Mit dem Wohnmobil durch Island - 7 Wochen Rundreise - Teil 13 - Der Norden und das Hochland

Teil 13 - Der Norden und das Hochland
Berge, Fjorde, Wale und heiße Quellen


Die Tour 7 durch den Norden Islands ist geprägt von Bergen, Fjorden, Walen und einem spannenden Ausflug in das Hochland. Tiefblaue Fjorde vor schneebedeckten Bergen, davor meist quietschgrüne Felder und Wiesen. Hier macht es einfach nur Spaß, Auto zu fahren.


Die Farben des Nordens


In der Stadt Dalvik dreht sich alles um Walbeobachtung. Wir haben eine Tour mit einem RIB (Rigid Inflatable Boat) gebucht - das sind diese Speedboote. Die Stadt liegt sehr nahe an den Walgebieten und mit nur einer kurzen Anfahrt ist man mittendrin bei den großen Säugetieren. Wir haben mehr als 10 Buckelwale um uns herum gesehen, was uns den Atem hat stocken lassen. DIe RIB-Boote sind extrem manövrierfähig und können sehr dicht an die Wale fahren. Sehr dicht. 2 m neben uns tauchte ein Buckelwal auf, uns ist das Herz stehen geblieben. Wenn er die Flosse geschlagen hätte, wir wären klitschnass geworden. Aber er hat uns bemerkt und seine riesige Fluke sehr sanft ins Wasser getaucht. Das war ein sehr aufregender Tag

Buckelwale im Fjord

In einer tollen Szenerie

Und wirklich sehr dicht

Ein Walbeobachtungsboot

Wir waren aber mit dem RIB unterwegs

Und auch die Landschaft ist vom Fjord atemberaubend

Weiter nordwärts wird die Fahrt immer schöner, denn die Straße führt langsam immer höher direkt am Kliff entlang und bietet einzigartige Ausblicke auf den Fjord. Die Küste ist rau, teilweise sehen wir Wasserfälle ins Meer stürzen. Es geht immer höher und die Straße scheint über dem Fjord zu schweben. Und genau als wir denken es geht nicht weiter kommt der 3400 m lange, einspurige Tunnel Múlagöng, der uns direkt zum nächsten Fjord befördert, dem Ólafsfjörður mit dem gleichnamigen Ort. Auch hier finden wir einen Campingplatz direkt am Schwimmbad, was herrlich liegt und für die Größe des Ortes nahezu gigantisch ist. Es ist ab 6:30 h geöffnet, für uns also ein idealer Übernachtung-Stop. Wir gehen nämlich fast jeden Tag schwimmen.. Am Ende des Ortes geht es sofort weiter in den nächsten Tunnel Héðinsfjarðargöng, ein Bauwerk in 2 Etappen von 7,1 und 3,7 km Länge, er führt uns nach Siglufjörður (dt. „Schiffsmastfjord“). Der Tunnel ist zweispurig und wurde erst 2010 eröffnet. Hier ganz im Norden in Siglufjörður angekommen fragen wir uns, warum es hier überhaupt eine so große Stadt gibt. Noch mehr, da der Tunnel ja erst 2010 erbaut wurde und auch der Tunnel auf der anderen Seite des Fjords erst seit 1967 besteht. Dieser Tunnel selbst ist einspurig, 830 m lang und gilt als der älteste Straßentunnel Islands. Vor dem Tunnelbau musste der 630 Meter hohe Siglufjarðarskarð überquert werden, was wohl wirklich sehr mühsam war. Trotzdem hatte die Stadt im 16 Jh mehr als 3000 Einwohner. Die Antwort finden wir hier im Heringsmuseum. Die Stadt – und überhaupt alle Städte in Nordisland – waren die Hauptstädte der Heringsfischerei. Und der Fisch war die Quelle vieler Rohstoffe. Fett (für Seife und Futter) und natürlich als Nahrungsquelle für ganz Europa. Als im 16 Jh. die Ostsee praktisch überfischt war boomte der Heringsfang im Nordatlantik. Island eignete sich aus vielen Gründen zur Fischverarbeitung. Einmal war der Hering hier praktisch unerschöpflich. Andererseits gab es hier endlos und preiswert Salz zum Pökeln. Denn während in Deutschland der Wald rund um Lüneburg in der Sole verbrannt wurde konnte man hier auf Island die endlose Erdwärme nutzen. 15 Entsalzungsanlagen in der Gegend um Siglufjörður produzierten das wichtige Salz für den Hering. Daher wird an Touristen heute noch gerne Salz aus Island angeboten, was ja unendlich und preiswert zur Verfügung steht. Und auch eine uns bekannte Maßeiheit treffen wir hier wieder. Das „Barrel“ – ein Heringsfass. Die 159 Liter werden heute noch für Rohöl verwendet, wie damals das Fischöl.

Und dann heißt es für uns noch Campingplätze scouten. Einen sehr schicken finden wir am Ende des Fjords mit einem quasi natürlichen Hot-Pot. Hier in Nordisland gibt es irre viele Pferde. Jede Weide beheimatet unzählige Tiere, dazu die ganzen kleine Fohlen., Sehr süß.

Campingplatz mit Hot-Pot

und endlosen Strand 

Pferde vor den hohen Bergen


Hier haben auch die Pferde lange, blonde Haare

Süß



Jetzt wird es spannend - und schön. Wir fahren die “Kjöllur” , eine ehemlige F-Hochlandstraße, die aber mittlerweile für normale Fahrzeuge freigegeben ist. Ziel ist das Hochland und das (unserer Meinung nach schönste) Hochtemperaturgebiet Hveravellir (dt. “Quellental”). Die folgenden 85 km sind anstrengende Piste, die letzten 6 km sind sehr, sehr ungemütlich und sehr mühsam. Aber wir haben es ja geschafft, anstrengend ist das ganze aber schon.

Anstrengend - die Hochlandstraße



Das Geothermalgebiet ist so gigantisch, dass sich die Mühe gelohnt hat. Eine Oase im Hochland. Gleich neben dem Campingplatz geht es über schön angelegte Holzstege zu den wunderschönen Attraktionen. Kleine Springquellen, Solfatare, Fumarole und heiße Quellen, teilweise von wunderschönen Sinterterrassen umgeben. Anders als die dunklen Schlammquellen von Hverir sind die heißen Quellen hier meist mit glasklaren Wasser gefüllt, was edel aussieht. Die Farben blau und weiß dominieren, obwohl viele Farben hier vertreten sind. DIe Namen der Quellen verraten das eindrucksvoll:. Bláhver (dt. „Blaue Quelle“), Grænihver (dt. „grüne Quelle“), Rauðihver (dt. „rote Quelle“). Noch deutlicher wird es beim Weiß-transparenten Fagrihver (dt. „schöne Quelle“) oder dem kristallklar schimmernden und mit porzellanartigem Sinterterrassen umgebende Bóluhver (dt. “Blubberquelle”) . Einige Quellen sind Mini-Geysire, auch wenn die das Wasser nicht meterhoch rauspusten – es bleibt einige Minuten still bis das Wasser dann herausspritzt. Wunderschön und echt spannend anzuschauen. Auch der fauchende Solfatar „Öskurhöll“ (dt. “Brüllender Hügel”) macht schon etwas her und ist schon weit aus der Ferne zu hören. Man könnte ihn auch als Wolkenmaschine bezeichnen, so viel Dampf spuckt er aus. Wer die 150 verschiedenen geothermischen und hydrothermalen Eigenschaften genauer studieren möchte, hier sind alle aufgezählt 

Grænihver (dt. „grüne Quelle“)

Bláhver (dt. „Blaue Quelle“

Rauðihver (dt. „rote Quelle“)

Fagrihver (dt. „schöne Quelle“)

 Bóluhver (dt. “Blubberquelle”)

 Bóluhver (dt. “Blubberquelle”) von oben

„Öskurhöll“ (dt. “Brüllender Hügel”

Und die Morgenstimmung von Hveravellir (um halb 5)

Neben dem Hochtemperaturgebiet gehen auch tolle Wanderwege durch die traumhafte Landschaft, die ein wenig wie das Auenland aus den bekannten Filmen aussieht. Im Hintergrund die schneebedeckten Berge und der Gletscher, sehr eindrucksvolle Aussicht. Wir sind den Eyvindarrétt Trail gewandert, es ist eine einfache Rundwanderung, die einen schönen Überblick verschafft. Im berühmten Hot-Pot waren wir diesmal übrigens nicht, auch wenn es klar der schönste Pot Islands ist. Es war sehr voll diesmal und im letzten Jahr konnten wir da ganz allein sein. Wir behalten also lieber diese schöne Erinnerung.

Wanderung im Auenland

Eyvindarrétt Trail 

Auch hier dampft es hier und da


Unser letzter Stopp auf der Route ist der Ort Hvammstangi dt. „Muldenlandzunge“), den wir mal als “Robbenhauptstadt” Islands bezeichnen. Wir fahren aber natürlich nicht mit zu den Seehundbänken, denn das können wir zuhause in Friedrichskoog machen. Stattdessen finden wir hier im Nirgendwo einen Stromadapter, den wir vor ein paar Tagen in der Steckdose eines Campingplatzes vergessen haben. Lange haben wir gesucht, hier im kleinen Ort in einem kleinen Krämerladen haben wir ihn gefunden. Und dazu waren wir noch in einer Wollfabrik, sehr spannend. Da haben wir dann auch gleich Wolle gekauft, Jutta macht sich gerade selbstständig und entwirft Island Pullis. Noch besser - es gibt einen Island-Rock.


Bei uns gehen auch so langsam einige Sachen kaputt. Das viele Schotterpiste fahren und ständige Ruckeln zollt seinen Tribut. Am empfindlichsten sind die Fenster, also die Verdunklung/Fliegengitter. Die zerlegt es so langsam. Auch von außen ist ein Fenster leicht abgesprungen. Unser Klebeband ist gerade das wichtigste Utensil. Ansonsten kämpfen wir nur mit Staub, der überall hinkriecht. Ihr wisst daheim gar nicht, wie schön so eine Asphaltstraße ist.



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