Nordland Cruise mit MeinSchiff 4
Teil 2: Geiranger bis Honningsvåg
Die Wahrheit über das Nordkap, viele Wale und ein cooler Captain
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Miiternachtssonne auf dem Weg zum Nordkap |
Wir haben gerade den Polarkreis überquert. Für die nächsten 7 Tage wird die Sonne für uns nicht mehr untergehen. Und wenn das Wetter so bleibt, dann werden wir sie auch immer sehen können. Das wäre schön, denn es ist ein unvergessliches Erlebnis, die Sonne 24 Stunden am Tag zu sehen. In der ersten Nacht konnten wir gar nicht einschlafen und mussten unbedingt die Mitternachtssonne erleben. Wobei die Berechnung der Mitternacht nicht ganz einfach war. Ich habe keinen Sextanten dabei und konnte daher den tiefsten Punkt der Sonne nicht genau messen. Nach unseren einfachen Methoden (Sonne genau im Norden, Winkelbestimmung mit dem Daumen) war Mitternacht um 0:57 CEST, was auf dem 14. Längengrad auch ziemlich genau passt. Wie waren auf jeden Fall ziemlich aufgeregt, weil so eine Sonne mitten in der Nacht dann doch unüblich ist für uns.
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Seetag. Es ist kalt und alle sind unten an der Bar. |
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Einer unserer Lieblinsorte: Der blaue Balkon ist unten verglast. |
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Unterwegs Richtung Norden |
Heute ist Seetag. Um uns herum ist nichts als Meer und die Temperatur nimmt stetig ab. Waren es gestern in Geiranger noch 28 Grad (kein Witz) sind es jetzt gerade mal 13. Und das trotz herrlichem Sonnenschein. Aber klar, wir fahren ins Nordmeer, genauer gesagt die Barentsee (Benannt nach dem niederländischen Seefahrer Willem Barentz, der Spitzbergen entdeckte. Dazu aber mehr im 3. Teil der Reise). Die Ausfahrt gestern Abend aus dem Fjord war natürlich extrem spektakulär bei dem tollen Wetter und die Eindrücke genauso spektakulär wie am Morgen. Der Kapitän hat bei den Seven Sisters einen 360 Grad Kreis in den Fjord gefahren, damit jeder etwas sehen konnte. Das sah von außen bestimmt ziemlich speziell aus, wenn so ein Schiff quer im Fjord schwimmt. Dazu gab es stimmungsvolle Musik von Edward Grieg, was dann wirklich emotional war. Ist schon ein cooler Hund, unser Kapitän, was er auch bei Instagram deutlich kundtut. Wir waren aber nicht oben auf Deck, da tobte der Bär. Wir sind runter ins Restaurant, da war kaum jemand. Von unserem Fensterplatz konnten wir aber prima sehen und da so wenig los war konnten wir mit den Kellnern ein wenig ins Gespräch kommen, die hatten ja Zeit. Amin war völlig begeistert von unseren Paddelfotos und Kiran war zwar schon 25 mal hier, fand die Schiffspiruette aber ziemlich cool und das Wetter war auch noch nie so schön. Ich konnte auch wieder mal mein Französisch etwas aufpolieren. Und mit einem Cognac auf der Kabine haben wir dann diesen wundervollen Tag zu Ende gehen lassen, während die Fjordlandschaft Norwegens an uns vorbeizog. Ziemlich perfekter Tag!
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Tolle Aussicht bei Abendessen bei der Schiffsdrehung
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Unser Kapitän freut sich auf Instagram |
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Eine der Seven Sisters erstrahlt im Sonnenlicht |
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Wir genießen die Ausfahrt in der Abendsonne |


Auch beim Frühstück heute morgen war kaum was los, auch hier bevorzugen wir das Bedienrestaurant. Hier ist es herrlich entspannt, weil bis auf die Kellner natürlich niemand ständig hin- und herläuft. Und ihr merkt, so langsam wissen wir genau, wie wir den anderen 2498 Personen aus dem Weg gehen können.
Auf der Reise an der norwegischen Küste entlang gab es noch eine ziemlich coole Aktion. Die Mein Schiff 1 kam uns entgegen, auf dem Schiff fuhr unser Kapitän Jan Fortun bisher. Der will also eine tolle Begrüßung organisieren und macht kurzerhand eine Durchsage: Alle an Backbord, Handtuch in die Hand und winken. Auf der Nock steht die Crew in Eisbärenkostümen mir riesigen Winkefingern. Eine tolle Aktion. Hatte ich schon gesagt, dass der Kapitän ein ziemlich cooler Hund ist? Dann haben wir noch schnell unseren Ausflug zum Nordkapp storniert, weil uns das zu unheimlich wird. Es fahren 25 (!) Busse dahin, dazu noch die Radtouren, Quadtouren und Selbstfahrer. Außerdem liegt auch noch die MSC Preziasa mit 3600 Passagieren und die Artania in Honningsvåg. Das ist nix für uns, nur um eine Metallkugel zu fotografieren. Netterweise dürfen wir die schönen Bilder von Rosi und Erhard für unser Buch benutzen, so dass wir das auch ohne Probleme auslassen können. Danke an die beiden vom Nordkap aus!
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Die MeinSchiff 1 kommt uns entgegen |
Netterweise fährt unser cooler Kapitän bei herrlichem Wetter ganz dicht am Nordkap vorbei. Die bekannte Metallkugel ist auf der 307 Meter hohen imposanten Klippe auch deutlich zu sehen, dazu tausende Menschen. Wir freuen uns, die Tour abgesagt zu haben. Ich persönlich halte ja diese Nordkap-Nummer einen ziemlich genialen Marketing-Gag in dieser unwirtlichen Gegend. Der nördlichste Punkt des Festlandes ist es ja keinesfalls, denn es handelt sich um eine Insel (Magerøy). Da das Nordkap schon vor dem Bau des Tunnels so hieß (der Kaiser Wilhelm II war bekanntermaßen schon da), ist auch das Argument mit „wo man mit dem Auto hinkommt“ natürlich Unsinn. Beim drumrumfahren merkt man auch sehr deutlich, dass es nicht mal die nördlichste Spitze ist, sondern der Felsen 4 Kilometer weiter westlich, was jeder heutzutage auch bei Google Maps nachsehen kann. Aber ehrlich gesagt, es ist nun mal ein imposanter Ort und touristisch genial gewählt. Die 200.000 Besucher jedes Jahr zeigen das deutlich. Auch die Mauteinnahmen des 6,9 Kilometer langen Tunnels übertrafen jede Planung, so dass er bereits 6 Jahre vor der Planung im Jahre 2016 mautfrei wurde. (Zur Info: In Norwegen gibt es nur so lange eine Maut, bis das Bauwerk bezahlt wurde). Bei Wikipedia steht es übrigens richtig: Das Norkap ist seit 1999 der nördlichste auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas und ein bedeutendes touristisches Reiseziel. Wir waren nicht da.
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Die berühmte Metallkugel von See aus |
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Der Norskapfelsen ist in der Tat imposant |
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Dieser Felsen ist deutlich nördlicher als das „Kap“ |
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Was man an der Seekarte deutlich sehen kann. Aber wir waren echt dicht dran. |
Es gab eine lustige Geschichte bei der Passage um das Kap. Logischerweise standen alle Passagiere in mehreren Reihen an der Steuerbordseite, um das beste Bild zu bekommen. Bis der Kapitän eine Walsichtung an Backbord meldet. Ehrlich, wir dachten das Schiff kippt um. Eine Aufnahme einer Drohne von oben muss ultrakomisch ausgesehen haben und der Kapitän hat bestimmt herrlich gelacht. Denn ehrlicherweise waren die Wale überall und der Blas (das Spray, wenn die Wale atmen) war schon omnipäsent vor der herrlichen Kulisse des Nordkaps. Ich muss zugeben, dass das ziemlich beeindruckend, spektakulär und sehr emotional war. Alle zehn Sekunden konnte man Wale aller Sorten sehen. Buckelwale, die dank ihrer langen, weißen Seitenflosse gut zu erkennen sind. Eine Menge Zwerg-Wale und ganz viele Finnwale. (Oder auch Seiwale, was noch von Experten überprüft werden muss). Das war alles so spannend, das wir fast unseren Vortrag vom Lektor verpasst haben. Ihr merkt, so eine Kreuzfahrt kann ziemlich stressig sein. Wir haben aber den Vortrag noch geschafft und die Geschichte oben vom Nordkap stammt übrigens nicht von mir, sondern von dem ziemlich guten Lektor an Bord. Ich bin schon gespannt auf den Island Vortrag, den ich eigentlich gerne selbst halten würde.
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Ziemlich viele Wale |
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Ein Seiwal oder Finnwal |
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Und hier Buckelwale |
Und das mit dem Stress ist natürlich Unsinn, denn ehrlicherweise ist Kreuzfahren ziemlich entspannend, was schon vom ewigen Blick in die Unendlichkeit herkommt. Und da wir ja nicht auf Landgang sind und alle (wirklich alle) anderen ans Nordkap fahren, haben wir das Schiff für uns. Wir fanden das ziemlich cool und um ehrlich zu sein, das Bild „Jutta allein im Pool“ von der vorherigen Blog-Folge stammt genau von hier. Die Kellner im Restaurant waren froh, jemanden zu sehen und an der Bar hat der Barkeeper extra ein Foto mit uns gemacht, weil uns das sonst niemand glaubt.
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Entspannung pur |
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Dieser Buckelwal hat uns geweckt |
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Und so sieht die See heute aus |
Zum Abschluss noch der versprochene Bericht aus dem Spa-Bereich. Wir haben den Seetag genutzt und eine Paar-Anwendung gebucht. Salzpeeling und Massage. Das war nicht nur ultra entspannend sondern auch ziemlich praktisch. Wir müssen nur 5 Stockwerke rauflaufen und nirgends hinfahren. Im Spa-Bereich ist übrigens in der Tat alles inklusive (also außer die Anwendungen natürlich) und ziemlich groß und wundervoll gestaltet. Allein der Blick aus dem Massage-Raum über bodentiefe Fenster auf die Barent-See war atemberaubend. Fotos gibt es natürlich keine aber wer mag schaut einfach auf der Mein Schiff Website nach. Es gibt sogar eine schöne Bar mit traumhaften Blick nach vorne und so haben wir noch einen alkoholfreien Cocktail genossen und sind jetzt tiefenentspannt. Wir sind gerade auf dem 74. Breitengrad und die Insel Bjørnoya (die Bäreninsel) liegt backbord. Einen Internetmast gibt es dort offensichtlich nicht, also kommt dieser Bericht erst morgen aus Longyearbyen.
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