Wanderungen auf Teneriffa - Teno Extreme - Barranco Natero und Barranco Seco

TENO EXTREME - 2 Schluchten

Barranco Natero - Strand - Barranco Seco - Steilküste bei Los Gigantes
18 Kilometer - 5,5 Stunden reine Laufzeit (24 Stunden gesamt incl 12 Stunden Nachtruhe am Strand)
1050 Höhenmeter abwärts, 230 Meter aufwärts

Hier der Track bei Komoot



Achtung: dieser GPS Track dient nur der Übersicht. Da wir in der Schlucht oft keinen GPS Empfang hatten ist der Track ungenau. Ich empfehle die Nutzung von Routen in bekannten Wander-Apps. Bei z.B. Komoot sind die Wanderwege recht genau eingezeichnet

Diese Wanderung ist die extreme Version der Barranco Seco Wanderung aus dem letzem Jahr (hier). Es geht 1050 m hinab in den sehr einsamen Barranco Natero an den Strand am Atlantik. Der Strand verbindet die beiden Barrancos Natero und Seco, so dass man die andere Schlucht wieder hochlaufen kann. Zurück geht es durch den Wassertunnel in die Steilküste von Los Gigantes. Eine extrem abwechslungsreiche Wanderung, eine extrem anstrengende Wanderung (dazu aber gleich mehr) und eine extrem schöne Wanderung. Hier ein paar erste Einblicke:

Im oberen Bereich des Barranco Natero
Im unteren Bereich des Barranco Natero

Am Strand

Barranco Seco am frühen Morgen

In der Steilküste bei Los Gigantes


Bevor wir los wandern hier aber noch ein paar ganz wichtige Tipps und Warnhinweise:

  • Derzeit (Stand Dezember 2019) ist der Eingang der Wanderung bei den Casas de Araza gesperrt. Der Inhaber hat den Eingang zum Wanderweg verbarrikadiert und Schilder aufgestellt. Der Wanderweg beginnt nördlich des Weges zu den Ställen, aber auch hier wurden Verbotsschilder aufgestellt. 
  • Die 18 Kilometer Strecke und 1000 Meter Höhendifferenz nicht zu leicht nehmen! Da man mehrere Gegensteigungen in Kauf nehmen muss summieren sich die Netto-Höhenmeter zu weitaus mehr.
  • Logisch: Genug Wasser mitnehmen. Uns hat aber pro Person 2 Liter gereicht (dazu noch ein leckeres Bier zum Abend), da es 2 Stellen bei der Wanderung gibt, wo man seine Vorräte wieder auffüllen kann. Einmal in 300 m Höhe im Barranco Natero und einmal im Tunnel. Das ist von der Zeit auch ziemlich dreigeteilt. (Achtung: Im Sommer keine Garantie auf genügend fließendes Wasser)
  • Diese Wanderung nicht unterschätzen: Ich selbst habe es nur dank meines klettererfahrenen Wanderführers Torben Andersen (der dazu noch das meiste Gepäck getragen hat ) geschafft. 
  • Die jeweils unteren 100 Höhenmeter sind bergsteigerisch etwas anspruchsvoll. Es ist viel Kletterei dabei, im Barraco Natero ist ein Seil (12 m Länge) und Abseilvorrichtungen notwendig. Im Barranco Seco sind Teile der Strecke als Klettersteig mit Stahlseilen ausgeführt. 
  • Die Wanderung sollte nur bei stabilem, guten, trockenen Wetter unternommen werden. Unbedingt den Wetterbericht prüfen. Die Schlucht kann sich bei Regen in kurzer Zeit mit Wasser füllen! Besonders bei feuchtem Wetter ist Steinschlag deutlich häufiger. 
  • In der Schlucht gibt es oft keinen Mobilempfang. Daher Kartenmaterial zur offline-Nutzung herunterladen
  • In der Schlucht ist selbst der GPS Empfang extrem eingeschränkt. Beim Finden der Route also nicht nur auf die GPS Position vertrauen.  
Dann kann es auch schon losgehen. Der obere Teil (die ersten 400 Höhenmeter) sind mit viel Vegetation überzogen, Ginster, Lamarck-Wolfsmilch (Euphorbia lamarckii) und die Kanaren Wolfsmich (Euphorbia canariensis) sind hier omnipräsent. Für uns als Wanderer oft mühsam, denn man muss sich doch schon durch das Gestrüpp kämpfen. Schrammen und Kratzer auf den Armen sind kaum zu vermeiden. Der Weg ist einfach zu finden und gut ausgebaut, teilweise mit Steinen gesichert. Im oberen Bereich geht es einmal in Serpentinen sehr steil hinunter, ein Problem ist das für erfahrene Wanderer aber keinesfalls. Hier ist die Schlucht noch weit ausladend, alles ist grün und wir wandern in der Sonne.



Der Wanderweg im oberen Bereich des Barranco Natero

Die Vegetation

Wundervolle Ausblicke

Die Schlucht wird enger


Der Feigenkaktus (span: Chumbera, lat. Opuntia ficus-indica)

Lamarck-Wolfsmilch (Euphorbia lamarckii)

In 600 Höhenmetern treffen wir auf eine verlassene Baustelle. Offensichtlich wurde hier der Wasserbau der Gegend vorangetrieben, Pumpen und Stollen, Loren, Gleis und viel Müll finden wir hier. Ein trostloser Ort. Außerdem ist durch das kalkhaltige Wasser die Gegend nun weiß gefärbt - bis weit hinunter in die Schlucht. 

Die Bauruinen am Berg

Die Gleise ins Nirgendwo

Kalkablagerungen

Der Mittelteil (Baustelle bis zur Wasserleitung) ist nun schon etwas schwieriger zu laufen, denn man muss oft Gegensteigungen in Kauf nehmen. Der Weg ist  auch hier noch gut erkennbar. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind nötig, denn oft schmiegt sich der schmale Weg an die Canyon-Wand - und es geht 100 m senkrecht bergab. Schön zu sehen übrigens auf meinem YouTube Video. Belohnt werden wir mit atemberaubenden Felsformationen und hohen Felsen über uns.

Barranco Natero - Mittelteil

Der Weg über der Schlucht


Schwindelfrei sollte man schon sein


Tolle Felsformationen


Der untere Teil ist definitiv der anstrengendste, der anspruchsvollste und der schwierigste Teil der Wanderung. Allein für die letzten 100 Höhenmeter haben wir fast 2 Stunden gebraucht. An einer Stelle ist abseilen angesagt (ca. 5 Meter), an vielen anderen Stellen reicht es den Rucksack abzuseilen und selbst zu rutschen. An der Abseilstelle sind Ringe fest angebracht. Ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen geht hier gar nicht mehr. Teilweise ist es mehr klettern als wandern. Belohnt wird man durch den absolut spektakulären Canyon, der teilweise nur wenige Meter breit ist. Nach sechseinhalb Stunden kommen wir dann pünktlich zum Sonnenuntergang unten am Strand an. Da es schon spät ist stören keine Boote, die sonst hier die Bucht zahlreich besuchen. 

Barranco Natero - unterer Teil

Abseilen ist angesagt

Die Abseilstelle

Der Canyon wird immer schmaler


Kurz vor dem Ziel.

Den Abend und die Nacht verbringen wir unten am Felsenstrand. Im oberen Bereich finden wir mehrere vorbereitete "Campingplätze", die Steine sind zu großen, runden "Burgen" aufgeschichtet und bieten unserem Zelt genug Platz. Die Aussicht auf das Meer ist grandios, aber nie vergessen werde ich die sternenklare Nacht in der Schlucht. Venus und Jupiter stehen in Konstellation und bieten dadurch schon ein astronomisches Schauspiel. Dazu die Milchstraße, die über der Schlucht ein mystisches Bild erzeugt. Und eine besondere Stille und Einsamkeit - ein unvergessliches Erlebnis.

Der Strand Barranco Natero


Unser Zeltplatz




Millionen von Sternen über uns



Früh am nächsten Morgen machen wir uns wieder auf den Weg. Es geht zunächst am Strand entlang in die Nachbarschlucht, den Barranco Seco. Das Meer tobt, die Geräusche sind atemberaubend. Und dann geht es wieder bergauf, die Meeresbrandung verschwindet schnell hinter den vielen Windungen der Schlucht. Auch hier ist etwas Klettern angesagt, auch hier muss man die Hände auf jeden Fall benutzen. An einer Stelle ist sogar ein Klettersteig mit Stahlseil angebracht. Schwierig wird es für uns aber erst, als wir den Abzweiger zum Tunnel suchen. Wir verpassen leider den Weg, der wirklich schlecht zu erkennen ist und machen uns querfeldein zur angegebenen GPS Position. 

Der Strand Barranco Seco

Der Barranco Seco in der Morgensonne

Am Strand

Es geht wieder hinauf

Und der Blick zurück

Von hier aus geht es durch den Wassertunnel in die Steilküste. Hier gleicht sich die Tour mit der Baranco Seco Tour (hier), im letzten Jahr kamen wir von oben. Dieses Mal ist es für uns der einfachste Teil der Wanderung. Denn es sind ab hier kaum mehr Höhenmeter zu überwinden, der Wanderweg ist einfach und gut ausgebaut. Nur Schwindelfreiheit ist halt wieder wichtig.  Dann zeigt sich das gesamte Panorama der Steilküste vor uns - ein traumhafter Abschluss der Wanderung. Hinweis: Hinter dem Tunnel geht es NICHT (!) an der Wasserleitung entlang, sondern bergab - immer den orangefarbenen Pfeilen und Punkten folgen. 

In der Steilküste




einzigartiger Wanderweg

toller Ausblick

Angekommen in Los Gigantes
Und hier das Video


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