Nordland Cruise mit MeinSchiff 4 Teil 5: Stavanger und Fazit <Überraschung in Stavanger>

Nordland Cruise mit MeinSchiff 4 
Teil 5: Stavanger und Fazit 
Überraschung in Stavanger

So, nun fahren wir gerade an Skagen vorbei, die Küste Jütlands an unserer Steuerbordseite und morgen früh sind wir wieder in Kiel. 5065 Seemeilen, 17 Tage, davon 7 mit Mitternachtssonne. Viele Wale, Delfine, Möwen und andere Vogelarten, Gletscher, Berge, Eis und Sonne. Ja, es hat uns sehr gut gefallen und unsere Unruhe am Anfang war unbegründet, aber ein wenig Planung war schon dabei. Dazu aber am Ende ein Fazit. Erstmal laufen wir Stavanger an. 

Unglaubliche Ausblicke bei der Fahrt nach Stavanger

Und von wegen lange Schlafen. Ein traumhafter Sonnenuntergang (der zweite nach all der Mitternachtssonne) zeigt uns, dass es doch schön ist, wenn die Sonne untergeht. Das ist gerade auf See immer ein toller Anblick. Und dann noch nicht genug, wir fahren wieder auf das Kontinentalschelf. Nein, die Änderung der Wassertiefe von fast 3000 Meter auf 150 ist jetzt nicht spannend. Aber es zeigen sich immer mehr riesige Erdöl-Platformen vor der norwegischen Küste, die im späten Schein der Dämmerung mit ihrer Beleuchtung einfach gigantisch aussehen. Um uns herum schein das Meer bewohnt zu sein und mir gelingt ein atemberaubendes Foto genau zur richtigen Zeit mit 3 Plattformen gleichzeitig. Das Thema wird uns in Kürze noch intensiv beschäftigen. Lange schlafen können wir auch wieder nicht, denn die Einfahrt nach Stavanger ist wieder mal wunderschön, wenn auch nicht so spektakulär wie Geiranger oder Island. 

Sonnenaufgang vor Stavanger



Einfahrt

Kurz vor Stavanger



Wir fahren direkt in den Hafen mitten in der Stadt. Die kleinen Holzhäuser wirken winzig unter uns und wir bekommen schöne Bilder ganz ohne Drohne, die hier eh verboten ist. Aber von Deck 14 blicken wir auf die Alstadt Gamle Stavanger mit den schmucken Holzhäusern und den gemütlichen Gassen. Für uns gibt es schöne Fotos, für die Bewohner der Häuser muss es ja grausam sein. Jeden Tag fährt ein anderes Hochhaus mitten durch den Vorgarten. Aus der Stadt sieht das in der Tat sehr merkwürdig aus und wirkt ein wenig surreal und nicht besonders hübsch. Aber wenn man sich umdreht, und durch die Gassen schlendert dann zeigt sich der pittoreske Stadtteil in seiner ganzen Schönheit, mit Blumen geschmückte weiße Holzhäuser haben wirklich einen besonderen Charme. 

Gamle Stavanger von oben (ohne Drohne)


Schicke Gassen 


Und alles nett hergerichtet

Das temporäre Hochhaus im Hintergrund

Was uns der Norweger damit sagen will?


  Auch der Rest der Stadt, die Einkaufsstraßen, die Plätze und auch die Hafengegend gefallen uns super gut und wir sind überrascht, wie schön Stavanger ist. Die Fußgängerzone ist mit schmucken Holzhäusern gesäumt, in denen die Läden untergebracht sind. Unzählige Kneipen und Restaurants finden wir hier, irgendwie sieht es gar nicht nach Norwegen aus, wenn die Holzhäuser nicht wären. Den Grund erfahren wir übrigens im Museum, aber das kommt später. 

Am Stadtsee von Stavanger

Die Einkaufsstraße

Viele Kneipen am Hafen



Stavanger wurde mit dem Bau des Doms 1125 gegründet und war zunächst ein wichtiger religiöser Ort. Die Stadt lebte hauptsächlich vom Fischfang, wuchs nur langsam und wurde von vielen Bränden heimgesucht. Heute ist sie mit 150.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Norwegens und wie bereits gesagt ist hier ziemlich was los. Denn die Stadt profitierte von zwei Ereignissen in der Geschichte, die den heutigen Wohlstand ganz Norwegens begründen. 1873 nahm hier die erste Konservenfabrik ihren Betrieb auf und veränderte die Stadt zu einer großen Industriestadt. Im frühen 20. Jahrhundert hatte Stavanger 50 Konservenfabriken, was 70% der norwegischen Produktion ausmachte. Hering, Sardinen und Makrelen wurden hier in Massenproduktion gefangen, geräuchert, eingelegt und hermetisch eingedost. Die Verschiffung erfolge in die ganze Welt und norwegischer Fettfisch wurde eine Nahrungsquelle für ganz Europa. Denn durch die Methode mit der Dose mit Dampf-Sterilisation wurde der Fisch ganz ohne Salz (was man zum Beispiel in Island praktizierte, weil es da endlos Salz gibt) ewig haltbar. Der Guide im Museum erzählte uns, dass seine Tante eine 80 Jahre alte Dose geöffnet hat und der Inhalt war noch einwandfrei. Es wurde mikrobiologisch untersucht und der Geschmack hat sich kaum verändert. Überhaupt ist der Besuch des Konservenmuseums auf jeden Fall empfehlenswert. In der ehemaligen Fabrik kann man so richtig in die damalige Zeit eintauchen, es sieht aus, als würde die Produktion gleich wieder beginnen. Der Geruch nach Räucherware ist immer noch vorhanden, auch wenn der Fischgeruch früher deutlich intensiver gewesen sein wird. Die Fische sind heute aus Plastik und der Weg der Sardine wird imposant dargestellt. Wer mag, kann sich auch im Verpacken der Sardinen in die Dosen üben. Das Museum beheimatet auch das Druck-Museum, denn die Fabriken mussten ihre sonst identische Ware ja irgendwie unterscheiden. Heute heißt das Marketing und schon früher wurden die Etiketten aus Papier mit allerlei Werbetexten versehen. Viele Werbeplakate und Kataloge sind in dem Museum zu bestaunen, dazu die Geschichte des Drucks durch die Jahrhunderte. 

Jutta packt Sardinen in die Dose

Die Räucherkammer

Dosenmarketing


Im Druckmuseum

Mit der Erfindung des Kühlschranks Mitte des 20. Jahrhunderts nahm die Bedeutung der Fischkonserven rapide ab. Ein zweites Ereignis verändert 1969 nicht nur Stavanger, sondern ganz Norwegen rapide: Das Erdölfeld Ekofisk wurde in der Nordsee entdeckt und machte Norwegen zur Ölnation. Stavanger wurde zur Ölhauptstadt, denn die Ölfelder befinden sich alle hier in der Nähe. Die Stadt beheimatet heute den Sitz der staatlichen Ölfirma Statoil und diverse andere Ölmultis. Da die Norweger keinerlei Erfahrung mit der Erdölförderung hatten überlies man die Förderung amerikanischen Firmen, die gegen hohe Lizenzen in der Nordsee operieren konnten. Viele Norweger arbeiteten in dieser Zeit als Arbeiter auf den Bohrinseln, es entstanden tausende Arbeitsplätze und die Stadt boomte. Durch die vielen amerikanischen Besucher veränderte sich die Stadt nachhaltig, es entstanden Hotels, Kneipen, Restaurants und Vergnügungsviertel. Das ist der Stadt heute noch anzusehen und so zählt Stavanger in Norwegen heutzutage als erste Adresse der Kneipengänger. Der Öl-Ausbruch auf der Plattform Bravo im Jahr 1977 und die Katastrophe der Plattform Alexander L. Kielland, bei der 1980 123 Menschen ums Leben kamen veränderte die Sicht der Norweger. Die Ölförderung wurde in norwegischer Eigenregie weitergeführt, es entstand der Statoil Konzern, die Sicherheitsmaßnahmen wurden deutlich verschärft und der Schutz der norwegischen Arbeiter nahm eine wichtige Rolle ein. Durch den Ölreichtum wurde Norwegen zu einem der reichsten Länder der Welt. Der Staat kontrolliert die Einnahmen, die in den norwegischen Pensionsfonds eingezahlt werden. Heute hat der Fonds eine Höhe von 1,2 Billionen Euro, was einem Pro-Kopf Vermögen von 250.000 Euro bedeutet. All das lässt sich im Stavanger Ölmuseum sehr eindrucksvoll nachvollziehen. Ein emotionaler Film, diverse Modelle, viele interaktive Exponate und ein Ölbohrturm in Orginalgröße machen das Museum zu einer informativen Reise durch die Öl-Geschichte Norwegens.

Im Ölmuseum

Gigantische Modelle

Und eine Bohrplatform im Original


 Als die Mein Schiff 4 fast lautlos die Stadt verlässt liegen wir noch im Whirlpool und genießen die Ruhe am Pool. Essen gibt es für uns etwas später, denn wir haben uns umgestellt, damit wir nicht zur Rush-Hour im Restaurant landen. 

Wir verlassen Stavanger

Und damit kommen wir zum Fazit und der viel gestellten Frage, ob wir das denn hingekriegt haben mit dem „anderen aus dem Weg gehen“ und wie das denn geht. Es ist zwar manchmal etwas mühsam, aber antizyklisch handeln ist logischerweise das Schlagwort. Wenn die Sonne scheint geht man nicht aufs Pooldeck. Wenn es stürmt dann geht es genau dorthin. Üblicherweise essen wir gerne früher, haben uns aber umgestellt und sind nun erst um halb 9 im Restaurant. Um vier Uhr morgens ist es beim Frühstück total leer und beim Auslaufen ist es oben voll. Landausflüge machen wir in Eigenregie und unsere Kabine ist der perfekte Rückzugsort, wenn es uns zu viel wird. Das hat alles gut geklappt. Wir haben heute mal explizit recherchiert und ein paar Fotos gemacht. Es ist ein sonniger, warmer Tag. Wir starten unten auf Deck 5, Schattenseite. Hier ist kein Mensch. Selbst das Bistro ist fast völlig verwaist und hier essen wir gerne, denn hier ist es komischerweise immer ziemlich leer. Ich glaube das liegt daran, dass hier der einzige Ort ist, wo es keinen Alkohol gibt, nicht mal Bier. Dafür gibt es hier immer gutes Essen und Frühstück sogar ab 4. Wir sind oft hier. Selbst hinten auf Deck 5 ist fast nichts los. Obwohl sich sogar die Sonne zeigt. Wir fahren zu Dokumentationszwecken auf Deck 14. Das Foto sagt eigentlich alles. An der Eisbar ist eine lange Schlange, denn das Eis hier ist ziemlich gut. Wir bleiben nur wenige Minuten, denn es ist wirklich nicht schön. Wie gesagt, wenn das Wetter schlecht ist sind alle unten in den Bars, dann sind wir oben. Funktioniert also! Manchmal muss man auch etwas recherchieren. So ist es im Spa-Bereich teilweise richtig leer, obwohl man hier eine gigantische Aussicht hat. Manchmal ist es voll. Da hilft nur nachschauen. 

Im Bistro ist nichts los  – Schattenseite

Deck 5 Schattenseite

Hinten in der Sonne ist lustigerweise auch leer


Alle sind auf dem Pooldeck


Ohne Worte

Selbst auf dem Spa-Deck ist es heute leer


Was wir von Mein Schiff halten? Das hat uns gefallen. Würden wir wieder buchen, wenn wir nochmal eine Kreuzfahrt machen (man soll ja nie nie sagen). Das Schiff ist zwar groß, aber mit 2.500 Passagieren nicht extrem überfüllt. Ich habe mal gerechnet: Die Mein Schiff 4 ist mit 293 m x 42 m und einer Bruttoraumzahl (BRZ, die Größe der Vermessung von Schiffen) von 99.000 etwa gleich groß wie die Costa Magica, mit der wir auch mal unterwegs waren (272 x 35 m, BRZ 102.000), die hat aber 1000 Passagiere mehr an Bord. Das merkt man, daher gefällt es uns hier gut, denn die weniger Passagiere pro Schiff merkt man schon. Fairerweise muss man sagen, dass es hier auch teuerer ist, was durch das All-Inclusive Konzept aber schwer zu vergleichen ist. Andere Vergleichsmöglichkeiten haben wir nicht. Wer noch Fragen hat meldet sich bei uns. 









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