Mit dem Wohnmobil durch Island - 7 Wochen Rundreise - Teil 3 - Der südliche Golden Circle

Teil 3 - Der südliche Golden Circle


Die Hauptattraktionen des Golden Circle haben wir hinter uns gelassen (Þingvellir, Laugarvatn, Geysir und Gullfoss) sind wir Richtung Süden abgebogen, den etwas ruhigeren Teil des Golden Circle. Auch hier sind noch einige Tourbusse zu sehen, aber es wird deutlich weniger mit den Tagesausflüglern. Wir sind 2 Tage am Faxifoss, einem unglaublich schönen Stellplatz direkt am Fluss nur 100 m vom Wasserfall entfernt. Sehr, sehr entspannend.

Der Faxafoss um 23 Uhr

Den Tag haben wir genutzt, um Campingplatz Scouting zu betreiben und die Highlights der Gegend für unser Buch zu recherchieren. Was immer mehr Spaß macht. Einerseits kommen wir mit den Menschen in Kontakt, was wirklich schön ist. Eine Campingplatzbetreiberin hat uns gleich Geschichten über die verschiedenen Nationen erzählt. Asiaten campen selten, die nutzen die Tourbusse. Deutsche wollen lieber ruhige Natur und Kultur und lassen dafür sogar die Highlights aus. Da fühlen wir uns aber ertappt. Scheinbar scheinen auch die Deutschen die einzigen zu sein, die die lokale Schwimmbad-Kultur sehr genießen. War ein tolles Gespräch. Der Campingplatz war touristisch bisher unbekannt, weil sie noch nicht wusste, wie sie ihn zu Google Maps hinzufügen kann. Ich habe das für die nette Frau übernommen. Ein weiteres, sehr nettes Gespräch hatten wir mit einer Anwohnerin im Nirgendwo, die einen Hot-Pot verteidigte. Dazu aber später mehr.

Noch ein Vorteil der Buchrecherche: Wir fahren auch dahin, wo wir sonst nicht hinfahren würden. Beispiel: Die “Secret Lagoon”, oder auf isländisch “Gamla Laugin” gehörte für mich zur Kategorie “Touristen-Falle”, denn hierher gibt es viele Bustouren. Doch weit gefehlt. Das Bad ist wirklich einen Besuch wert, hat eine lange Geschichte und ist wunderschön angelegt. Es ist das älteste Bad Islands und wurde bereits 1891 erbaut, seit 1909 wurde hier Schwimmunterricht erteilt. 1947 wurde dann in Flúðir ein normales Schwimmbad gebaut und so geriet Gamla Laugin in Vergessenheit. Als “Secret Lagoon” wurde es modernisiert und wieder eröffnet. Es liegt mitten in einem tollen Hochtemperaturgebiet. Ein kleiner Geysir (der Littli Geysir) spuckt alle 5 Minuten eine 2 m hohe Wasserfontäne und mehrere heiße, blubbernde Quellen speisen direkt das Bad. Und nicht nur das. Ein schöner Holzpfad führt direkt durch das Gebiet und so kann man sich diese Naturwunder ganz aus der Nähe ansehen. Das führt auch zu der ganz besonderen Stimmung in dem Bad. Das Bad selber ist 40 m lang und 20 m breit, also recht groß. Zum Schwimmen ist es aber wegen der 38-40°C nicht geeignet. WIr haben uns 2 Stunden treiben lassen und eine Autorenbesprechung durchgeführt. Und geduscht haben wir natürlich auch gleich, denn der Stellplatz am Faxifoss hat keine Duschen. 

Die Secret Lagoon (kurz nach der Öffnung, da sind alle noch am Umziehen)

Hier kommt das heiße Wasser für das Bad her. Der Litle Geysir

Danach haben wir uns dann wirkliche einen “geheimen” Hot-Pot angesehen, das Hrunalaug Hot Spring. Nun ja, heutzutage ist dank Google nichts mehr geheim und so kamen wir in ein nettes Gespräch mit einer Anwohnerin. Sie hat uns erzählt, wie sie früher als Kinder hier baden waren, den Pool gepflegt haben, die Eltern Umkleiden gebaut haben. Und heute kommen die Touristen, hinterlassen Müll und Zigarettenkippen. Am Wochenende sind bis zu 20 Personen in einem Pool ,der kaum 2 m groß ist. Sie war sehr traurig und hat uns gebeten, diesen Hot-Pot nicht in unserem Buch zu erwähnen. Sie möchte den Google-Eintrag gerne gelöscht haben. Wir haben ihr versucht zu erzählen, dass dies in der heutigen Zeit ein unmögliches Unterfangen ist und sie die Situation lieber positiv nutzen sollte. Was sie bereits tut, denn sie verlangt nun 1000 ISK Eintritt pro Person. Ist doch ok. Jutta hat jetzt aber auch tolle Infos zum Stricken eine Islandpullovers und wir wissen, warum Touristen auf der Insel nicht immer beliebt sind. Wir haben aber versucht, das Bild ein wenig gerade zu rücken. 
Hrunarlaug

Wir haben aber auch gelernt, dass es hier gar nicht so einfach ist, die Campingplätze zu finden. In unserem Werbe-Buch aus Island sollte hinter Flúðir noch ein Campingplatz sein, gefunden haben wir außer Schildern aber nichts. Wir haben aufgegeben. Dieser Platz wird es also nicht in unser Buch schaffen. Dafür haben wir auf der Strecke einen Hofladen gesehen und dort frische Gurken und Tomaten gekauft. Das Gebiet um Flúðir ist ja bekanntlich (siehe oben) ein Hochtemperaturgebiet und die Geothermie wird daher zum Beheizen von vielen Gewächshäusern genutzt. Viele davon gibt es in dieser Gegend zusehen, und die frischen Waren kann man vor Ort gleich kaufen. Schick.

Letzter Stopp für heute war die historisch wichtige Stätte Skálholt, wo heute eine moderne Kirche steht. Es gibt aber viele Ausgrabungen zu sehen, die den historischen Bischofssitz von 1056 bis 1785 zeigt. Skálhold war neben Hólar einer der beiden Bischofssitze und als kulturelles und politisches Zentrum über viele Jahrhunderte ähnliche wichtig wie Þingvellir. 1550 wurde hier der letzte isländische Bischof mit seinen 2 Kindern durch die dänischen Besatzer geköpft, da er die Reformation nicht akzeptieren wollte. Ist eine lange Geschichte, bei der die Dänen nicht so gut wegkommen. 

Die Kirche in Skálhold

Am nächsten Tag ist Schwimmen angesagt. Wir sind seit 4 Tagen in Island und waren noch kein einziges mal im Sundlaug (ausgesprochen Sündleug, dt "Schwimmbad"). Klar, wir waren 2 Mal in Thermalbädern, da hat man dann nicht noch viel Luste zu Schwimmen. Aber heute geht es los mit dem Sportprogramm. Überhaupt sind die Schwimmbäder ein wichtiges Kulturgut für die Isländer, Schwimmen gehört zum Alltag und Schwimmbäder sind ein wichtiges Kommunikationszentrum. Die Regeln in den Schwimmbädern sind den Isländern sehr wichtig, wir kennen die aber gut: Also: Schuhe schon im Eingangsbereich ausziehen, ohne Badekleidung duschen und gründlich abseifen, keinesfalls nass zurück in den Umkleidebereich (vorher abtrocknen), keine Kameras oder Smartphones im Schwimmbad. Wir schwimmen also nach dem Frühstück unsere 1000 m im Reykholtslaug und freuen uns, dass wir eine Stunde ganz alleine sind. 

Den Rest des Tages verbringen wir mit Campingplatz-Scouting. Was mal wieder toll war. Viele nette Gespräche und schöne und weniger schöne Campingplätze. In Hraunborgir wären wir glatt gerne geblieben, ein super Campingplatz mit privatem Schwimmbad und Hot-Pot, aber es war gerade mal Mittag.  Also haben wir heute noch 4 weitere Campingplätze angesehen und fotografiert, haben also unser Soll übererfüllt. Die Drohne erweist sich dafür übrigens ideal, denn so bekomme ich von jedem Campingplatz einzigartige Luftbilder hin. Ich sage euch, das wird ein einzigartiger Campingführer. 

Dank Luftbild gibt es in unserem Buch schöne Übersichten von Campingplätzen. Geht nicht besser
Aber ein Touri-Highlight haben wir auch noch mitgenommen, den Kratersee Kerið. Ein alter Vulkan, der sich mit Grundwasser gefüllt hat. Wirklich schick. Ein kleiner Spaziergang drumrum war auch noch dabei - und das bei Sonnenschein. 

Kerið

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