Reykjanes (dt. “Rauchspitze”), auf der am nordöstlichen Ende auch das Hauptstadtgebiet liegt. Die Haupstadt selbst mag uns nicht besonders, jetzt fahren wir zum 5. Mal drauf zu und wieder regnet es in Strömen (das erste mal hat es geschneit, das zählt auch). Daher fahren wir erstmal dran vorbei und schleichen uns am nächsten Tag von hinten an - das hat geklappt. Wir machen einen Tag City-Tour, gehen shoppen (bei den locals) und machen auch die übliche Touri-Tour
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die Skulptur Sólfar |
Reykjavik (dt. “Rauchbucht”) ist die nördlichste Hauptstadt der Welt und mit ca. 150.000 Einwohnern (in der Metropolregion ca. 200.000) die größte Stadt Islands. ⅔ der Einwohner der Insel leben in der Gegend um die Hauptstadt. DIe 4 großen Gemeinden Hafnarfjörður, Garðabær, Kópavogur und Reykjavík (von Süden nach Norden) sind dabei mittlerweile fast zusammengewachsen und kam mehr als einzelne Orte erkennbar. Reykjavik ist die größte der Städte. Dabei war die Stadt Anfang des 19. Jh ein kleines Dorf mit 600 Einwohnern, Erst Anfang des 20 Jh. wurde die Stadt zum kirchlichen und Kulturellen Zentrum des Landes und erlebte ein großes Wachstum von ca 11.000 Einwohnern um 1900 bis hin zu 40.000 Einwohner Mitte des Jahrhunderts. Am 17. Juni 1944 wurde in Þingvellir die Republik Island ausgerufen. Reykjavík wurde Hauptstadt. Mit der Landflucht nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Stadt explosionsartig zu ihrer heutigen Größe. . Die Innenstadt ist keine riesige Metropole aber größer als gedacht und hat einen besonderen, nordischen Stil. Gemütliche Holzhäuser säumen die Straßen und viele Geschäfte locken die Touristen. Was hier auffällt: Alles ist lokal – keine internationalen Modeketten oder sonstige Geschäfte sind hier zu finden (außer Subway nicht einmal McDonalds oder Starbucks). Dafür gibt es eine große Auswahl an wärmenden Kleidungsstücken, vornehmlich aus Schaf. Und Daunenjacken. Und Regenjacken. Natürlich auch viele Souvenir- und Andenkenläden, der touristische Aspekt Islands ist hier deutlich zu spüren. Trotzdem kommt die Stadt sehr heimelig und typisch daher. WIr bummels über die Einkaufsstraße Laugavegur und besuchen die Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt: Die Hallgrímskirkja (das größte Kirchengebäude Islands), das Konzerthaus Harpa (moderne Architektur), die Skulptur Sólfar (der Sonnenfahrer, beliebtes Fotomotiv) und das Rathaus. Auch dem Stadtstrand Nauthólsvík statten wir einen Besuch ab. Der wohl nördlichste Badestrand der Welt. Hier herrscht reger Badebetrieb, denn der Strand ist beheizt. Also nicht der Strand, sondern das Wasser. Es wurde eine kleine Lagune geschaffen, Sand aus Marokko hergeschifft und das geothermische "Abwasser" erledigt den Rest. Ihr erinnert euch? Das heiße Wasser der Geothermiekraftwerke wird ins Perlan gepumpt. Von das werden die Häuser mit warmem Wasser versorgt, mit diesem Wasser werden sie Straßen und Gehwege beheizt (kein Witz) und dann fließt das Wasser einfach ins Meer - und heizt dort das Badewasser. Cool, oder? Geht natürlich nur, wenn das heiße Wasser umsonst aus der Erde kommt.
Dazu gibt es an jeder Ecke ein Hot-Dog Stand. Das isländische Hot-Dog ist übrigens dem dänischen sehr ähnlich, allerdings sind die Zutaten (Hot-Dog Sauce und Ketchup, Zwiebel, Röstzwiebeln) alle unter der Wurst. Nur der Senf ist oben drauf. Das liegt wohl an dem Wind hier, da die Zwiebeln sonst wegwehen. Und ehrlich – das ist auch viel einfacher zu essen. Die Wurst ist übrigens mit Lamm, was dem isländischen Hot-Dog seinen besonderen Geschmack verleiht. Den berühmte Hot-Dog Stand “Baejarins beztu pylsur“ (in deutsch “Die besten Hot Dogs der Stadt”) (Hier haben schon Bill Clinton und die Band Metallica gespeist und die Bude zum Kult erhoben) lassen wir aber wegen der langen Schlange aus
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Reykjvik von oben |
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Die Nationalgalerie |
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Das Konzerthaus Harpa |
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Auch von innen beeindruckend |
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Ein Strand auf dem 66tem Breitengrad - verrückt (ist aber beheizt) |
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Hot-Dog Stand |
Unser nächstes Ziel ist die blaue Lagune (isl. “Bláa Lónið”): Dieses riesige, 5000 m² große Thermalfreibad ist die beliebteste und auch bekannteste Touristenattraktion Islands. Kein Wunder: Das Wasser ist von einer ganz einzigartigen Farbe, die Kieselsäure ist nachweislich zur Heilung von Hautkrankheiten geeignet und in der Tat fühlt sich die Haut nach dem Bad glatt und angenehm an. Auch die Atmosphäre ist wirklich einzigartig, so etwas gibt es kein zweites Mal auf der Welt. Die Besucherzahlen werden begrenzt, daher ist es zwar in den Umkleiden oft voll, in der riesigen Lagune ist dann deutlich mehr Platz als gedacht.
Die blaue Lagune besteht aus dem Abwasser des nahegelegenen Geothermie-Kraftwerkes Svartsengi. Das Kraftwerk nutzt ein Gemisch aus Süß- und Salzwasser, welches 2000m tief erhitzt wird und mit über 200 Grad zur Stromerzeugung und Warmwasserversorgung der Region genutzt wird. Da das umliegende Gestein sehr silikathaltig ist kann die Anlage nicht im Kreislaufprinzip betrieben werden, daher wird silikathaltiges Abwasser auf die Lavafelder abgelassen. Hier bildeten sich dann natürliche Pools, da der Silikatschlamm das poröse Lavagestein verschließt. In den 80er Jahren badeten dort zuerst Werksangehörige, die über die heilende Wirkung des Wassers berichteten. Schnell wurde die Lagune zur lokalen Attraktion. 1986 wurde dann der Plan zur offiziellen Nutzung erarbeitet, 1999 die blaue Lagune offiziell eröffnet. Der Salzgehalt beträgt ca. 2,5%, also weniger als Meerwasser. Die blaue Farbe entsteht durch den großen Anteil der gelösten Kieselsäure und Algen.
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Die bleue Lagune (Vollauslastung) |
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"The Canyon", ruhige Ecke |
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Tolles Design |
Und dann fahren wir noch an die Küste, um auch mal wieder Strand zu sehen. Erstaunlicherweise gibt es hier unten eine wirklich schöne Landzunge, fast so wie in Dänemark. Nur der Sand ist dunkler, das Wasser ist kälter und der Strand noch einsamer. Immerhin kann ich hier meine Drohne mal wieder auspacken, denn die Zahl der bösen Seeschwalben verringert sich und die Jungvögel fliegen jetzt aus.
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Der Strand im Süden - auch das ist Island |
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Fast wie in Dänemark |
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Eine Jungseeschwalbe - grad geschlüpft. |
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Da sind die Eltern wieder etwas ruhiger |
Das ist mein letzter Bericht. Wem diese Serie gefallen hat der schreibt einen Kommentar oder informiert mich anderweitig. Am besten: Das Buch kaufen, gibt es ab Frühjahr 2019 im Handel.
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