Nordland Cruise mit MeinSchiff - Teil 1

Nordland Cruise mit MeinSchiff 4
Teil 1: Kiel bis Geiranger


Es ist 10:30 Uhr in Kiel und wir sitzen schon beim Frühstück. Wie üblich diskutieren wir erstmal, ob so eine Kreuzfahrt überhaupt das Richtige für uns ist. Der Klassiker. Denn eigentlich mögen wir ja eher Individualurlaub und das ist es diesmal nun ja mal gar nicht. Wir fahren mit zweitausendfünfhundert anderen Leuten gemeinsam in Urlaub. Aber an entfernte Orte ganz einfach zu kommen, der unendliche Meerblick an jedem Tag, einfach mal abhängen und zwangsweise kein Internet sind schon schöne Urlaubsargumente. Und eigentlich haben es wir fast immer geschafft, uns soweit abzusetzen, dass wir uns wie alleine fühlen. Ihr werdet es mitbekommen, ob und wie wir das diesmal hinbekommen. Und ob das unsere letzte Kreuzfahrt war. Aber das haben wir bisher auch immer gesagt – und nun sitzen wir auf der Mein Schiff 4 das vierte Mal auf so einem großen Schiff. Nach dreimal Costa das erste Mal bei TUI. 

Angekommen!

Wir sind noch allein

 
Bisher haben wir das Schiff für uns. Wir fahren erst um 17 Uhr ab und um halb zehn ist noch nicht viel los. Von uns ist die Anreise nach Kiel ja auch ziemlich schnell gemacht. Also frühstücken wir hier an Bord statt zu Hause und das Essen hier ist schon ziemlich gut. Wir haben einen tollen Blick auf die Kieler Förde, wegen der Kieler Woche fahren unglaublich viele schöne Segelboote vorbei und wir können mit einem Sekt auf den Urlaub anstoßen. Los geht es.

Oder auch nicht. Es fehlen noch Gäste aus Wien, das Schiff fährt verspätet ab. Also nutzen wir die Zeit, gehen von Bord und schauen uns die Kieler Woche an. Kein Witz, ich war da noch nie. Da muss ich mit einem Kreuzfahrer in Kiel sein, um das mal zu sehen. Schon verrückt. Und was soll ich sagen – es ist irre viel los in Kiel. Ich war richtig überrascht, was sich da alles an Buden und Bühnen in Kiel verteilt. Empfehlenswert.
Unser Schiff in Kiel

Auf der Kieler Woche


Zu der Verspätung: Das ist bei einer Fahrstrecke von etwa 720 Seemeilen natürlich kein Problem. Die Fahrzeit war mit 43 Stunden geplant, also 16,7 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit. Wir sind 4 Stunden zu spät, was die Geschwindigkeit auf 18,5 Knoten erhöht. In der Realität hatten wir teilweise 21,5 Knoten drauf und waren natürlich pünktlich in Ålesund.

Die Einfahrt nach Ålesund ist, wie wir uns das gewünscht haben – spektakulär. So vom Meer aus in die norwegischen Fjorde einzufahren ist etwas ganz Besonderes und eines der Vorteile einer Kreuzfahrt. Die ersten Inselchen tauchen auf, dann werden die Berge immer höher und die Küste nimmt eine bizarre Form an. Schneebedeckte Berge, tiefblaues Wasser und dazu hier und da einige Häuser an die Hänge geschmiegt. Das sind einzigartige Eindrücke.

Einfahrt nach Ålesunb



In der Stadt angekommen machen wir uns auf zu unserer Kanuvermietung. Wir haben das im Internet privat gebucht. Das ist nicht nur deutlich preiswerter als der Ausflug von TUI, wir vermeiden damit auch den Gruppenzwang. Als wir ankommen merken wir schnell, dass wir alles richtig gemacht haben. Während wir in 10 Minuten mit unserem Kajak im Wasser sind, muss sich die Gruppe aus 30 Booten erst organisieren, sortieren und dann schön gemeinsam hintereinander her fahren. Wir fahren andersrum. Es kostet einige Mühe den ganzen Paddelgruppen aus dem Weg zu gehen, aber das klappt. So genießen wir die wunderschöne Jugendstil-Stadt vom Wasser aus, bekommen einzigartige Ausblicke und können die Atmosphäre genießen. Wir sind dabei ein schönes Fotomotiv für die tausenden Kreuzfahrer, die an den Ufern des Kanals flanieren. Drei Schiffe liegen heute hier an den Piers, die Stadt ist also sehr belebt heute. Ålesund ist eine alte Hafenstadt, die typischen Holzhäuser brannten bei einem verheerenden Feuer am 23. Januar 1904 völlig nieder. 10.000 Personen verloren ihre Wohnungen, gestorben ist aber nur die 79jährige Ane Heen. Kaiser Wilhelm, ein großer Norwegen-Fan, entsandte 4 Schiffe und half den Einwohnern mit Notunterkünften. Auch der Neuaufbau der Stadt entstand mit kaiserlicher Hilfe und so entstand in nur 4 Jahren das neue Ålesund mit Jugenstilbauten ganz aus Stein. Aus Dankbarheit heißt die zentrale Straße Wilhelmstraße, eine der Fähren heißt Keiser Wilhelm und ein Denkmal gibt es auch. 

Paddeltour in der Stadt



Um 18 Uhr legen die anderen beiden Kreuzfahrer ab und in der Stadt wird es deutlich leerer. Da ja auch Essenszeit ist und viele Gäste wieder an Bord kommen machen wir uns auf in die Stadt. Für uns eine Mischung aus Swakopmund und San Francisco. Kaiserlicher Jugendstil mit vielen Steigungen. Wir wollen auf den Hausberg, den Askla. Genau 418 Stufen führen hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem wir ein wahrlich herrliches Panorama über die Stadt genießen. Wir wundern uns, warum es hier so voll ist. Nein, es sind keine Touristen, denn es wird Norwegisch gesprochen. Eine kurze Nachfrage klärt auf: Heute ist das große Sonnwendfeuer, wie jedes Jahr am Samstag nach Mittsommer. Tausende Besucher auf dem Berg und noch mehr Boote auf dem Sund zeigen uns, dass dies ein beliebter Brauch ist. Wir bleiben bis 22 Uhr, da wird das Feuer angezündet. Und als wir um Mitternacht dran vorbei fahren, brennt es immer noch.

Ålesund am Abend

Hier ist viel los


 
Alle warten auf das Anzünden des Sonnenwendfeuers


Es beginnt mir Feuerwerk. Im Hellen nicht so spektakulär


Los geht es

Um Mitternacht brennt es immer noch




Von hier geht es direkt in die Fjorde, der Geirangerfjord ist nur wenige Seemeilen entfernt. Unser Kapitän verspricht, besonders langsam zu fahren, so dass die spektakuläre Strecke von Hellesylt nach Geiranger erst morgen früh um sechs erreicht wird. So haben wir noch 3 Stunden Schlaf und stehen um 4 Uhr bereits auf dem Vorderdeck, als wir durch den Sunnylvsfjord fahren. Für mich ist das eine der schönsten Stellen der Einfahrt, auch wenn der Geirangerfjord durch seine vielen Wasserfälle, die steilen Klippen und den engen Fjord ein besonderes Schauspiel ist. Die tiefe Sonne zaubert einen herrlichen Regenbogen in den Wasserfall sieben Schwestern, die der Sage nach dem gegenüberliegenden Freia („Freier“) alle einen Korb geben. Aber die Wasserfälle werden wir noch hautnah zu Gesicht bekommen, dazu später mehr. Wir legen uns nach der tollen Einfahrt erstmal eine Stunde aufs Ohr. 

Herrliche Einfahrt in den Fjord




Die Seven Sisters

Jetzt wird es voll – wir gehen ins Bett

Zu unserer gebuchten Kajakvermietung müssen wir erstmal 2,5 Kilometer laufen. Was in dieser Umgebung nun wirklich keine Strafe ist. Auch hier wollten wir keine Gruppentour buchen und haben einen Zweier-Kajak für uns. In dem riesigen Fjord ist es einfach, den wenigen Paddel-Gruppen aus dem Wege zu gehen und mit dem Kajak spüren wir erst so richtig die riesigen Ausmaße. Wir sind immer noch überwältigt von dieser Tour, die uns Norwegen so richtig nahe bringt. Wir fühlen uns klein und unbedeutend in dieser atemberaubenden Umgebung und haben das Gefühl, mit der Natur zu verschmelzen. Wir paddeln heute 12 Kilometer weit bis zu den Sieben Schwestern und erleben diese hautnah. Wir spüren die Gischt des Wasserfalls und die Geräusche sind einzigartig. Der gegenüberliegende Fraia mach aber noch mehr Eindruck auf uns. Mit lauten Getöse donnert er in den Fjord, das Spray ist immens und in wenigen Metern Entfernung kommen wir ihm ganz nah. Einzigartig. Mich kribbelt es immer noch, als ich diese Zeilen schreibe.

Jutta und Alex im Geirangerfjord





Der Weg zurück nach der langen Tour ist irgendwie deutlich anstrengender und meine Apple Watch freut sich über einen neuen Aktivitätsrekord für dieses Jahr. An Bord genehmigen wir uns erstmal einen Drink und ein Eis und genießen die Ruhe an der Bar. Ins Schwimmbad gehen wir heute mal nicht, denn unsere Arme schmerzen doch sehr. 

Zum Thema Schwimmbad: Das ist eines der Highlights für uns auf der Mein Schiff. Ein 25 Meter langer Pool ist wie für uns gemacht und üblicherweise schwimmen wir 1000 Meter am Tag (Jutta schwimmt 1200 Meter, da sie mich 4 mal überholt). Auch hier ist es nicht einfach, den Massen aus dem Weg zu gehen, aber zur Mittagszeit ist es üblicherweise recht einsam. Am ersten Tag waren wir gleich morgens um 7 Uhr da, das war eine schlechte Idee. Es gibt wohl sehr viele Frühschwimmer und der Pool ist um die Zeit überfüllt. Etwa 1% aller Gäste gehört zu dieser Klientel. Da Jutta dreimal so schnell schwimmt wie der Rest und Überholen in dem schmalen Becken eine Herausforderung ist, war das eine komplexe Angelegenheit. Aber am zweiten Tag wussten wir Bescheid. 

Jutta allein im Pool

Im Whirlpool


Und wo ich gerade dabei bin, hier noch einige ganz persönliche Eindrücke von TUICruises und der MeinSchiff. Wie schon gesagt, das Pooldeck mit dem riesigen Außenpool, einem schönen Innenpool und 4 Whirlpools ist für uns Wasserratten ein Traum. Die Pools haben 28 Grad, die Whirlpools 38, das ist wie auf Island. Herrlich. Die Atmosphäre an Bord gefällt uns, das Publikum ist sehr gemischt. Von jungen Pärchen über Familien mit Kindern zu Oldies ist alles dabei. Wir haben sogar eine 4-Generationen Familie getroffen, die hier gemeinsam Urlaub machen. Finden wir toll. Das Essen ist eine Wucht und auch unser Wunsch nach einem festen Tisch geht dank freier Platzwahl eigentlich auch immer in Erfüllung. Da wir ja keine Freunde von Buffet-Essen sind und uns lieber bedienen lassen passt das für uns ganz hervorragend. Die Vorsicht wegen meiner Allergie könnte besser nicht sein und so fühle ich mich trotz fremd zubereiteten Essen sehr wohl, denn unser Essen wird speziell zubereitet. Dazu mussten wir nur die Allergie beim Check-In mitteilen. Daraufhin wählen wir unsere Speisen schon am Vortag aus und bekommen dann die Speisen garantiert ohne Cross-Kontamination. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für mich bedeutet. Unsere Kellner sind Kiran aus Indien und Amin aus Tunesien, der unseren Namen ziemlich gut findet. Unsere Kabine ist perfekt, groß und sehr praktisch gestaltet. Endlich mal jemand, der auf viele Ablagen, Schränke, Schubladen und Kleiderhaken achtet, was ja bei einer Reise irgendwie wichtig ist. Es gibt auch genug Stecker, was für mich ja unverzichtbar ist. Der Balkon ist riesig und wir haben immer einen Meerblick, außer das Schiff liegt mit der Backbordseite an der Pier. Glück hatten wir auch noch, denn unser Bett steht an der Meerseite, wo bei anderen Kabinen das Sofa steht. So herum ist es uns aber lieber. Beim Tagesprogramm ist für jeden was dabei, wir waren sogar schon im Tanzkurs und heute gibt es Tango. Den Wellnessbereich besuchen wir erst morgen, Bericht folgt. Wie immer darf hier jeder auch Fragen direkt an uns stellen, die wir gerne beantworten. Wenn wir denn Internet haben. Diesen Bericht könnt ihr folglich auch erst lesen, wenn wir wieder in Landnähe sind. Das Satelliten-Internet geht zwar besser als gedacht, im Preis sind sogar 350 MB inklusive, aber das ist nicht viel. Trotzdem sind die Internet-Preise hier fair. Was mir bei TUI weniger gefällt ist das spezielle All-Inclusive Prinzip. Generell finde ich das für eine Kreuzfahrt nicht schlecht, man muss nirgends mit seiner Karte rumhantieren und trinkt oder isst was man mag. Fast. Denn natürlich gibt es kostenpflichtige Zusatzangebote, die auch gerne angepriesen werden, upselling nennt man das heutzutage. Ob wir nicht doch einen frisch gepressten O-Saft wollen, oder den besseren Rum? Oder einen Champagner gegen Aufpreis. Mich nervt das. Das halbe Deck 5 sind Spezialitätenrestaurants gegen Aufpreis. Aber ok, das ist jammern auf sehr hohem Niveau. Uns gefällt es und wir bleiben auf unserem Stellplatz mit Meerblick für die nächsten 14 Tage.







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