Teil 2: Bruarfoss und Þingvellir.
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Der Bruarfoss - übrigens mit einem IPhone fotografiert. Software macht es möglich |
Nachdem wir lange im kalten Wasser des Laugarvatn und noch länger in den 4 heißen Becken der Hot-Pots aufgehalten haben ist es spät geworden. Wir finden einen schönen, ruhigen Campingplatz etwas weiter östlich, da wollen wir morgen wandern gehen.
Erst mal eine kurze Info, warum wir immer auf Campingplätzen stehen, was für uns doch eigentlich unüblich ist. Die Antwort ist so einfach wie simpel: Wegen der großen Anzahl an Touristen hat Island seit 2016 ein Gesetz, was das Übernachten in Wohnmobilen außerhalb von Campingplätzen grundsätzlich verbietet. Leider haben zu viele Camper hier Unfug getrieben und die Natur zerstört.. Und daher müssen wir die Campingplätze aufsuchen. Campingplätze sind in Island im Vergleich zu anderen europäischen Ländern aber nur sehr selten organisierte Großplätze. Sie liegen meist landschaftlich wunderbar, teilweise sehr einsam und oft sehr klein. Jede Wiese eines Bauern, der einen Platz für uns Touristen gesperrt heißt in Island Campingplatz. Campen ist üblicherweise preiswert (1000-1500 ISK pro Person), die Ausstattung aber oft extrem einfach. Die sanitären Anlagen sind gerne nur ein umgebauter Container. Aber wie gesagt, der Großteil der Campingplätze liegt wunderbar und landschaftlich traumhaft. So auch heute, eine ruhige Wiese an einem Berg.
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So sieht der übliche isländische "Campingplatz aus". Voller wird es auch selten. |
Zu essen gibt es bei uns übrigens viel Lamm. Einerseits ist das hier preiswert, andererseits sehr lecker. Unser klassisches Gericht ist Lamm mit Süßkartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch. Können wir nicht genug von kriegen.
Am nächsten Tag dann unsere geplante Wanderung. Es geht früh los und wir schaffen es in der Tat als erste am Parkplatz angekommen. Für mich als Fotograf ist das nicht ganz unwichtig, denn Landschaft mit vielen Leuten drauf ist nun mal nicht besonders schick. Und heute geht es in eine ganz besondere Landschaft - zum Bruarfoss. Geheimtipp kann man eigentlich nicht mehr sagen, nachdem er bei YouTube gehyped wird und auch bei Google Maps leicht zu finden ist. Trotzdem kommen aber nur Individualtouristen hier her, was den Besucherkreis schon mal einschränkt. Außerdem hat es 2 Tage geregnet, die Wege sind extrem matschig, was auch die Wanderer ohne gutes Schuhwerk ausschließt. Wir sind aber voll ausgestattet und los geht es. Vom Parkplatz aus geht es immer am wunderschönen Fluss entlang 3,1 km bis zum Bruarfoss. Der Weg ist landschaftlich ein Traum, teilweise durch lichten Birkenwald, meist direkt am rauschenden Fluss. Auf dem Weg trifft man noch zwei weitere, fotogene Wasserfälle. Zuerst den wirklich schönen und großen Hlauptungufoss, in dem die Wassermassen des Flusses durch einen engen Fall getrieben werden. Danach kommt noch der weniger spektakuläre Midfoss. Der Bruarfoss ist durch seine tief eingeschnittene, trichterförmige Form von ganz besonderer Schönheit. Außerdem ist durch sein tiefblaues Wasser für mich ein Traum als Fotograf. Aber seht selbst.
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Hlauptungufoss von oben |
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So geht es immer am Fluss entlang - toller Wanderweg |
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Und nochmal der Bruarfoss |
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Und diesmal mit einer DSLR fotografiert. |
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Und hier von oben |
Und dann fahren wir wieder ein wenig zürück, denn es geht nach Þingvellir (dt. “Ebene der Volksversammlung). Das Gebiet hat gleich zweierlei Besonderheiten. Einerseits hat das Gebiet hohe historische Bedeutung, Hier wurde ab 930 jährlich für zwei Wochen im Juni die Versammlung Althing abgehalten. Sie hatte gesetzgeberische und gerichtliche Bedeutung und war nach den Parlamenten der Antike eines der ältesten Parlamente der Welt. Andererseits hat das Gebiet geologische Bedeutung, das Gebiet liegt mitten in der Grabenbruchzone der Kontinentalplatten. Eindrucksvoll kann man hier die Risse und Felsspalten bewundern, die durch das Auseinanderdriften der Kontinentalplatten um 2cm pro Jahr entsteht. Wir schauen uns das nach dem Abendessen bei einem Spaziergang nochmal an und wandern bis zum Öxarafoss - einem künstlichen Wasserfall. Der Fluss wurde im Jahr 930 umgeleitet, um genug Wasser für das Althing zu haben.
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Die Grabenbruchzone im Nationalpark Þingvellir. Im Hintergrund der Öxarárfoss und links daneben der Lögberg, von dem damals die Gesetze gesprochen wurden |
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Öxarárfoss |
Noch beeidruckender wird es, wenn der Grabenbruch unter Wasser verläuft. In der Silfra-Spalte kann man schnorcheln oder tauchen und so die imposante Unterwasser-Spalte besichtigen. Was ich natürlich unbedingt machen musste. Und ich kann euch sagen, das war aufregend. Einerseits weil das Wasser nur 2°C hat - und das ist wirklich kalt. Andererseits, weil das Wasser hier das klarste der Welt sein soll. Das Wasser kommt unterirdisch vom Gletscher Langjökull und fließt die 50 km durch Lavagestein. Da so gefilterte, super reine Wasser kommt dann hier wieder zum Vorschein. Die Sichtweite soll bis zu 100 m betragen, was ich mangels Zollstock nicht nachmessen konnte. Aber ja - es ist sehr, sehr klar. Gutes Quellwasser halt. Was praktisch ist, denn Wasser im Schnorchel ist hier kein Problem, man trinkt es einfach aus. Due Kälte ist zu ertragen, man bekommt gute Ausrüstung, also einen Polar-Einteiler, darüber einen sehr dickenTrockenanzug, dazu Handschuhe und eine Haube. Mit dem Wasser kommt eigentlich nur das Gesicht in Berührung, da wo keine Maske ist. Schlimm ist das nicht, es wird alles eigentlich sofort taub. So richtig schnorcheln muss man eigentlich auch nicht, denn durch die Strömung in der Spalte wird man vorwärts getrieben und kann sich die bis zu 80 m tiefe Silfra in Ruhe ansehen. Am Ende geht es wieder raus. die Spalte ist eine Taucher-Einbahnstraße. Gut so, denn es ist sehr voll. Ich bin hier nicht der einzige, der diese Tour klasse findet. Tipp.Eine Tour früh am Morgen buchen, dann muss man nicht so lange anstehen.
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Schnorcheln in der Silfra-Spalte |
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Alex im kalten Wasser |
Nachdem ich wieder aufgetaut bin sind wir weiter gefahren. Next Stop: Geysir. DIe Geschichte um die Wasserfontäne kennt glaub ich jeder von unserer letzten Reise. Wenn nicht -
da einfach nachlesen.Wir waren auch nur ganz kurz hier, denn es war um die Mittagszeit und Google Maps zeigte schon Straßenverkehr in rot an. Es ist wirklich irre voll hier. Also unfassbar voll. Netterweise schießt der Strokkur 25-35m hoch, da fallen die ganzen Menschen gar nicht mehr auf. Trotzdem war es letztes Jahr schöner, da waren wir um Mitternacht hier. Aber wir sind ja auch nicht wegen des Geysirs hier - den kennen wir ja schon.
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Voll ist es am Strokkur. |
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Aber immer wieder schön |
Auch den Gullfoss kennen wir, trotzdem fahren wir heute noch mal hin. Der Grund ist fototechnischer Natur. Denn dieses Jahr habe ich neben einem guten Stativ auch ein Set an ND-Filtern dabei (Neutral-Density, Sonnenbrille für den Fotoapparat). So kann ich jetzt 4 sec Belichtungszeit mitten am Tag hinbekommen und noch ein paar hübsche Bilder aufnehmen.
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Der Gullfoss - diesmal mit Regenbogen. (1 sec Belichtungszeit, 1,8xND-Filter) |
Obwohl ich ja sagen muss, dass der Live-Langzeitbelichtung-Modus auf dem IPhone mittlerweile auch erstaunlich gut ist. Das IPhone kann zwar keine lange Belichtung, dafür macht es dann aber einfach ein Live-Video und setzt es per Software zusammen. Beeindruckend. So ein Foto gibt es vom Faxafoss, unserem heutigen Ziel. Wir haben einen hübschen Campingplatz gefunden, direkt an einem Fluss und gleich neben dem Wasserfall. Gigantisch.
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Der Faxifoss - Aufgenommen mit dem IPhone |
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Und unser Platz für heute Nacht.- Traumhaft |
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