Nordland Cruise mit MeinSchiff 4 Teil 3: Spitzbergen


Nordland Cruise mit MeinSchiff 4 
Teil 3: Spitzbergen 
Hier ist alles das Nördlichste der Welt

Hatte ich euch schon gesagt, dass unser Kapitän ein cooler Typ ist? Bei der Ausfahrt aus Longyearbyen hat er uns mal wieder eine besondere Tour angekündigt. Statt direkt Kurs auf Island zu nehmen macht er noch einen Schlenker nach Norden und will mit uns in den Tempelfjorden fahren um den dortigen Gletscher zu besuchen. Wie cool ist das denn! Üblicherweise fahren nur die kleineren Expeditionsschiffe da hin. Da die Hanseatic Spirit neben uns auf Reede liegt und die Kapitäne sich kennen fragt er doch mal nach, was für uns so gehen würde. Der Tempelfjord passt wohl für einen so großen Schlitten wie die Mein Schiff 4 und gesagt getan, die drei Stunden Umweg macht er doch gerne für uns. Das Beiboot soll sogar einen Growler (einen kleinen Eisberg) für die Drinks einsammeln. Ich bin begeistert.

Viele Gletscher

Da wollten wir eigentlich hin: Der tempelfjord

Leider hat das nicht geklappt. Wir haben zwar den Gletscher gesehen, aber kurz vorher ging es nach einer Wende mit Volldampf zurück. Ein medizinischer Notfall zwang uns zur Rückkehr. Ich bin trotzdem begeistert, denn ohne Zwischenfall hätte es sicher geklappt und der Wille zählt. Stattdessen haben wir vor Longyearbyen lange auf den Hubschrauber gewartet und trotz des Lärmes sind wir dann irgendwann nach Mitternacht eingeschlafen. Es war übrigens schon unser zweiter Notfall, auch in Honningsvåg wurde ein Patient mit einem Hubschrauber nach Lakselv transportiert. So eine Bergung ist eine spektakuläre Sache mit einem Hubschrauber, der 30 Minuten über dem Schiffsbug schwebt. Denn landen kann er hier nicht, die Bergung geht per Winde. Bilder habe ich natürlich keine, denn der Kapitän bat ausdrücklich darum, auf Fotos zu verzichten, was ich gut verstehen kann. Einige Gletscher haben wir in der Mitternachtssonne dann aber aus der Entfernung doch zu sehen bekommen.

Gletscherblick um Mitternacht

So sieht es hier aus






Aber von vorne: Wir waren früh wach, als wir in die Inselwelt Svalbards einfahren. Das Wetter ist nordländisch typisch für die Jahreszeit. Hochnebel. Wir haben ruhiges Hochdruckwetter, was hier oben üblicherweise eine geschlossene Wolkendecke bedeutet. Die Stimmung in der mystischem Umgebung mit schneebedeckten Bergen, Gletschern im Hintergrund und einer eisigen Luft gefällt uns und wir sind uns bewusst, an einem der unwirtlichsten Gegenden zu sein, die für uns erreichbar ist. Wir sind nördlicher als der 78. Breitengrad, das ist für mich immer noch unfassbar. Eine Seemeile ist bekanntlich eine Bogenminute und so ist der Nordpol weniger als 720 Seemeilen entfernt. Wahnsinn! Wer Lust hat schaut bei Google Maps mal nach, was auf der Südhalbkugel am 78. Breitengrad los ist. Nun ja, jeder kennt den Golfstrom, der hier in Spitzbergen sein Ende findet und die Gegend im Sommer eisfrei hält. Es war der holländische Entdecker Willem Barentz, der am 19. Juni 1596 die Inselgruppe entdeckte, als er versuchte die Nordostpassage nach China zu finden, was ihm bekanntlich nicht gelang. Das Seegebiet wurde trotzdem nach ihm benannt, die Bartentssee. Er nannte die Insel in seiner Sprache nach den spitzen Bergen: Spitsbergen. Die Schreibweise ist auf der Insel übrigens genau so. Um genau zu sein, nur die Insel heißt so, das Archipel nennt sich norwegisch Svalbård (kühle Küste). In Deutsch macht man diese Unterscheidung komischerweise nicht. Der größte Ort hier heißt Longyearbyen und den laufen wir an. Der Ort ist nach dem amerikanischen Unternehmer John Munroe Longyear benannt, der hier 1906 eine Kohlemine eröffnete. Lange Zeit war die Stadt und Spitzbergen generell vom Kohlebergbau verschiedener Nationen geprägt. Derzeit ist nur noch eine der sieben Minen in Betrieb, die Kohle wird übrigens unter anderem nach Deutschland verschifft. Heute wird die Stadt von der Forschung (es gibt eine große Universität) und vom Tourismus geprägt. Und da machen wir heute mit. Unüblich zu unseren eigenen Prinzipien, unsere Touren individuell zu buchen hat das hier nicht geklappt. So haben wir dann doch eine RIB-Tour durch den Fjord bei der TUI gebucht, immerhin waren nur 10 Personen in einem Boot und das RIB lag im Hafen in der Nähe unseres Schiffes und wir könnten uns das unmündige Hinterherlaufen hinter einem Lollipop ersparen.

Jutta und Alex im Expeditionsmodus


Ab geht die Post

Da die See fast spiegelglatt war ging es ziemlich flott durch den Fjord bis zu einem Vogelfelsen und der verlassenen russischen Bergbaustadt Grumont, heute ein „Lost Place“ und in der kargen Landschaft ein richtiger Hingucker. Die Vögel, die wir zu Gesicht bekommen sind die uns bisher unbekannten Krabbentaucher, die wie Papageientaucher ohne bunten Schnabel aussehen und genauso gut tauchen können. Am Vogelfesen gab es auch noch Dickschnabellummen und vielerlei Möwen. Ich habe übrigens hier gelernt, dass Möwen eine eingebaute Osmose-Anlage haben und daher Meerwasser trinken können. Man lernt nie aus. 

Zügig geht es durch den Fjord

Am Vogelfelsen




Oben auf dem Berg grasen die Rentiere

Die Bergbaustadt Grumont

Da unsere Tour gleich morgens stattfand konnten wir danach noch in den einsamen Pool, da ja alle auf Landgang waren. Wir sind erst danach wieder von Bord, da war es in der Stadt auch wieder etwas leerer. Longyearbyen ist nicht groß, hat uns aber überrascht. Eine Fußgängerzone, viele Shops und viel Betrieb hätten wir hier nicht erwartet. Auch das kleine Museum über die Geschichte der Inselgruppe und des Kohlebergbaus ist sehenswert gemacht und Teil der neuen, großen Universität. Der große Neubau eines Studentenwohnheims und die Forschungsschiffe im Hafen zeigen uns, wie beliebt Polarforschung derzeit zu sein scheint. In der Stadt dreht sich alles um Bjørn. Überall gibt es Eisbären, ob als Kuscheltier, Austellungstück für das Familienfoto oder ein ausgestopftes Exemplar im Museum. Das mächtige Tier ist übrigens der Grund, warum wir hier nicht alleine wandern gehen können. Ohne bewaffneten Guide darf man hier nicht raus. Das hat den lustigen Nebeneffekt, dass jeder Einkaufsladen ein Schild „keine Waffen“ an der Tür hat oder diese an der Kasse abgegeben werden müssen. Hier ist übrigens alles „das nördlichste der Welt“. Außer Longyerbyen selbst, denn es gibt noch Ny-Ålesund etwa 80 Kilometer weiter nördlich als dauerhaft besiedeltes Gebiet, wenn auch nur mit 30 Einwohnern. Aber hier steht die nördlichste Tankstelle der Welt, das nördlichste Krankenhaus, die nördlichste Universität und so weiter. Das mit dem nördlichsten Schwimmbad stimmte nicht ganz, denn mit der Mein Schiff 4 an der Pier war unser Schwimmbad ein klein wenig nördlicher, und wir waren da. 

Das nördlichste Schwimmbad der Welt

Und wir mittendrin

Hier dreht sich alles um Bjørn

Alles ist „das nördlichste der Welt“


Die Historie der Stadt ist gut zu erkennen

Überall Eisbären

Ganz wichtig: Waffen vorher abgeben

Das Neubaugebiet von Longyearbyen

Der Parkplatz. Im Winter braucht es hier keine Autos

Und die nördlichste Fußgängerzone der Welt


Die Ausfahrt war dann leider nicht wie geplant, aber wie hat unser Kapitän gesagt: Wer nichts erwartet kann nur positiv überrascht werden, wer viel erwartet kann enttäuscht werden. Schöner Spruch. Wir haben die Gletscher aus der Ferne gesehen und die unglaubliche Stimmung der Barentssee genossen.

Heute Morgen wurde uns eine Stunde geschenkt, denn wir fahren Richtung Südwesten und Island hat zwei Stunden Zeitunterschied. Die See ist weiterhin fast spiegelglatt und das Wetter total ruhig. Die Luft ist kälter als die See und wie üblich bildet sich bei einer solchen Wetterlage Nebel. Der ist heute besonders spektakulär und bietet uns mystische Momente beim Morgenkaffee. Lustigerweise ist unser Schiff sehr hoch und währen bei uns auf der Kabine auf Deck 7 die Sonne kaum zu sehen ist, ist auf Deck 12 und 14 blauer Himmel. Leider darf ich hier keine Drohne fliegen, das sieht bestimmt toll aus, wenn so ein halber Kreuzfahrer durch den Nebel fährt. Aber netterweise wärmt die Sonne die Luft dann doch noch auf und der Nebel verzieht sich für mehrere Stunden. Unser Schwimmprogramm konnten wir heute mal nicht ganz alleine absolvieren, so richtig voll wurde es aber auch nicht. Mittlerweile wissen wir nämlich, wann es nicht so voll ist. Und wir haben auch die Pool-Kamera im TV gefunden, was die Sache enorm vereinfacht. Wir probieren uns weiterhin durch die alkoholfreien Cocktails, heute gab es einen „Blue Ocean“, den ich eher als Schlumpfschorle bezeichnen würde. Ansonsten genießen wir das Bordleben, der Erholungsfaktor ist riesig. Übrigens: Das Satelliten-Internet reicht für WhatsApp aus, sonst geht aber kaum etwas. Wer sich (wie ich) gerne mal über die brutale Komprimierung von WhatsApp Inhalten stört - für langsame Verbindungen ist es derzeit der einzige Dienst, den man benutzen kann.

Tolle Nebelblicke



Manchmal ist der Nebel ganz dick

Und manchmal kommt die Sonne raus


Genießen auf dem Balkon

Oder auf dem Ausguck

Eine Schlumpfschorle

Der nächste Tag startet unglaublich spektakulär. Wenn Jutta mich nicht mit dem lauten Ausruf „Land in Sicht“ geweckt hätte – der Kapitän hat das dann 10 Minuten später für alle erledigt. Aus dem dichten Nebel taucht die beeindruckende Insel Jan Mayen auf. Unser Kapitän entschädigt uns für den ausgefallenen Tempelfjord mit einer sehr nahen Vorbeifahrt an den beeindruckenden Gletschern. Das war so unbeschreiblich schön, dass ich kleine Worte dafür finde. Wir sind an einem der entlegensten Orte der Erde und die Stimmung und Bilder bei dieser beeindruckenden Insel wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Jan Mayen wurde von diversen Walfängern entdeckt und hatte unterschiedliche Namen. Schlussendlich setzte sich der Name nach dem holländischen Walfänger Jan Jacobs May van Schellinkhout durch. Es handelt sich um einen recht jungen Vulkan, der 2277 Meter über dem Meeresspiegel thronende Beerenberg, der völlig vergletschert ist. Wir fahren so dicht an den Weyprecht-Gletscher heran, dass wir das Eis fast anfassen können. Es ist ein Traum.

Die Insel Jan Mayen

Der Weyprecht-Gletscher

Ganz nah

Der Beerenberg aus der Ferne


Zum Schluss noch ein Medien-Tipp für eine Nordlandreise. Üblicherweise hören wir ja Hörbücher bei unseren Fahrten (Hummeldumm in Namibia, Jules Verne in Island), hier geht ja auch mit Bild. Also schauen wir gerade „Der Schwarm“, der ziemlich gut ins Nordmeer passt. Wir halten für euch Ausschau nach den Yrr, bisher konnten wir aber noch keinen Kontakt aufnehmen. Wir finden die Serie übrigens ziemlich genial, was auch an unserer aktuellen Position liegen mag.

























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